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Singapur

Stadt der Mallwürfe und Dschungelreservate
Teil 2

© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany

Erstellt: August 2004
Teilaktualisiert: Juli 2011 

Verzeichnis aller Reiseberichte
zu Singapur Teil 1

Übersicht

 

Abspann

 

Ausblicke auf die Skyline

Neben den üblichen Tipps, hier mal einige etwas verstecktere.

Schwimmbäder

An der MRT-Station Tampines befindet sich ein Sportkomplex mit einem angeschlossenen Schwimmbad. Dazu begibt man sich 6-700 m nördlich aus der Station, quert den Bushof, läuft in die senkrecht abgehende Straße und erreicht an der nächsten Querstraße an der gegenüberliegenden Seite eine Badmintonhalle. Dahinter liegt das Schwimmbad, das leider kein einzigen Grashalm im Innenbereich (sprich Grünflächen) aufweist. Nur ein Wasserbecken ist geeignet um Bahnen zu ziehen, die restlichen dienen an den Wochentagen Schülern der umliegenden Schulen zum Schwimmunterricht, ferner gibt es noch ein recht fantasieloses größeres Plansch- und Spaß und für die Kleinsten. Zudem gibt es noch eine lange Betonballustrade mit knapp 20 Sonnenliegen und Blick auf die typischen sozialen Wohnbaublöcke. Davon abgesehen gibt es Schwierigkeiten sich irgend wo hinzulegen, es wurde schlicht kein Platz dafür eingeplant. Lediglich die überdachten Zuschauertribünen eignen sich, das knappe Dutzend Plastikbänke auf dem Gelände ist i.d.R. von (meist vermummten) Müttern der Schüler okkupiert. Eintritt 1 S$.
Vom Freibad kommend befindet sich rechts der vorbei führenden Straße auf der gegenüberliegenden Seite eine Bushaltestelle. Angefahren wird sie u.a. von der Linie 34, die man nutzen könnte, um zum / vom Airport zu gelangen. Alle 3 Terminals werden unterirdisch, praktisch den "Lieferanteneingang" nutzend, angefahren. Bis T1 zahlt man 1.25 S$. Ein entspannender Badbesuch könnte also eine gute Idee bei einem längeren Zwischenstopp auf dem Weiterflug oder vor dem Abflug darstellen.
Ein weiterer Sportkomplex mit Schwimmbädern befindet  sich an der MRT-Station Toa Payoh, in der Nähe des HDB Hub. 

Ausflüge mit der U-Bahn

Ausflüge mit der U-Bahn? Ja, auch das kann interessant sein. Sieht man einmal von der Waterfront - Punggol - Linie ab, die vollständig im Untergrund verläuft, bieten die anderen Strecken auch Ausblicke auf die - meist ideenlosen - Wohnstädte der Vororte, wenn gleich architektonisch etwas abwechslungsreicher als in manchen Orten in Deutschland. Offensichtlich hat man die Architekten, die in in den 1970iger Jahren Bonn-Tannenbusch hochgezogen hat, hierher verbannt. Wie, Bonn- Tannenbusch ist nicht bekannt? Dann sollte man mal dorthin fahren! Besonders empfiehlt sich (in Singapur natürlich) eine Rundfahrt auf der Nord-Südstrecke, die etwa eine Stunde dauert. Gelegentlich sieht man sogar Waldstückchen, ansonsten hat man den Eindruck, dass der Inselstaat eine riesige Stadt ist, die von lästigen Grünzeugflächen unterbrochen wird.
Jedoch sind Fahrten mit dem Bus meist interessanter, dauern sie doch zudem oft erheblich länger. Kleiner Wermutstropfen für Reisende mit äußerst schmalem Geldbeutel: Auch etwas teurer.

Malay Village

Nur wenige Hundert Meter von der MRT-Station Paya Lebar, in Geyland Serai, an der Geylang Rd. gelegen, liegt dieser letzte, originäre Siedlungsrest der vor Jahrhunderten eingewanderten malaiischen Bevölkerung, umgeben von den üblichen Hochhäusern. Auf 220.000 ft² bieten über 100 Geschäfte, teils spezialisiert auf Kunsthandwerk, ihre Waren an. Die schmalen Wege zwischen den teils sehr alten zweistöckigen Holzhäuser entführen in ein ganz anderes, viel asiatischeres Singapur, wie es nur noch Little India und Chinatown bieten: Eine Art Open Air Museum. Das Kampung Museum vermittelt einen Eindruck der bewegten Vergangenheit.

Botanische Gärten Singapur

Der gut drei quadratkilometergroße große, 1822 von keinem geringeren als Sir Stamford Raffles gegründete Botanische Garten liegt nur 20-25 Laufminuten westlich der oberen Orchard Road. 1829 wurde der Garten bereits wieder geschlossen, dann 30 Jahre später die jetzigen Singapore Botanic Gardens eingerichtet. In den ersten Jahren spielten sie eine wichtige Rolle als Experimentalstationen für potentiell brauchbare Pflanzen zum Wohle der Kolonie, insbesondere der sowieso schon Reichen und Mächtigen. 1877 wurden 22 Gummibaum-Setzlinge (Hevea brasiliensis, Para Rubber) in Glaskästen von den Royal Botanic Gardens Kew in London angeliefert. Am Ufer des jetzigen Symphony Lake (bei der Wasserbühne erinnert ein Denkmal daran) konnten 11 erfolgreich angepflanzt werden: Die Geburt der Kautschukindustrie. Von der malaiischen Halbinsel aus eroberte der Gummibaum dann nach und nach in einem Triumphzug die gesamte tropische Welt.

Der botanische Garten ist gut für einige wenige Stunden, aber auch einen ganzen Tag, mit Bestimmtheit sogar mehr. Von 5-24 Uhr geöffnet, bietet er Spaziergängern und Joggern inmitten der Großstadt eine erholsame Idylle. Das Rauchen sollte unterlassen werden, ist aber nicht generell verboten. Freunde von einsamen Skulpturen kommen entlang der Wege immer wieder auf ihre Kosten, es gibt aber einige sehr abgeschieden gelegene Bänke.  
An den Eingängen gibt es umfangreiches Informationsmaterial, darunter einen guten Wegeplan. Leider gibt es keine brauchbaren Broschüren für Rundgänge und der kleine Parkführer genügt nur einfachsten Ansprüchen und ist ohne Routenbeschreibung, ein weiterer eher als Bildband für daheim zu gebrauchen. Daher werde ich im folgenden etwas ausführlicher.
Wer stärker gehbehindert ist, sollte auf die zwar leichten, aber in diesem Falle nicht einfachen Hügelanstiege verzichten. Auf den gesamten Botanischen Garten muss aber nicht verzichtet werden. Vom Eingang Tanglin Gate, Ecke Cluny Rd. / Napier Rd. führt ein ebener Weg geradeaus zum Swan Lake. Dort findet man eine kleine, gusseiserne viktorianische Aussichtsterrasse aus den 1850iger Jahren, die lange Zeit auf dem Grundstück des Old Admirality House an der Grange Rd. stand. 1969 wird es ab-, am Eingang zum Regenwald wieder aufgebaut und fand 2001 seinen sicherlich passendsten Platz. Der Schwanensee wurde den Botanischen Gärten 1866 hinzugefügt. Nach Schwanengesang wird man vergeblich lauschen müssen. Vielmehr wurde ein Fünfergespann schweigender Schwäne aus Metall von Amsterdam importiert. Auf der kleinen Insel steht eine Gruppe von eleganten Nibong Palms (engl.). Der See stellt eine der wichtigsten Wasserressourcen des Parks. Rund um den See finden sich auf ebenem Gelände viele Plätze, um sich niederzulassen und die künstliche Landschaft zu genießen. Leider wird man gerade in dieser Ecke besonders durch die nahe Hauptstraße ein wenig gestört, was sich deutlich legt, wenn man sich soweit wie möglich von ihr entfernt.

Rundgänge und Abstecher

Ein Vorschlag zu einem Rundgang mit Besuch einiger interessanter Stationen und Abstecher soll in dieser Beschreibung am Tanglin Gate, Ecke Cluny Rd. / Napier Rd. (Zeit = 0, addiere die folgenden Zahlen) beginnen und zum Visitor Center führen.
Zunächst führt rechts ein serpentinenartiger Weg von dem Koi-Fischteich hügelan. Überall laden kleine Bänke zum Verweilen ein. Besonders schön lässt sich eine kurze Pause oberhalb des im Parkplan (im Besucherzentrum kostenlos, ansonsten ist er häufig ausgehängt) mit E bezeichneten Bereich einlegen. Von hier überblickt man einen weiten, sanft geneigten und weitgehend freien Rasenabhang bis zum Schwanensee. Auf dem Gelände stehen vereinzelt riesige Regenwaldbäume. Die höchsten sind mit einem Blitzableitersystem ausgestattet, ein Zähler vermag sogar die Anzahl der Einschläge zu registrieren. Einer von ihnen ist der "Regenbaum": Samanea saman, Rain Tree. Er erinnert an die schirmartigen Tamarinden (die zu den Akazien gehören), ist aber eigentlich im tropischen Amerika beheimatet und wurde von den Kolonialisten schon sehr früh eingeführt. Unter den vielen Exemplaren gibt es vereinzelte, wie weiter hügelan am Bandstand, die ein deutlich gelbes Blätterwerk aufweisen. Es mag sich um eine genetische Mutation handeln, aber der exakte Grund für diese Gelbfärbung ist noch nicht geklärt. (Laufzeit 10-15 min)
Der Weg führt weiter entlang der Upper Ring Rd., zwischendurch wird eine Fontaine mit ihrer großen, nur durch Wasserkraft bewegten Granitkugel aus Schweizer Urgestein passiert. Von hier lohnt sich ein Abstecher in die Franchipani-Abteilung mit ihren vielen Blütenvarianten zwischen leuchtend weiß über gelb nach tiefrot. Fast allen ist der intensive Geruch nach "Südsee" gemein. Auf Deutsch wird er Pagodenbaum 95, Tempelblume, -strauch und auch ganz dem internationalen Flair entsprechend Frangipani genannt. Im 12. Jahrhundert stellte ein Italiener gleichen Namens ein beliebtes Parfüm her. Vier Jahrhundert später wurde in der Karibik - die ursprüngliche Heimat des nun überall in den Tropen vorkommenden Baumes - eine Blüte mit ähnlichem Duft entdeckt und erhielt fast schon zwingend diesen Namen. Häufig findet man ihn vollkommen blattlos und aus den kahlen, schuppenartigen, sehr dicken Zweigen ragen wie magisch die Blüten heraus. Er steht dadurch in Ostasien im Ruf der Unsterblichkeit, da er angeblich selbst dann noch grünt und blüht, wenn er schon ausgerissen ist. Aus diesen philosophisch-religiösen Überlegungen und Traditionen heraus findet man ihn auch häufig auf Friedhöfen.
Direkt dahinter befindet sich eine hübsche kleine Bonsai-Ausstellung, etwas weiter kommen die Sukkulenten-Freunde auf ihre Kosten. Durch die "Wüste" hindurch und man steht vor etlichen Orchideenspalieren, in denen die Symbolblume Singapurs, die Vanda Miss Joaquim gezüchtet wird. Hält man sich von dort rechts den Hügel hinauf, erreicht man den "Bandstand". Der Pavillon wurde Anfang der 1860iger Jahre errichtet, erhielt seine oktagonale Form 1930 und wurde noch viele Jahre am frühen Abend von Militärkapellen genutzt. (2008 in Renovierung.) Wer weiß, wie lange diese Stille in Zeiten zunehmender Nostalgie noch andauern wird. (Laufzeit +15-20 min)

Von dem Bandstand läuft man zurück zur der Kreuzung Lower Ring Rd. / Maranta Av., geradeaus zweigt die Liane Rd. ab. Nach wenigen Metern geht es links hinab in einen schmalen, noch unbenannten Weg, der sich mit dem entgegenkommenden Weg von der Orchid Plaza zu dem "Mittelweg" vereinigt. Er war 2008 leider vorübergehend gesperrt. Der Ringweg über die Liane Rd. bzw von der Orchid Plaza oder vom Visitor Center kommend, wurde Mitte 2007 von einem betonierten Weg zu einer schönen, erhöhten Promenade mit Holzplanken ausgebaut, die auch für Rollstuhlfahrer ideal ist. Zusammen mit der Upper Palm Valley Rd. wird ein kleiner, aber feiner, 6.2 ha großen Regenwaldabschnitt umgrenzt. Einem Zufall ist es zu verdanken, dass es sich tatsächlich um fast primären Wald handelt. Der größte Teil des heutigen Gartens war 1859 mit Lallang Gras (engl.) bewachsen, dieses kleine Areal - ein kärglicher Überrest des Waldes, der ursprünglich ganz Singapur bedeckte - wurde von Anfang integriert und blieb seitdem fast unverändert. 314 Arten, 15% der Flora von Singapur, lassen sich hier finden. 80% davon sind selten oder gefährdet! Es handelt sich um einenTiefland-Dipterocarpus-Regenwald, da hauptsächlich Shorea, Vatica und Hopea (wie H. mengarawan, ein typischer Brettwurzelbaum), aber auch der mächtige Dyera costulata (Malay Jelutong; sein Latex war bis in die 1960iger wichtiger Bestandteil von Kugummi) wachsen. 22 Arten von Termiten profitieren davon. Einer der höchsten Bäume in diesem Bereich ist eine Shorea gratissima (Malay Meranti Laut), einer der beeindruckensten Ficus kerkhovenii (Würgefeige, weil er seine ursprüngliche Wirtspflanze regelrecht erdrosselt), der im Laufe der Zeit einen "eigenen Wald" entwickeln kann. Auffällig ist auch das kunstvolle Gewirr der Liane Entada spiralis, direkt am Wegrand. Am Eingang zum Rain Forest Trail beim Besucherzentrum sieht man eine von vielen Arten der Rattan"lianen": Myrialepis paradoxa. Paradox ist vor allem, das aus der stachelbewerten Kletterpalme - Liane ist also falsch - komfortable Möbel gefertigt. 
Nicht nur über 400 Pflanzenarten wurden in diesem winzigen Stück Wald gezählt, auch eine interessante tierische Diversität ist vorhanden. Mit seinen schwarz-weißen Seitenstreifen und der hellen gelb-rotbraunen Bauchseite sehr schön anzuschauen ist das immer wachsame Schönhörnchen (Callosciurus notatus, Plantain Squirrel, bis 22 cm). Die stark dunkel rötlich-braun gefärbte Gemeine Baumspitzmaus (Tupaia glis, Common Tree Shrew) wird häufig mit ihm verwechselt, ist aber mit max. 20 cm erheblich kleiner und auch schmaler. Wenn man mal die Glattechse (Mabuya multifasciata, Common Sun Skink, bis 35 cm) für länger zu sehen bekommt, sieht man, dass sie in blau und grün leicht metallisch glänzt. Auch die Eidechse Calores versicolor (Changeable Lizard, bis 37 cm) eignet sich für schöne Fotos, wenn sie nur einmal still halten würde.
Der in Asien häufige, beliebte „sprechende Vogel“ Beo 159 (im Park: Common Myna + White Vented Myna) irritiert oft andere Vögel durch Rufnachahmung, imitiert als Kulturnachfolger Handy-Klingeltöne, Husten und Lachen, einige Worte und kurze Sätze und sorgt so für einiges an Belustigung. Daneben sind noch die Spotted Dove mit ihrem gepunkteten Halsband und die Peaceful Dove häufig zu sehen. Auffallend ist der Schwarznackenpirol 164: Auf dem Rücken goldgelb und schwarz gefärbt und mit orangem Schnabel. Sollte man sie mal nicht sofort sehen, hilft ihr lautes glucksendes Rufen und "Schnattern" (man könnte auch sagen "vor sich hin brabbeln") für sich alleine oder um Kontakt mit Partnern zu halten beim Aufspüren. Sie fliegt in einer typischen undulatorischen Weise, kommt häufig in Südostasien vor und ist oft am Rande von Kokosnuss- und Bananenplantagen anzutreffen. Der Philippinische Eisvogel 164 und sein Kollege der White Throated Kingfisher sind neben vielen anderen im Park, besonders gut oberhalb des Eingangs zum Evolutionsgarten von dem Abhang aus, zu beobachten. Ein sehr seltener Gast geworden ist der auffällig rostbraun gefärbte Brahminenweih 91 mit weißer Brust und weißem Kopf, der leicht mit einem Seeadler verwechselt werden kann, allerdings erheblich kleiner ist.

Von der Orchid Plaza bieten sich an:

Der Rückweg könnte über die Upper Palm Valley Rd. führen, man sollte noch den Abstecher Heliconia Walk entlang des Seeufers mitnehmen, um sich schließlich dem Visitor Center und Ausgang zuzuwenden. (Laufzeit +15 min)
Kurz zuvor sieht man auf dem Hügel links das E.J.H. Corner House. Es gehörte dem gleichnamigen Assistand Director von 1929-1945, ein Spezialist für Pilze, tropische Bäume und Palmen. Er nahm danach eine Professur für tropische Botanik an der Universität in Cambridge an. Heute beherbergt es das edle Restaurant mit Weinkeller au Jardin DES AMIS.

Wer nun noch Zeit und Lust hat, insbesondere wenn wissbegierige Kinder mit im Gepäck sind, sollte unbedingt einen Abstecher in den 1.5 ha großen Evolutionsgarten unternehmen. Hier gibt es eine gelungene Mischung aus Geologie und Biologie und Information: Von der Entstehung der Erde und des Lebens, alles auf einem spiralförmigen Rundwanderweg angelegt, wenn auch verständnisvoller Weise nicht maßstabsgerecht. Der Pfad versucht die damalige Pflanzengemeinschaft mit Hilfe lebender Fossilien, wie z.B. den Baumfarn (siehe etwas ausführlicher hier), nahen Verwandten oder Rekonstruktionen in der zeitlichen Abfolge ihres Erscheinens zu visualisieren. Den Eingang markieren einige mächtige, versteinerte Baumstämme - ein bewusster, effektvoller Bruch der Chronologie. 
Nur wenige Meter markieren den Beginn der unwirtlichen, kahlen Erde mit ihren Vulkanen vor etwa 4.600.000.000 Jahren. Ca. 3 Milliarden Jahre zählen die ältesten Lebewesen. Diese Cyanobakterien, früher Blaualgen genannt, bauen noch heute im Flachwasser vor der Küste Australiens ihre typischen pilz-/hügelartigen Stromatolithen (Repliken) aus Calciumcarbonat auf. Sie sind gleichzeitig die ersten chlorophyllhaltigen Lebewesen, die durch Fotosynthese die Atmosphäre erstmals mit Sauerstoff erfüllten. Vor etwa 450 Millionen Jahren wagten schließlich die ersten Algen und Leberblümchen Brückenköpfe an Land anzulegen. Zu ihnen gesellten sich auch Horsetails (Equisetum hyemale), grashalmartige Gewächse, vor 380 Millionen Jahren. Aus primitiven Lagerpflanzen entwickelten sich Moose, Aurora Australis (Roaring Horsetail + Giant Horsetail), der stabähnliche Farn Wisk Fern (Psilotum nudum), dem die meisten heutigen Landpflanzen im Aufbau ähneln, und Cooksonia mit ihren kugelförmigen Endungen (Replik); die Biodiversität nahm rapide zu. Über die nächsten 100 Millionen Jahre entwickelten sich aus ihnen Farne, primitive Nadelbäume, Kletterpflanzen und Epiphyten. In den riesigen Sümpfen des Devon und Karbon wuchsen gigantische Lycopod-Bäume (Lepidodendrons - als Replik gezeigt, Clubmoss Tree), die mit Schuppenbäumen und anderen längst ausgestorbenen Gewächsen die heutigen Kohlevorkommen bildeten.
Der Ginkgobaum (Ginkgo biloba) wird als ein "lebendes Fossil" bezeichnet, weil er die einzige heute noch lebende Art der Ordnung Ginkgoales ist, welche im Mesozoikum eine weit verbreitete und formenreiche Gruppe darstellte. Ebenfalls bis in heutige Zeit überlebt haben die Baumfarne 167 (ausführlicher, engl. Cycads). Etwa zur gleichen Zeit, vor etwa 230 Millionen Jahren, mutierte eine nicht bekannte Pflanze und im Laufe der Selektion entstand eine wasserlilienähnliche Variante. Im Anschluss hielt sie sich fast 50 Millionen Jahre vornehm zurück, als wolle sie Energie sammeln. Dann offerierte sie ihr genetisches Potential: fächerte sich explosionsartig in viele verschiedene Arten auf und die Blütenpflanzen traten ihren Siegeszug an, das floristische Gesicht der Erde bis heute prägend. Das Blumen- und Fruchtangebot in Formen, Farben und im wahrsten Sinne des Wortes zum Geschmack für jeder"mann" ist nur der raffinierte Ausdruck die Fauna auszunutzen, für die Verbreitung und Erhaltung der Blütenpflanzen zu arbeiten. Und das ohne Großhirn, aber mit Rinde. (reine Laufzeit +20 min +Rückweg 5-10 min)

Wer nun noch nicht genug hat, kann noch die Strecke bis zum Ökosee durchlaufen oder es sich für den nächsten Tag aufheben. Was man genau unter "Öko" in Singapur versteht, wird gleich zu Anfang unmissverständlich erklärt: 1. eine naturbelassene Umgebung (wovon man in der parkartigen Landschaft nicht viel mitbekommt) und 2. eine Anlage, mit ökonomisch interessanten Pflanzen. Letzteres wird dargestellt durch Abteilungen mit tropischen Nuss-, Frucht- und sonstigen Nutzbäumen, sowie Gewürzen und medizinisch interessanten Gewächsen. 
(reine Laufzeit mind. +30 min +Rückweg 10-15 min)

Es gibt aber noch viel mehr zu entdecken! 

Singapore Science Center

Ganz im Stil des Deutschen Museums in Bonn und München aufgebaut, ist es eine Fundgrube für alle Wissenschaftsinteressierte. Vor allem Kinder mit Familie kommen hier auf ihre Kosten und können nach Herzenslust experimentieren. Für die singapurianischen Schulklassen stehen sogar eigene Laboratorien zur Verfügung, wo sie unter Anleitung DNA klonen können. Aha, so schaffen die also ihre Arbeitskräfte.
Angeschlossen ist eines der atemberaubenden Omnimax-Theaters.
Eintritt S$ 6, Kinder die Hälfte, Reduktion bei gleichzeitigem Kauf einer Kinokarte. 10-18 Uhr, Montags (außer Ferien) geschlossen!! www.science.edu.sg

Unterwasserwelt von Sentosa

Eine absolute Sehenswürdigkeit auf der Vergnügungsinsel Sentosa ist die künstliche Unterwasserwelt. Allerdings ist der Ersteindruck erschreckend. In einer großen Säule, alles aus 6 cm starken Acrylglas geformt, das in Deutschland hergestellt wurde, schwimmen Fische - darunter auch Dolly -, einzelne mit ausgeprägten Geschwüren, um halbtote Korallen. Direkt neben dem Eingang gibt es einen "Unterwasserstreichelzoo" mit Seesternen aber auch kleinen Haien, Stachelrochen und Igelfischen. Ich kann nur mit dem Kopf schütteln. Auch die folgenden Aquarien sind zunächst recht traurig anzuschauen. Je tiefer man allerdings steigt, desto interessanter wird es.
In einem großen Aquarium, die übrigens alle sehr informativ beschriftet sind, befinden sich etliche Sepien 53. Ihre Intelligenz kann durch Kommunikationsversuche getestet werden. Je nach Laune der Wirbellosen gibt es "Antworten". Ein Winken mit den Fingern wird durch ein "Winken" mit den Fangarmen imitiert, besonders Neugierige begeben sich auch dicht an die Scheibe und beäugen dargebotene Objekte, folgen diesen sogar. Interessant war die Reaktion auf mein Notizheft. Schließlich zeichnete ich einige einfache geometrische Figuren und hob einige Teile durch dicke Striche hervor. Es schien, als ob "mein" Sepia diese studierte! Noch überraschender war die Reaktion, als ich das Heft zuklappte. Im Bruchteil einer Sekunde veränderte der Kopffüßler seine Hautoberfläche. Runzeln, Warzen und Stacheln erschienen und es trat eine schlagartige Verfärbung ein. Gleichzeitig flüchtete es mit hoher Geschwindigkeit rückwärts. Mein Heftumschlag war knallrot!!
Mimikry (Camouflage) wird im Nachbarfenster an Hand der seltenen Blattseepferdchen (Phycodurus eques) und Geisterpfeifenfische (Phyllopteryx taeniolatus) demonstriert.
Das Prunkstück ist allerdings ein 80 m langer Acrylglastunnel, auf dem man sich mittels einer gemächlichen Rollbahn durch das große Aquarium bewegt. Riesige Makrelen und Zackenbarsche, die locker ein kleines Hochhaus zur Mahlzeit gereichen würden, ziehen gemächlich ihre Bahnen. Die vom Aussterben bedrohte Seekuh (Dugong dugon) 160 hat hier vor Jahren als gestrandetes Baby seine Heimat gefunden und ist aufgepäppelt worden. Viele Spielgefährten hat diese Sirene allerdings nicht. Was allerdings die früheren Seefahrer veranlasst hat die tollpatschigen und nicht gerade besonders hübschen Säuger als Meeres- bzw. Seejungfrauen zu bezeichnen wird für immer ein Rätsel bleiben. Nur 6 cm trennen mich von Rochen und Gitarrenhaie, denen es offensichtlich Freude bereitet, sich über meinen Kopf auf die Tunneldecke zu legen. So nah jede Einzelheit studieren zu können ist einem Taucher niemals möglich, auch nicht "Tiger"- (womit Leopardenhaie gemeint sind 62) und Ammenhaie aus nur 1 m Entfernung ausgiebig zu betrachten. Man kann übrigens auch ein exklusives Abendessen mit Hai arrangieren! Die Tische werden dazu auf die Rollbahn gestellt.
Alternativ taucht man mit einem Mitarbeiter im Aquarium und kann hautnah bei der Fütterung dabei sein, bei der Haifütterung allerdings vorsichtshalber hinter Gittern.
Im Eintrittspreis für die Unterwasserwelt ist eine Show im Delphinarium enthalten. Da es sich in einer natürlichen, abgesperrten Meeresbucht befindet, schaute ich sie mir ausnahmsweise mal an. Es sind rosafarbene Delphine!

Chinesischer und japanischer Garten

Ganz kurz: lohnen sich beide nicht mehr!! Sie werden dem Zerfall überlassen, aber angeblich soll es ein neues Konzept geben.

Jurong Vogelpark

Man mag es mich kaum wiedererkennen, aber auch den Jurong Birdpark kann ich mit meinem Groll auf eingesperrte Tiere dennoch empfehlen. Hier findet sich u.a. der Stellars Sea Eagle (Haliaeetus pelagicus), mit bis zu 9 kg und 2.4 m Spannweite der größte Adler der Welt. Für Vögel dieser Größe sind allerdings alle Volieren der Welt zu klein. Auch konnte ich mich nicht einer gewissen Bedrückung entziehen, als ich zu Beginn der Rundwanderung auf die kleinen Käfige der wunderschönen Eisvögel stieß. Doch schon bald ändert sich das Bild. Höhepunkt ist sicherlich die bis zu 40 m hohe, bei gut 120 m Durchmesser messende Voliere, in der hauptsächlich Papageienarten - fast - genügend Ausflug haben.
(Links Goura goura scheepmakeri, Maronenbrust-Krontaube, Crowned Pigeon, bis 66 cm)
Ob man die angebotenen Shows in der Arena am Eingang sehen möchte ist Geschmackssache. Allerdings fand ich bei allen Aversionen gegen derartige Veranstaltungen die "All Star Bird Show" besonders wegen der am Ende kreisenden grell bunten Papageien beeindruckend. Man möge mir dieses beeindruckende Erlebnis verzeihen; normalerweise schaue ich mir das lieber in freier Natur an - nur: wo kann man dies mit einem vergleichsweise geringen Aufwand (ich rede hier durchaus von Tagen) schon erleben? Eintritt 14 S$. www.birdpark.com.sg 

Singapore Zoo

Empfehlenswert ist - entgegen meinen sonstigen, grundsätzlichen Einstellungen zu derartigen Einrichtungen - auch der Zoo. Etwas "weit" - aber was ist schon weit in Singapur - außerhalb gelegen und recht einfach über die Nordroute mit der U-Bahn, anschließend mit dem Bus 171, in etwa 45 Minuten ab Downtown zu erreichen - Wartezeiten, die nochmals etwa 30 min ausmachen können - nicht mitgerechnet. Etwas günstiger ist es zwei MRT-Stationen weiter zu fahren und von dort für ca. 7 S$ ein Taxi zu nehmen. Dann kann man wirklich von 45 min Anfahrt ausgehen. Die vielumworbene Nachtsafari in einem Elektrozug wird übrigens von einigen als recht kitschiges und somit kaum lohnendes Angebot beschrieben! Geöffnet 8.30 - 18 Uhr, www.zoo.com.sg

Hier rasen die Siamang frei durch den Wald, andere Arten leben isoliert auf kleinen Inseln in künstlich angelegten Seen. Das Konzept "offener Zoo" geht stellenweise ausgezeichnet auf. Einige Gehege bedürfen sicherlich noch der Nachbesserung.
Ich hüpfe wie gewohnt durch den Regen, froh einen Schirm und mein langes Hemd aus Hanoi zu haben. Hätte ich mir doch zwei machen lassen! In den rollenden Kühlschränken der Stadt könnte ich sie gut gebrauchen. Wenigstens habe ich zwei lange Zipphosen. Lästig ist nur das laufende abzippen, anzippen - hier sollte man mal etwas Schnelleres erfinden. Damit könnte sicherlich Geld zu verdienen sein, ich denke mal nach.

Hochinteressant ist das riesige Freigehege der Orang Utans (Rehabilitationszentrum in Sumatra), eine der Attraktionen die Splash Safari und die Reptilienshow. Normalerweise nicht angetan von derartigen Vorführungen, habe ich sie mir dennoch angesehen. Witzig und informativ wird sie dargeboten. Einer überraschten englischen Touristin, die auf die Bühne gebeten wurde, wird eine riesige Python um den Hals gelegt. Ein kleiner Komodo-Waran, offensichtlich gut in Futter und diverse andere Reptilien bekommt ein zweiter, schon ängstlicherer Tourist auf den Schoß. Dem Guten versagen allerdings zunehmend die Nerven, insbesondere als plötzlich ein über 1 m langes Krokodil grinsend auftaucht. Freundlich wird das Tier in einen 2½ m tiefen Graben bugsiert, das Bühne und Zuschauer trennt, 1 m hoch mit einer Plexiglaswand umfasst ist und einen Blick unter Wasser zulässt. Die Hauptattraktion ist allerdings eine kleine, hochgiftige Schlange, die sich noch in einer Box befindet. Unser ängstlicher Tourist ist schon dabei sich zu verabschieden, macht dann aber doch noch die letzte Nummer mit. Damit auch die Zuschauer in dem Amphitheater etwas sehen können, rückt man soweit als möglich auf der Bühne vor. Dann geschieht das Ungeplante. Beim Öffnen der Box schnellt die Schlange heraus, der Tourist bekommt einen Riesenschreck, verliert das Gleichgewicht und fällt, heftig rudernd in voller Montur in den Wassergraben. Das Krokodil, offensichtlich noch auf eine Nachspeise aus, wittert seine Chance und macht sich auf. Der Arme versucht vergeblich hektisch die Bühne zu erklimmen, Hilfeversuche der Bühnenmannschaft scheitern aber an dem glitschigen Boden, so dass er in das Wasser zurückfällt. Das Krokodil ist inzwischen bedrohlich nahe. Mit letzter Kraft und im letzten Augenblick rollt der junge Mann sich über die Plexiglaswand, klatscht hinunter und hockt apathisch auf dem Boden. Seine Brille liegt nun auf dem Grund des Grabens, so dass er nicht mitbekommt, dass es sich eigentlich um einen Gag handeln sollte. Die Schlange in der Schachtel ist "Jack in the Box". Total konsterniert und unter vielen Entschuldigungen komplimentiert man schließlich den Patschnassen hinter die Bühne. Das Publikum ist entsetzt, die Show zu Ende.

Es gibt auch einen kleinen Garten mit diversen Gewürzen und Nutzpflanzen. Hier finde ich auch endlich einen Namen für mein Kangkong, bzw. Kungkang, einer Art Wasserspinat 68, wie ich bisher immer zu sagen pflegte und der mir so, so gut schmeckt. Dort lerne ich auch, dass Tapioca unter Manihot esculenta geführt wird, was mich wieder zu der Überlegung bringt, ob Tapioca und Manjok identisch oder nahe verwandt sind. Dies konnte inzwischen geklärt werden: 98.

In direkter Nachbarschaft ist das Schmetterlingshaus. Es scheint nicht gerade Saison zu sein. Dafür sehe ich karnickelgroße (sic!) Rehe unter dem Unkraut, einige Lemuren, die stellenweise ein Geschrei anstimmen, das ich diesen kleinen Kehlen gar nicht zugetraut hätte. Von einer Aussichtsplattform aus sollen Schmetterlinge für den Besucher angelockt werden. Dazu sind, nahe der Balustrade, etliche Zuckerwasserschälchen angebracht, die allerdings kaum besucht sind. Dafür hängen nur 1 Meter entfernt, wie die Australier , einige Flugfüchse an einem Ast, Kopf nach unten, und vergnügen sich an dort aufgespießten Früchten. Nach dem Essen wird fein säuberlich mit der Zunge Fell und Flughaut gepflegt. Erstaunlich wie lang die Zunge ist. Intelligente Tiere! Zum Schluss holt sich einer dieser gewieften Füchse damit, während zwei Primaten, ein Homo sapiens sapiens und ein Lemur interessiert zuschauen, ungeniert einen runter.

Fledertiere sind die einzigen Mammalia auf der Welt, die fliegen können. Die Tiere sind behaart und säugen ihre Jungen ebenso wie alle andere Säugetiere auch. Vor wenigen Jahren glaubte man noch nachgewiesen zu haben, dass Klein- (Microchioptera, im deutschen allg. Fledermäuse, Indon. kelambit, Tagalog faniki, Cebuano kulagnik) und Großfledertiere (Megachioptera) von unterschiedlichen Vorfahren abstammen und sich zu verschiedenen Zeiten entwickelt haben (Konvergenz). Jüngsten Untersuchungen zufolge sind sie jedoch monophyletisch, d.h. stammen vom gleichen Vorfahren ab. Flughunde  werden der Familie der Großfledertiere mit hunde- / fuchsähnlichem Kopf zugeordnet. (Pteropus lanensis lanensis, P.alecto und P.vampyrus malaccensis, Indon. kalong, Tagalog kabug, Visaya kabilaw, Madag. Fanihy). "Flugfuchs" ist ein anderer Begriff für Flughund, der wortwörtlich aus dem englischen "Flying Fox" übersetzt ist; im Deutschen ist Flughund üblich, Flugfuchs bei fuchsähnlichem Kopf aber möglich.
Die Familie der Großfledermäuse sind Früchtefresser. Die größten Arten erreichen ein Gewicht bis zu 1,5 Kilo bei einer Flügelspannweite von bis zu 2.00 m (!). Ihre Orientierung erfolgt nicht wie bei den Kleinfledermäusen mit Hilfe von ultrahohen Schallwellen, sondern mit Augen und Nase. Den Tag über verbringen sie in Großkolonien, die 10.000 Mitgliedern zählen können, schlafend in einem Baum hängend (kleinere Arten bevorzugen, wie die Fledermäuse, Höhlen), in Mangrovenwäldern und im tiefer gelegenen Regenwald. Kann man sie beobachten, ist deutlich erkennbar, wie sie sich in der Sonnenhitze mit den Flügeln Kühlung zufächeln. Ihre Stimmen klingen wie die Laute einer liebestollen, aber in den Stimmbruch geratenen Katze, besser weiß ich es nicht zu beschreiben.
Kurz nach Sonnenuntergang erhebt sich die gesamte Kolonie zu den Futterquellen, oft Mangoplantagen denn Regenwälder gibt es kaum noch, die manchmal über 70 km entfernt sind - ein eindrucksvolles Schauspiel.
Wer glaubt, dass die (nicht nur) indonesischen Kinder abends ihre Drachen nur aus Spieltrieb steigen lassen, täuscht sich meist. Als Früchtefresser wird den Flughunden ein besonders schmackhaftes Fleisch nachgesagt und - leider - gerne gejagt (wie man auch in Banda Aceh, Medan, Sulawesi oder Pangandaran und dem übrigen Indonesien sehen kann). Da sie ihre, den Einheimischen bekannte, allabendliche Flugroute instinktiv auf wenige Meter genau einhalten, verfangen sie sich in den Leinen, die mit vielen Angelhaken gespickt sind. Oft verenden sie noch vor dem Verkauf oder werden mit ausgebreiteten Flügeln wie gekreuzigt aufgehängt angeboten.
Es muss allerdings - nicht nur in diesem Zusammenhang - ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass die Kinder damit einen Beitrag zum Einkommen der meist unterprivilegierten Familien leisten, die ihrem Überleben - selten dem "Luxus" - dienen. Unser im Laufe von Jahrzehnten gewachsenes Umweltbewusstsein und unsere Art mit Tieren umzugehen (ich erinnere aber auch z.B. an die Rindertransporte quer durch Europa) kann hier nicht radikal durchgesetzt werden, solange vielen die primitivsten Grundlagen eines menschlichen Lebens fehlen.

Wissenschaftler fordern im "British Ecological Society's Journal of Applied Ecology" Schutz für die Flughunde: www.general-anzeiger-bonn.de (8/2009). Nach ihren pessimistischen Angaben könnte er im malayischen Archipel in 6-8 Jahren wegen Überjagung ausgestorben sein. Dazu passt auch die Feststellung in Nord-Sulawesi (beobachtet 2009, siehe rechts mit abgetrennten Flügeln), wonach auf den Fleischmärkten inzwischen Flughunde aus Süd-Sulawesi importiert werden müssen, da sie im Norden praktisch ausgerottet sind.

MacRitchie Reservoir

Recht nahe an dem Stadtzentrum, nur 20 min mit dem Bus 166 (ab St.?? bis zur Haltestelle an der Thomson Rd.) von Little India entfernt, befindet sich dieser Stausee mit umgebenden, weitläufigen Wald und Park, exakt bezeichnet als Central Cachment Nature Reserve MacRitchie. Auch für Rollstuhlfahrer, die noch ein wenig mobil sind und gelegentlich einigen Stufen steigen können, ist dies ein lohnenswertes Ziel. Sie sollten sich allerdings auf den mit Holzbohlen befestigten, 2.25 km langen Petai Trail entlang des nordöstlichen Seeufers beschränken. Für alle anderen gibt es noch als Alternative des MacRitchie Nature Trails, der über mehrere Kilometer durch einen sehr gut durchwachsenen Sekundärwald führt: Dschungel mitten in der Stadt. Aber auch - oder vielleicht sogar besonders - der kurze Abschnitt des Petai Trails kann mit einer schönen Artenfülle aus Flora und Fauna aufwarten. Besonders die Makaken 148 lieben den ersten Buchteinschnitt am Sees, um am Nachmittag mit der Familie einen Ausflug zu unternehmen. Die kräftigeren Burschen scheuen sich auch nicht, den Homo sapiens sapiens zu vertreiben, damit die ganze Bande an den Holzbänken Platz nehmen kann. Seltener bekommt man die Banded Leaf Monkeys (Presbytis femoralis femoralis) zu Gesicht.
Ornithologen werden sich u.a. über den Banded Woodpecker (Picus miniaceus), Flaggen-Drongo (Dicrusus paradiseus, Greater Racket-tail Drongo), den Beo (Gracula religiosa, Hill Myna) und Striped Tit-Babbler (Macronous gularis) erfreuen können. Die beiden letzt genannten sind ausgezeichnete Pantomimen und imitieren gerne die Rufe anderer Vögel.

Über den sandig-schottrigen MacRitchie Nature Trail, der intensiv von Joggern genutzt wird, ist nach 4.1 km die mondäne Golfanlage Singapore Country Club (Island Location) erreicht. Über die dorthin führende Island Club Rd. kann in etwa 15 min bis zur Upper Thomson Rd. gelaufen werden, an der sich in unmittelbarer Nähe der T-Kreuzung eine Bushaltestelle befindet, die u.a. von der Linie 166 (Richtung Little India) bedient wird. Am Rand des Golfplatzes zieht sich der Terentang Trail etwa ein Kilometer weiter zu einer wirklich sehenswerten Hängebrücke entlang. Von der gleichen Kreuzung aus kann auch das Bukit Timah Nature Reserve über einen 7.6 km langen Spaziergang erwandert werden. Über einen insgesamt 10.8 km langen Rundwanderweg besteht zudem die Möglichkeit wieder zum Ausgangspunkt an der Staumauer zurück laufen.

"Dschungelexpedition" zum höchsten Berg Singapurs
- Bukit Timah Natural Reserve -

163.8, 163.28, 163.63 m  ... die offiziell verlautbarte Höhe schwankt ein wenig, aber es ist definitiv der höchste "Berg" von Singapur, also keine Sorge vor alpinistischen Übungen. Der vulkanische Granitfelsen wurde vor 200 Millionen Jahren im frühen und mittleren Trias gebildet. Den Dschungel darf man ausnahmsweise einmal ernst nehmen, er erfüllt alle Anforderungen, wenn auch der Primärwald von gut durchwachsenem Sekundärwald und einem Netz von teilweise betonierten Wegen durchsetzt ist, auf denen viele lärmende Menschen - Wanderer, Familienclans, Jogger, Mountainbiker - vor allem an Wochenenden und Feiertagen die Atmosphäre stören. 
Kreuzen die weitverzweigten Stürzwurzeln die Pfade, so hat man sehr vernünftigerweise hölzerne Gehsteige darüber gebaut; nachahmenswert! Alle Pfade sind gut begehbar, der Hauptweg ist sogar durchgehend betoniert (sic!), nur den "Felsenpfad" sollte man ausschließlich bei guter Kondition angehen. Ist der Hauptweg durchgehend in englisch dokumentiert, so mangelt es im weiteren Verlauf des "Nature Trails".
Eine Besonderheit stellen die Abfalltonnen dar: mit einem raffinierten Verschluss versehen sorgen sie gegen Plünderungen durch die Affen.

Die Männchen der Grünen Zikade (Dundubia sp., Green-bodied Cicada, + Purana tigrana) sind dann das erste natürliche Geräusch, was man im schattigen Park zu hören bekommt. Geräuschlosere Stechmücken zeigen, dass die Mitnahme eines Repellent durchaus sinnvoll ist. Unter den Insekten im Reservat hat zudem jemand, der wohl viel Zeit hatte, 10.000 Käfer-, 200 Ameisen- und gar 200 Kakerlakenarten gezählt.

Ein derartiges Verbotsschild im Dschungel kann es nur in Singapur geben!

628 km² misst ganz Singapur, 51.4% sind inzwischen bebaut, Tendenz steigend. Ich hatte den Eindruck, dass die einzigen bezahlbaren Quadratmeterpreise nur noch in den Kleeblättern der Schnellstraßenkreuzungen zu erhalten sind. Schon in den 1880iger Jahren war die Wildnis zu 90% eingeschlagen, heute entfallen nur noch 28.6 km² auf bewaldete Gebiete, was 4.5% der Gesamtfläche entspricht. 1883 gegründet, ursprünglich eine botanische Pflanzensammlung für mehr als ein Jahrhundert, kann das Bukit Timah Natural Resort nun auf 164 ha 98 Tier- und 912 Pflanzenarten, mehr als in ganz Nordamerika, vorweisen. 

Botaniker würden von einem Küstenberg-Dipterocarpus-Wald sprechen, da 18 verschiedene, der oft bis 80 m hohen Dipterocarpaceae, wie Shorea, Vatica und Hopea hier gefunden wurden. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Shorea curtisii (Seraya: mit eingerissener Rinde) und Dipterocarpus caudatus spp. penangianus (Keruing: genoppte Rinde). Der wissenschaftliche Name stammt von di = 2, ptera = Flügel und carpus = Samen: also zweiflüglige Samen ausbildende Bäume. 
Welche Bedeutung das harte und schwere Holz des Tempinis Tree (Streblus selongatus, Riau Ironwood) für die Insel hatte, zeigt dass 37 Straßen und eine Stadt - in der einheimischen Sprache Tampines - nach ihm benannt wurden. Noch heute werden aus ihm Parkettbeläge, Tür- und Fensterrahmen gefertigt, allerdings muss nun alles importiert werden.
Rattanlianen
(Korthalsia scaphigera) können eine Länge von 175 m erreichen. In einigen Wäldern machen die Blätter von Lianen bis zu 40% des Kronenbereichs aus. Der Vogelnestfarn (Asplenium nidus, Birdnestfarn) und der beeindruckende Geweihfarn (Platycerium coronarium, Staghorn Farn) sind als Epiphyten in den höheren Regionen auszumachen. Besonders schön anzuschauen ist der Peacock Fern (Selaginella willenovii und [Bot. Garten Singapur] S. uncinata), bei dem oft einige Blätter metallisch-blau schimmern. Der mit seinen Trieben hexagonal-geometrische Muster ausbildende Farn Dicranopteris curranii (Resamfarn) ist dagegen nicht gerne gesehen. Er verbreitet sich durch menschlichen Einfluss sehr aggressiv, unterdrückt andere Pflanzenarten und wird daher regelmäßig gejätet. Daneben findet man noch, die nach dem allgemeinen malaiischen Wort ebenfalls als Resamfarne bezeichneten D. linearis + Gleichenia truncata.

Einige scheue Schlangen - wie die Paradies-Schmuckbaumnatter (Chrysopelea paradisi, Paradise Tree Snake und die Netzpython Python reticulatus, Reticulated Python) - bevölkern das Areal, aber man wird meist vergeblich nach ihnen Ausschau halten. Ob die Quellen zuverlässig sind nach der sogar ein Mensch von einer, übrigens ungiftigen Python - sie können im tiefen Busch eine Länge von 11 m bei bis zu 120 kg Gewicht erreichen - verschlungen wurde (gestellte Aufnahmen?), lässt sich nicht verifizieren.

Auch Nektarvögel oder Honigsauger - wie der wie der Grünrücken-Nektarvogel (Nectarina jugularis, Olive-backed Sunbird, rechts) - können an Blüten beobachtet werden. Sie haben eine konvergente Evolution analog den Kolibris in der Neuen Welt durchgemacht und beherrschen den Schwirrflug, wenn auch nicht in dem Maße wie ihrer Kollegen auf der anderen Seite der Welt. Sie kommen bis zu den Philippinen vor. Der in Asien beliebte „sprechende“ Beo (Gracula religiosa 159) irritiert oft anderer Vögel durch Rufnachahmung, imitiert Handy-Klingeltöne, Husten und Lachen, einige Worte und kurze Sätze und sorgt so für einiges an Belustigung. Umso trauriger ist seine Käfighaltung. Im Park ist er manchmal noch in freier Natur antreffen. 
Ein besonderer Augenschmaus, der Flaggendrongo (Dicrusus paradiseus, Greater Racket-tailed Drongo), ist nur selten zu sehen. Seine spektakulär geteilten, langen schmalen Schwanzfedern, die in ovale, schmuckförmige Federflächen auslaufen, weisen ihn als Mitglieder der Paradiesvögel aus. Mit himmelblauem Rücken und schwarzer Unterseite präsentiert sich der Elfenblauvogel (Irena puella, Asian Fairy Bluebird) aus der Familie der Feenvögel. Eine Unterart des Philippinischen Eisvogels 150 (Collared Kingfisher) huscht gelegentlich durch das Geäst, ist aber ebenso scheu wie ein stargroßer Vogel mit rostbraun-rotem Rücken, der von mir nur kurz gesehen wurde. Den Specht mit leuchtend roten Schopf und an die Zeichentrickserie erinnernd (Dinopium javanense, Common Flameback [Woody] Woodpecker), wird man wohl meist eher zu hören, als zu sehen bekommen. Häufig zu sehen ist dagegen der auf grau-weiß-bläulichem Hintergrund schwarz gepunktete Schmetterling Idea stolli logani (Common Tree Nymph), seltener der kleine aber leuchtend bunte Branded Imperial (Eooxylides tharis distanti).

Nur wenige Säugetiere werden noch aufgelistet, darunter das Lesser Mousedeer und der Langschwanz-Makake 148, der oft an den Wanderwegen und bei Mülltonnen anzutreffen ist. Extra für ihn wurde ein einbruchsicheres Verschlusssystem entwickelt. Nur selten wird man das Glück haben einen Malaien-Gleitflieger (Cynocephalus variegatus) zu sichten, häufiger schon Schönhörnchen (Callosciurus notatus, Plantain Squirrel und Sundasciurus tenuis, Slender Squirrel). Kaum eine Chance hat man auf das tropische, ameisenbärartige Malaiische Schuppentier (Manis javanica, Pangolin), das in Afrika und Asien heimisch ist. Und konnte man Tiger (Panthera tigris) zu Anfang des 20. Jahrhunderts in der Umgebung des Bukit Timah noch häufig hören, so wurde der letzte am 26.10.1930 von einem Mr. Ong Kim Hock erlegt.

Zur Abwechslung sollte man auf dem Rückweg auch einen kleine Schleife über den Taban Loop machen. Ist dann noch Zeit, lohnt der kleine, labyrinthische und sehr gut dokumentierte Hindhedge Nature Park links vom Besucherzentrum einen Besuch! Notfalls kann man seine Kinder hier auch auf netten Spielplätzen und dem Abenteuerpfad mit Hängebrücken für eine halbe Stunde parken. Vom Aussichtspunkt hat man einen Blick in den ehemaligen, jetzt abgesoffenen Granitsteinbruch Hindhedge Quarry.

Literatur

Sungai Buloh Wetland Reserve

Wasserschlangen, Bindenwarane 147, Makaken 148 u.v.m sowie - hauptsächlich im europäischen Winter - Tausende von Zugvögeln: Diesen Lebensraum bietet die tropische Fauna der ca. 130 ha großen Mangrovensümpfe (siehe auch Mangroven), Regenwälder und Wattlandschaften des erst 2002 eingerichteten Naturreservats im äußersten Nordwesten. In dem großen Feuchtgebiet gibt es 3 Wanderwege von 3-7 km Länge. Jeden Samstag 9.30 + 15.30 Uhr werden kostenlose Führungen angeboten. 301 Neo Tiew Crescent, geöffnet tgl. 7.30-19 Uhr, Bus 925 ab MRT-Station Kranji, www.sbwr.org.sg

Pulau Ubin

Die Insel im äußersten Nordosten, im Meereskanal zu Malaysia, kommt dem ursprünglichen Singapur noch am nächsten und erscheint z.T. als Freilichtmuseum der Vergangenheit. An der Anlegestelle werden Fahrräder vermietet, der wohl beste Weg, die Insel zu erkunden. Es gibt auch geführt Touren. Ab MRT Tanah Merah mit Bus 2, dann Motorboot vom Changi Point Gerry Terminal. Achtung: Sie fährt erst los, wenn sie mit 12 Personen besetzt ist, es darf keiner mehr sein! www.nparks.gov.sg 

Mallwürfe

Thema-Idee: Nadine Martin, Bonn.
Im Laufe des Schreibens fiel mir eine Verwandtschaft mit dem vor vielen Jahren gelesenen, wunderbar als Reiselektüre geeigneten Buch: Briefe in die chinesische Vergangenheit auf.

Singapur wird für den Besucher, der durchschnittlich 3,67 Tag verweilt, von Hochhäusern, Chinatown, Little India und den U-Bahnlinien, hier MRT genannt, dominiert.

Und wie schon jeder korrekt vermutet hat, verlaufen sie überwiegend unterirdisch.
Die Stationen sind meist keine einfachen Ein- und Ausgänge. Besonders die Knotenpunkten sind mit Gängen untereinander labyrinthartig verbunden. Vielfach sind schon sie mit Vorratskammern gespickt, in denen vorbeieilende, termitenartige Ströme sich sättigen und ihren Durst löschen. Sie enden oft in den Tiefgeschossen einer der vielen ausgeklügelt klimatisierten Riesenbauten, in diesem und umliegenden Ländern Malls genannt. Teilweise sogar unterirdisch über lange Strecken miteinander verbunden, trotzen sie der tropischen Hitze, was AC-Kosten spart, und dem Sonnenlicht, denn Bräune liebt man nicht. Die hautverfärbende Strahlung bekommen nur hart Arbeitende über der Erde ab, dazu importiert man sie wie schon zu englischen Kolonialzeiten; man kann es sich leisten und hat es nach der Unabhängigkeit übernommen. Die Klimatisierung ist für europäische Verhältnisse übertrieben. Alles wird auf Temperaturen herabgekühlt, die höchsten in dem Gemüsefach meines Kühlschranks zu Hause erreicht werden. Es ist richtig kalt, insbesondere zu nächtlichen Zeiten, lange Hemden und Hosen sind teilweise dringend erforderlich.

Keiner käme hier auf die Idee, in Anbetracht der niedrigeren Temperaturen, die AC z.B. in einem Bus zu drosseln. Je kälter, desto besser. Man könnte Millionär werden, indem man tonnenweise Erkältungsmittel importiert.
In den unterirdischen Bauten reihen sich viele Räume in endlose Folge aneinander. Einige sind mit exotischen Nahrungsmitteln gefüllt, es gibt Spezialisten für Augenkorrekturen, andere haben sich auf den akustischen Bereich verlegt und bieten kleine Silberscheibchen an, denen mittels eines komplizierten Geräts gar lustige Töne und bewegte Bilderserien entlockt werden können. Der Nachbar wiederum präsentiert erlesene Felle oder gegerbte Tierhäute und Gewebe aus feinsten Säuger- und Pflanzenfasern. Andere bieten eigenartige Gegenstände an, die sich meiner Vorstellungskraft entziehen (siehe rechts).
Zentrum jeder Mall ist ein Atrium, das umso beeindruckender ausfällt, je jünger der Bau ist. Hier fahren halboffene gläserne Särge zwischen den Etagen hinauf und hinab, Wasserfontänen sorgen für Erfrischung, Spielmannsleute heben zum Klang ihrer Instrumente moderne Gesänge an.
In den vielen Gängen, Schluchten und Hallen hält sich eine beachtliche Anzahl einer besonderen Spezies auf: die Mallwuerfe singaporiensis.

Offensichtlich gehören sie nicht einem bestimmten Bau an, weswegen alle miteinander verbunden sind. Die viergliedrigen Geschöpfe sind gekennzeichnet durch aufrechten Gang und - meist - kleinen Wuchses. Dies stellt man auch auf den Toiletten fest. Die "normalen" Pissoirs befinden sich in Knie-, die für Kinder in Knöchelhöhe. Die Mallwuerfe singaporiensis fallen durch ihr gepflegtes Aussehen, einem höflichen Umgang untereinander und häufig durch schlitzartige Augen oder dunklere indischen Versionen auf. Männliche Exemplare weisen meist keine oder schwache Gesichtsbehaarung auf (im Bild ein Mutant?), die Haut ist meist gelblich, oft auch hell- oder tiefbrauner Kolorierung. Seltener sind Weißhäutige zu sehen, die dann allerdings mit ihrer enormen Größe auffallend die Masse überragen. Sie sind vielleicht so etwas wie Wächter, da sie alles überblicken können und sehr überheblich tun. Auch riechen sie anders und tragen sogar hier unter der Erde Abdunklungsbrillen. Vielleicht sind sie gar keine Mallwuerfe, denn die anderen meiden sie meist oder belächeln sie. Andere wiederum werden hofiert, ich kann mir dazu noch keine abschließende Meinung bilden. Einige der kleineren, offensichtlich einheimischen Exemplare stehen an den Eingängen zu ihren Magazinen und lächeln freudig jeden Vorbeieilenden an, um ihn zur Begutachtung und Kauf der Waren zu animieren. Wiederum andere stehen an den Toren zu auf- und abfahrenden Treppen der verschiedenen Bauebenen.

Sie kontrollieren den Zu- und Abstrom der Vorbeieilenden, die zu langen, schlangenartigen Transportmitteln aus Metall und Glas hasten, welche fast lautlos durch Röhren zu weit entfernten Bauten rasen. Nur wer ein kleines buntes Kärtchen hat, das er gegen eine raffinierte Maschine hält, darf passieren. Dabei haben die Wächter keinerlei Waffen, die Maschine selber hindert jeden ohne gültigen Ausweis listig am Vorwärtskommen durch metallene Beine oder anderen Schranken, die ihm den Durchmarsch unmöglich machen. Hinter dem vermeintlichen Betrüger Wartende sorgen dafür, dass dieser ganz schnell aus der Reihe schert und sich auch ein buntes Kärtchen an einer anderen Maschine erwirbt oder schnell vor den Blicken der Aufpasser verschwindet.
Die Ebenen über der Erde werden von einer Kaste dominiert, die sich durch Tragen einer meist schwarzen rechteckigen Schatulle aus Leder und eines Stricks um dem Hals unterscheidet. Aber vermutlich ist es keine Kaste, denn die anderen behandeln sie nicht sonderlich herablassend oder aufblickend. Sie scheinen aber Angst zu haben, denn sie schwitzen auffallend viel. Vielleicht wurden sie aus der Unterwelt wegen eines Vergehens verbannt und müssen sich demnächst an dem Strick aufhängen, der allerdings recht fein aussieht. Der Kasten unter ihrem Arm könnte dazu dienen sich vorher darauf zu stellen. Möglicherweise heißen deswegen ihre Mall-Abteilungen "Bank". Es scheint viele Bank zu geben. Die Bank of Singapore, die Bank of Indonesia, Deutsche Bank ... ob auch ausländische Touristen hier verurteilt werden? Von der rigiden Todesstrafe bei Rauschgifthandel habe ich schon viel gehört. Ich beschließe vorsichtig zu sein und sammle jede aufgerauchte Zigarette, wie zu Hause gewohnt bis ich einen Abfalleimer finde, in meiner Zigarettenschachtel. Somit kann ich jederzeit nachweisen, sie ordnungsgemäß entsorgen zu wollen. Aber oh je, dabei fällt mir ein, dass es absolut verboten ist auch nur eine Zigarette nach Singapur einzuführen. Ich muss diese Corpus Delicti schleunigst verschwinden lassen. Nun gerate ich selber ins Schwitzen und sehe mich schon mit Bank in der Hand und Strick um den Hals die oberen Etagen erklimmen.

Ein Vergehen ist in dieser Stadt schnell getan. Dazu reicht es sogar schon ein Kaugummi einzuführen (bis Mai 2004 war der Kauf vollständig verboten, jetzt nur gegen Vorlage eines ärztlichen Rezeptes und des Ausweises, sic!), Zigarettenstummel auf den Boden zu werfen oder gar zu spucken. Auch ist es verwerflich, die Straße an einer unerlaubten Stelle zu überqueren. Selbst eine stillende Mutter in einem Park wurde, wie in der örtlichen Zeitung vom Juni 2004 nachzulesen, von einem Parkwächter nachdrücklich verwarnt. Exhibitionisten, wie eine Touristen erzählte, scheinen seiner Aufmerksamkeit entgangen zu sein - oder war er es gar selbst? Ansonsten scheint es nichts zu geben, was in Singapur nicht geregelt ist. Striche auf dem Boden zeigen an, wo man an den U-Bahntüren, die mm-genau halten, zu warten hat. Zusätzlich wird noch schriftlich und mit Bilderreihen in der Bahn darauf hingewiesen, dass man die Passagiere erst aussteigen lassen muss. "Zurücktreten von der Bahnsteigkante" ist selbstverständlich, älteren und Handicap-Personen wird Platz angeboten; ich habe mich nicht auf mein Aussehen verlassen und sicherheitshalber immer kräftig gehumpelt.

Auf einem Rasenplatz stand ein Schild:

  • Betreten verboten!
  • Parken verboten!
  • Abstellen verboten!
  • Überqueren verboten!
  • Spielen verboten!
  • Abfall abladen verboten!

Am liebsten wäre ich hingegangen und hätte drunter geschrieben:

  • Gucken verboten!
  • Verbote verbieten!

Aber es war verboten, etwas auf das Schild zu malen.

Ein nettes T-Shirt habe ich mir daraufhin zugelegt: "SINGAPORE IS A FINE CITY". No flushing toilet: Fine 150 S$, No chewing gum: Fine 800 S$, No spitting: Fine 300 S$, ... . Das Pinkeln in einem Aufzug kostet: Fine 500 S$, recht so, das stinkt. Wer übrigens etwas verschmutzt, kann eine Strafe bis zu Fine 2000 S$ bekommen oder muss am nächsten Tag bei einer Behörde vorstellig werden. Dort bekommt er dann eine neonleuchtende Weste mit der Aufschrift "ORDER FOR corrective work" und darf z.B. den Strand säubern. Alternativ kann er seinen Dreck, den er verursacht hat direkt mit dem eigenen T-Shirt aufwischen. Wer das ein- oder zweimal gemacht hat, tut es kein drittes Mal oder lässt sich nicht erwischen. Singapur ist eine recht saubere Stadt, a fine City, kann ich nur konstatieren.
Ich konnte es nicht lassen und habe am letzten Tag in Singapur zum ersten Mal seit 20 Jahren aus purer Boshaftigkeit eine Zigarettenkippe weggeworfen. Zuviel Autorität fordert heraus muss ich feststellen. "Nieder mit der Knechtschaft, gegen die Unterdrückung der Dreckfreiheit, Abschaffung aller Banks ..." - ich falle in die 68iger zurück und schweife anscheinend ab.

Ist einmal ein seltener Ausgang ebener Erde aus diesen riesigen Malls erreicht, wird flugs ein klimatisiertes Taxi herbei gewunken. Für einen Preis, zu dem ein deutscher Droschkenfahrer nicht einmal das Taximeter einschalten würde, fährt man zu einem der vielen klimatisierten Wohntürme, wo schon die Ableger der Mallwuerfe singaporiensis hungrig auf Fütterung durch kunstvoll verpackte Beute von McDonalds, KFC, Pizza Hut und Chong wartet.

Träumereien auf dem Weiterflug nach Manila

(April 2003) Nach dem Funkfeuer von Malaysia / Tioman, einer ehemaligen Hochburg des Tourismus an der Ostküste von West-Malaysia, liegen über 2000 km offener Ozean voraus, die in 11.582 m Höhe bei 887 km/h zurück gelegt werden. Der Flieger, und das wundert mich schon die ganze Zeit, ist leer. Ich kann mir meinen Platz suchen, wo und wann immer ich will. Haben SARS und die amerikanische Invasion im Irak doch noch kleine Vorteile erbracht?
Wunderbare Wolkengärten, Korallenstöcken gleich dem Luftboden entwachsend, erstrecken sich bis zum Horizont. Gemächlich schweben wir darüber und vorbei. Abrupt geriffelter blanker Boden, aus dem sich nur einzelne Formationen erheben, schließlich sich zu langen Wolkenstraßen vereinigend, absolut parallel um sich in der Weite des Himmels irgendwann doch zu durchkreuzen. Vermutlich eine Wettergrenze. Über all dem ein tiefblauer Himmel - wir sind an der Grenze zum Weltraum - zum Horizont hin ein Aufhellung zu einem milchigblau, ohne exakte Horizontlinie, so dass eine Trennung Luft-Wasser unmöglich ist und die Illusion des schwerelosen Dahinschwebens perfektioniert.
Auf halber Strecke plötzlich wie ein Spiegelei, das ich schon von dem Malediven her kenne, in den Weiten des Ozeans, in grünlich-türkis und weiß. Wer, wenn überhaupt, mag so abgeschieden wohnen. Eine zweite folgt sogleich um sich wie eine Illusion im Vorbeiflug aufzulösen, danach herrscht optische Stille. Skurrile Schatten werfende, zerrupftem und geknülltem Papier gleich, schweben Wolkenbatzen weit unter uns. Die Sonne reflektiert im Meer, als ob es sich um eine aufgeraute, graumetallische Oberfläche handelt. Mit Veränderung des Winkels verändert sich zunehmend die Farbe nach rosagrau und erinnert an die Verlaufsfarben von abgeschrecktem Stahl. Unwirklich oder bin ich auf einen fremden Planeten geraten?
Vielleicht 100 km, nach nur wenigen Minuten, eine Untiefe mit einem grünen Fleck, vermutlich keine Insel tragend, vielleicht aber einige Schätze in Form eines aufgelaufenen Schiffes aus dem malaiischen Archipel, vergessen in den Jahrhunderten der Seefahrt. In etlicher Entfernung tauchen weitere Untiefen aus und schließlich eine doppelte Perlenkette, zwei Inseln tragend, vermutlich mit einer Handvoll Palmen, ein wenig an die Malediven erinnernd, das Collier mit einem V-förmigen Sandbank-Anhänger. Vom Käpt'n erfahre ich später, dass es sich um die Sprathli Inseln handelt. Schade, ich fing schon an über die Nationalfahne und Art meiner Diktatur nachzudenken. Als Hymne wäre sicherlich "Wish you where here" in Frage gekommen. Der Ozean ist weit, aber nicht leer.
Unter mir ein weiteres Spiegelei mit Strukturen, die einem Kleinstflughafen entsprechen könnten oder aber einer 400 m - Laufbahn. Vielleicht trainiert hier jemand inkognito für die nächste Olympiade. 11-13 Palmen sind zu erahnen, die Anzahl der Kokosnüsse konnte ich auf die Schnelle nicht nachhalten.
In der Ferne wachsen an einer Dunstschicht Wolkenberge heran. Kegel und Blöcke, langgestreckte Plateaus und Gipfelketten und rufen ein Gefühl von Arktis hervor - kein Wunder bei -52°C Außentemperatur. Größeres Festland scheint nahe zu sein.
Die Landung in Manila erinnert mich an meine nächsten Vorhaben.

Ausflug nach Malaysia

Wer nur einen kurzen Blick auf Johor Bahru / Malaysia erhaschen möchte, kann mit der Stadtbuslinie 170 fahren. Es gelten Singapurer Tarife.

Bioenergetische Ziegenmilch

Auf ungefähr halber Strecke zwischen Singapur und Panang hat sich ein schweizer Bergbauer mit einer Ziegenzucht niedergelassen. Richtig gehört: Ein Züricher Bauer. Roger heißt auch noch mit Nachnamen Bauer und das Ganze ist wirklich kein Witz. Getroffen habe ich ihn in Singapur. Leider musste er für ein paar Tage hierher ausreisen, um mit einem normalen Touristenvisum wieder in Malaysia einreisen zu können. Statt seine Fachkenntnisse zu nutzen, werfen ihm die dortigen Behörden kräftig Knüppel zwischen die Beine und machen ihm das Leben als Landwirt schwer. Es ist also nicht abzusehen, ob er mit seiner schweizer Frau das Familienunternehmen auf Dauer halten kann. Wer trotzdem Interesse hat einmal seine RC Flourpower Farm zu besuchen - sie soll am Rande eines (noch) dichten, ausgedehnten Waldbestandes liegen -, hier die Adresse: Bauer Milk, Kampung Gunung Pasir, Seri Meanti 71550, Negeri Sembilan, Tel+Fax 06 4970587, rbauer@hotmail.com. Stand 2008

zu Singapur Teil 1

 


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