KEINE komfortable Navigationsleiste links? Dann und nur dann (sonst gibt es sie doppelt) hier klicken.
Dabei erfolgt "Rückfall" auf die Eingangsseite. Javascript muss aktiviert sein.


Kat(h)mandu - Nepal
Prolog einer Weltreise

© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany

Verzeichnis aller Reiseberichte

Übersicht

Intro

Reisen

auf Extraseiten

Abspann

Aktuelle Informationen und Beschreibungen zu Kathmandu, die eher als persönliche Erzählung zu sehen sind. Empfehlen möchte ich das Reise Know-How-Handbuch von Rainer Krack "Nepal". Der Kurzaufenthalt fand Ende Feb 2003 statt. 

Die Reisehandbücher und Kauderwelschbände des Reise Know-How Verlags sind für Individualtouristen schon fast eine Legende. 2001 wurde das "world mapping project", eine Serie von über 200 Landkarten, die die ganze Welt abdecken wird, in Angriff genommen. Ich kenne nichts Besseres und möchte sie hiermit ausdrücklich empfehlen.

Holpriger Beginn einer Weltreise

Die DB ist toll. Bei dem neuen Tarifsystem bekommt man 10% Rabatt, wenn man sich auf einen bestimmten Zug festlegt. Keine Geld-zurück-Garantie, wenn man ihn denn verpassen sollte. Aber wer verpasst schon einen Zug, der die Weltreise einläutet. Es sei denn ... man stellt den Wecker fälschlicherweise auf 4 statt 3 Uhr, und die Ehefrau, die den zweiten Wecker korrekt einstellte, dreht sich für 2 min noch einmal um ... und schläft auch weiter. Das war die teuerste Taxifahrt meines Lebens, aber ich bin noch eine halbe Stunde vor dem Zug eingetroffen!

Bei herrlichem Wetter geht es in den Sonnenaufgang hinein Richtung Wien und von dort 1 Stunde später mit Austrian Airlines nach Kathmandu ... wenn da nicht die Durchsage wäre "Am Flugzeug ist etwas kaputt gegangen und jetzt warten wir auf ein Ersatzteil." (Hoffentlich war es nicht der Pilot.) So sitze ich nun auf dem Wiener Flughafen, weiß nicht wann es weitergeht und ob überhaupt. Immerhin gibt es ein kostenloses Mittagessen und kostenlos anrufen darf ich auch. 17 Uhr soll es die nächsten Infos geben. Inzwischen erfahre ich, dass das Ersatzteil (gesamtes Heckleitwerk) nicht vorrätig war und per LKW aus Deutschland antransportiert wird. Ich biete mich an, beim Anziehen der Schrauben zu helfen. Man hält das für einen Scherz und lässt mich nicht. Die Weltreise beginnt prima. So ein Flughafengebäude ist doch schön ... nach 9 Stunden schön langweilig.
Um 17.40 Uhr geht es offiziell los, wir boarden und werden um 18 Uhr abheben. Wer es glaubt, irrt. Um 18.05 wird uns mitgeteilt, dass zwei Passagiere vermisst werden. Also werden wir gezählt, mal von vorne, mal von hinten, mal alleine, mal zu zweit. Um 18.15 eine neue Erklärung: "Wir haben Kathmandu gebeten, auf Grund der Sachlage den Flughafen schon um 6 Uhr zu öffnen, aber die bestehen auf 6.30 Uhr". Diese Schlitzohren, denke ich. Soweit ich informiert bin, gibt es eine sogenannte 8-Stunden-Regel, wonach für diese Zeit jedem Passagier ein Hotelzimmer kostenlos zusteht. Damit haben sie die zwar deutlich überzogen, aber fast unnachweisbar umgangen. ABER: Um 17 Uhr (vor Ablauf der 8 Stunden) konnte gar nicht geflogen werden, dann wären wir ja noch früher angekommen. Sozusagen mitten in der letzten Tiefschlafphase des "Radarologen". Resultat: wir sitzen bis fast 19 Uhr in einer abflugfähigen Maschine.

Nach 8 Stunden Flugzeit ist Nepal erreicht. Gleich werden wir landen, dass etwas dazwischen kommen kann ist nicht mehr drin, das Wetter ist traumhaft. Doch was vernehmen meine tinitusgeschwächten Ohren? "Nebel in Kathmandu, aber wir haben mit genügend Treibstoff vorgesorgt und können ca. 1-2 Stunden Warteschleifen ziehen, bis das Wetter erfahrungsgemäß besser wird." Erfahrungsgemäß heißt also, die haben damit gerechnet. Ich koche und bin bis jetzt seit 24 Stunden auf Achse.
Während Kathmandu offensichtlich im Nebel liegt, streckt sich jeder Hügel, der 10 m höher liegt, in einen strahlend blauen, klaren Himmel, an dem die Sonne gerade aufgegangen ist. Zig Montblancs geraten hier zu bedeutungslosen Hügeln, hinter denen sich die A-Klasse mit wehenden Schneefahnen erhebt. Und so drehen wir Runde um Runde und legen eine Kür der Extraklasse vor der größten Arena der Welt hin: Daulaghiri, Anapurna-Massiv, Cho Oyu, Makalu, Lotse, Everest und die vielen ungenannten schneebedeckten Gipfel.
Mein Vorschlag, die Kreise doch mal um den Everest zu ziehen und dann auch mal andere Massive ins Auge zu fassen werden zunächst vollkommen ignoriert und mit einem indignierten Lächeln unterdrückt. Versuche zum Piloten vorzudringen enden zu Gunsten der Bordbesatzung nach Hinweis auf die Zustände in nepalesischen Gefängnissen.
Die ersten Gaffer verschwinden wieder von den Bullaugen und genehmigen sich noch ein Mütze Schlaf oder versuchen sonst wie dem Drehwurm zu entkommen.

Ich lese an dieser Stelle eine Anekdote, über die aus Nepal stammenden Gurkas, die als besonders gefürchtete Kämpfer bei Feind wie Freund gelten. Die Engländer machten daraus eine Tugend und rekrutierten sie für ihre eigene Fahne.
Während des Zweiten Weltkrieges suchte ein Vorgesetzter Freiwillige, die mit einem Flugzeug aus 3000 m Höhe hinter den feindlichen Linien abgesetzt werden sollten. Nach kurzem Zögern trat die Hälfte des Regiments vor. Während der Erläuterung des Einsatzes machte er klar, dass selbstverständlich auch Fallschirme ausgegeben werden, woraufhin sich sofort auch die andere Hälfte freiwillig meldetet.
Ganz unerwartet macht sich in mir ein diabolischer Gedanke breit, aber weiter komme ich nicht.

Der Käpt'n meldet sich mit seiner vierten oder fünften Entschuldigung für die ganzen "Unannehmlichkeiten". Ich bringe die gesamte Bretterklasse durch mein brüllendes Lachen fast zum Aufstand, die Stewardessen ziehen sich schon unauffällig zurück, eine befindet sich in bedenklicher Nähe der Nottür. Der Pilot scheint nun endgültig die Fassung zu verlieren und deliert schon von Delhi als Ausweichflughafen, als er urplötzlich auf die Bremse tritt, von freier Sicht faselt und die Maschine zur Landung ansetzt. Der Nebel entpuppt sich zu 70% als Rauch aus Hunderten von Schornsteinen der Ziegelbrennereien, was vermutlich auch den Pilot nervt und ihn kurz vor der Landebahn veranlasst, die Maschine volle Kanne durchzustarten. Also doch ab nach Delhi. Aber denkste, der Kerl will es noch einmal wissen. Vielleicht glaubt er ja, dass er mit seinen Triebwerken eine Sichtschneise freigeblasen hat. Und ich sing Kathmandu , das sich jenseits der Rollbahn bis an die Talgrenze ausdehnt und in strahlendem Sonnenlicht liegt. Viel, viel größer als ich dachte. In wahnsinnigen Schräglagen, was ich bei Passagierflügen nie erwartet hätte, aber das Tal ist eng, sehr eng, steuern wird erneut auf die Landebahn zu und ich drücke mit. Auch die Landebahn ist frei, bis auf ein kleines Stückchen direkt am Aufschlagpunkt. Also geht auch der zweite und dritte Versuch schief. Willkommen im Delirium. Doch der Kerl ist verrückt oder hat gute Beziehungen zu den Feldern in Nepal oder ist ein guter Pilot oder alles. Beim vierten Mal klappt es dann, man hört sogar aus der Businessclass Beifall, dem insgesamt eine gewisse Häme (oder ehrlicher Schiss) nicht abzusprechen ist.
Nee, im Ernst, ich wäre mit so einem Gerät da nie und nimmer gelandet. Aber der Käptn sprach doch von Treibstoff von 1-2 Stunden. Delhi ist eine knappe Flugstunde weg Und wir waren 5 min vor Ablauf ... ?

Während der Fahrt zum Hotel ist mein erster Eindruck in eine Stadt der Blinden, die auch noch Auto fahren dürfen, geraten zu sein. Jedenfalls wird sich ausschließlich akustisch verständigt, d.h. für alles gehupt: ich will abbiegen - ich lass dich aber nicht, Vorsicht ich komme, ich bin schneller - nein ich, mach Platz, beeil dich, ich will mal gucken, ob meine Hupe noch hupt (Intensivtest) ... . Demnächst wird es eine Stadt der Blinden und Tauben sein.

Als ich in Thamel ankomme, fällt mir automatisch Kuta-Bali ein. Wenn das die Alt-Hippies sehen würden, sie würden vor Scham in den Boden versinken, dies weiter empfohlen zu haben.
Sehenswürdigkeiten. Also die größte Stupa der Welt und das Shree Bouddhanath ist natürlich schon sehenswert. Aber der ganze Kirmesrummel drum herum ... ist schon furchtbar. Diese (Schein)Heiligen, die sich dort für ein Foto drapieren und dann auch noch sauer werden, wenn man solche Figuren nicht ablichten will, das nervt. Da lobe ich mir Bhaktapur, das hat mir sehr gefallen.

Gedanken auf einer Dachterrasse

Give peace a chance und All you need is love laufen im Hintergrund und tragen dazu bei, sich nach den Zeiten zurückzusehnen, vor denen mich meine Eltern immer gewarnt haben. Love and peace, Hippies, Kathmandu. Jetzt sitze ich hier mit fast 49 Jahren und ziehe mir statt 'ner Tüte eine Dachterrasse mit Ausblick auf das Dach der Welt rein ... und genieße es auch noch.

Unten auf der Straße bin ich vorhin an einer bettelnden Frau mit Kleinkindern, altem Opa mit ohne Beine vorbei gegangen und habe die Taschen so voller Dollars und Euros, dass ich zwei Schlösser brauche um sie zu sichern und die Hände nicht von meiner Gürteltasche nehmen kann. Und ich leiste mir den Luxus für mein Zimmer eine elektrische Heizung zu mieten. Also wenn schon so dekadent, dann auch richtig und morgen noch einen 110 $-Rundflug durch den Himalaja. Und ich sitze hier oben über alle dem und lasse meinen Gedanken, die nach 40 Stunden Schlafentzug eh keiner Droge mehr bedürfen, halluzinatorisch freien Lauf:
Adee du Hippie-Herrlichkeit ... Kathmandu in zwei Tagen!! Doch die Räucherstäbchen da unten riechen immer noch gut und so einige von den Klamotten aus der thailändischen Massenproduktion unter fleißiger Mithilfe von flinken Kinderhändchen sehen immer noch ziemlich abgefahren aus.
Die Jüngeren, die mir gegenüber an einem Tisch sitzen (wieso sind die überhaupt hier, haben wir jetzt Semesterferien? Nö! Wo die wohl die Knete her haben?) und gerade einen Trekk durchsprechen, sind auch nicht mehr das, was ich mal war. Hightec-Ausrüstung und mit einem Guide auf einem markierten Trampelpfad. Das regt mich jetzt wirklich auf. Also treffe ich einen mir empfohlenen Sherpa, der 24 min zu spät kommt. Ich habe ihn per E-Mail aus Deutschland engagiert, auf Empfehlung einer Bekannten, die mir auch ein Paket für ihn mitgegeben hat. Und dann machen wir einen so richtigen alternativen Streifzug durch echte Altstadt, da, wo sonst kein Touri hinkommt - was machen DIE VON GERADE DENN HIER?? Dann die üblichen Sehenswürdigkeiten (ich höre nicht mehr richtig zu), noch mal privat irgendwo in eine ärmliche Unterkunft reingucken, "Tach" sagen, Kochtopf auf, "wat 'nen dat da?", Kochtopf schnell zu, bedauern, ein paar Luftballone und Kugelschreiber (bloß kein Geld, das untergräbt!!) für die süßen kleinen Rotznasen dalassen. Vorsicht, meine Hose muss sauber bleiben. Mist, wie kam das denn an die Schuhe? "Geht ihr denn auch zur Schule?" Nein? "Solltet ihr aber, ist für später wichtig." So, jetzt haben sie auch noch was gelernt. Hat sich also doch gelohnt. Ob die die Luftballone und Kugelschreiber an Touristen verhökern? Schließlich bei einem absoluten Geheimtipp meines einheimischen Guides (wir duzen uns jetzt) ein Weizenbier (sic!) trinken. Nach und nach treffen auch die anderen hier ein.

Ich fahre nicht nach Mallorca! Noch nicht. Nepal oder wenigsten Honduras sollte es sein. Ursprünglich sollte es sein und bleiben, bloß keine Entwicklung, nur keinen technischen Fortschritt. Der bringt nur Asthma, Krebs, Alzheimer und Gier - glaube ich. Wozu habe ich Jahre gegen AKWs und Ausbau des Frankfurter Flughafens gekämpft, für bleifreies Benzin, gegen die Bayer Leverkusen AG und die ganzen Kapitalisten demonstriert? Wenn jetzt hier auch noch Industrie entsteht ... . Das führt bekanntermaßen nur zu Ausbeutung, Slums, Kinderprostitution und Drogen. Alt hergebrachte Familienstrukturen zerfallen. Bettelnde Kinder nehmen zu. Eingeborene werden neidisch auf mein vieles Geld und wollen mich beklauen. Dann wird das richtig unsicher. Nicht einmal mehr Einladungen in eine pittoreske verfallene Einheimischenbaracke könnte ich annehmen, um mich über die Ursprünglichkeit der menschlichen Genügsamkeit zu informieren.
Und ich hätte zudem ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir ein paar geröstete Shrimps gönne, weil sie so schön billig sind, für die man aber hier 1 Woche arbeiten müsste - wenn man Arbeit hätte. Nee, nee, bloß keinen Fortschritt in Entwicklungsländern. Billig soll es bleiben! Für die Einheimischen und mich! (Siehe auch den erschreckenden Artikel in Le Monde Diplomatique, Monatsbeilage der taz, "Krabben für die Reichen", S. 6-7, August 2005, deutschsprachig, der über die Ausbeutung von Mensch und Natur weltweit berichtet!) 

Was also sollen die armen Leutchen hier tun? Die Ausbeutung der dritten Welt haben wir ja schon vor Hunderten von Jahren patentieren lassen. Uns kann man nicht ausbeuten, dafür haben wir zu gute Verträge ausgehandelt und zu teure Anwälte gekauft. Und andere gibt es nicht mehr. Aber Halt. Wozu habe ich eigentlich die ganze Regenwaldzerstörung bekämpft und kein Tropenholz gekauft? Nicht dass ich vorher welches gebraucht hätte. Einfach nur so aus Prinzip. Prinzipien sind gut, vor allem wenn man sie nie braucht. Nein, bloß nicht die letzten natürlichen Landstriche der Welt kaputtmachen. Wie kann man in Kathmandu nur Hunderte von illegalen Ziegelbrennerein dulden, die den Dschungel abholzen und damit die die Umwelt verpesten, Gesundheit bedrohen und Urlauberjets behindern. Wir haben unsere Urwälder schon vor Jahrhunderten abgeholzt. Jetzt sehen wir, was wir davon haben. Diesen Fehler sollen andere nicht wiederholen.
Natürliche Ressourcen nutzen und mir dadurch meinen geliebten Dschungel für den nächsten Urlaub erhalten. Das bringt's. Das könnte eine Lösung sein. Nicht für alle, aber für einige, nicht einmal einige wenige. Nicht zu Buschtrommel und Speer für Neckermänner greifen. Aber altes naturnahes Wissen, das uns schon lange abhanden gekommen ist, wieder beleben und weiter geben. Hüter der Natur zu sein, Fremden die Biodiversität, besonders der tropischen Natur begreiflich im wahrsten Sinne des Wortes zu machen, er- und miterleben lassen und mit der Zeit sich auch das Wissens zu erwerben, dies kommerziell zu nutzen.

Wichtig ist vor allem, mit dem Klischee einiger, auch führender, Reisehandbücher aufzuräumen, dass die besten Plätze noch dort zu finden seien, wo der "typische ursprüngliche Einheimische" Fremde noch unter Beachtung der traditionellen Gastfreundschaft für umsonst in die Hütte einlädt, von vorne bis hinten mit ausgefallenen Naturprodukten bewirtet, ihm den Arsch hinterher trägt und dann nicht einmal erwartet, dass er eine angemessene Bezahlung bekommt und anschließend auf Brot für die Welt angewiesen ist. Oder etwas profaner ausgedrückt: nicht das Billige zählt, allerhöchsten das Preiswerte. Mal ehrlich: ich bin schon oft vor definierten Preistafeln für Leistungen zurückgeschreckt und habe dann versucht, andere mit diesem Tarifwissen zum Dumping zu überreden. Ich neige mehr und mehr zu der kapitalistischen These: Dollars, Euros, das brauchen DIESE Menschen. Peace, love wollten wir verbreiten, doch das brauchen WIR am Dringensten.

Love and peace hat einfach nicht das gebracht, was wir gewollt haben. Wieso eigentlich nicht? Vielleicht weil wir keine nachfolgende Generation hatten, die sich davon begeistern ließ?
Und was mache ich z.B. jetzt? Hier mal ein SOS-Kinderdorf unterstützen, da ein paar Gramm Guatemala-Kaffee aus dem Fairhandel kaufen und zum Schluss noch was für Greepeace spenden. Da sind wir wieder bei peace. Ich bin mir anscheinend doch in meinem tiefsten Innersten treu geblieben.

Ich glaube, ich muss schneller als geplant in Vietnam an einen Palmenstrand mit Korallenriff und mich von diesen Halluzinationen erholen. Dann brauche ich mich wenigstens nur über das Korallensterben zu ärgern. Hoffentlich gibt es da billige und sichere Unterkünfte, gute Musik, leckere preiswerte Shrimps und kaltes Bier sowie einen schnellen Internetanschluss. Ach ja, so ein bisschen den Arsch hinterher tragen lassen wäre ja bei dem vielen Geld, was ich da ausgebe doch normal, ääh - oder?

Das Matthäus-Prinzip

Wie viele hunderttausend Kilometer bin ich schon durch die Welt gereist, nur um noch intakte Natur aufzuspüren, ob unversehrten Dschungel oder unberührte Korallenriffe. Und das natürlich alles für ein möglichst niedrigen Preis. Wie oft musste ich mich tagelang mit immer primitiveren, unzuverlässigen Verkehrsmitteln jenseits der touristischen Pfade bewegen um wieder einmal enttäuscht festzustellen, dass der Urwaldrand entgegen den Aussagen des Reisehandbuches noch weiter zurück gedrängt wurde, die vor 5 Jahren noch wunderbaren Korallenriffe ein einziger Schutthaufen sind. 
Bucht man einmal ausnahmsweise eine exquisite Reise, wird verständlicherweise für das gute Geld ein perfekter Luxus erwartet, den man Bambusbungalows gerne nachsieht. Hier warten allerdings viele entferntere Ziele, allen voran Ägypten, mit unangenehmen Überraschungen wie z.B. phlegmatischen Bediensteten auf. Hier nur ein Beispiel von vielen:
So habe ich das fehlende Heißwasser ebenso wie den defekten Kühlschrank, der sich mehr als Tiefgefrierschrank verstand, an der Rezeption beklagt und die sofortige Behebung zugesagt bekommen. Und das zwei Tage lang! Erst eine Rücksprache mit dem Manager konnte dieses Problem lösen. Dafür stand ich tags drauf ohne Toilettenpapier und frischen Handtücher da. Die Reklamationskette war nicht kürzer. (...)

Wer gerne in den Urlaub reist und enttäuscht wurde, wird es beim nächsten Mal mit einem vielleicht noch ferneren Ziel, besseren Hotel oder längeren Urlaub versuchen. (Bei anderen mögen es wahlweise CDs oder Bücher oder Kinobesuche sein.) Dies wird natürlich teuerer und unter Umständen wird man wieder enttäuscht sein, dass die nun auch höher gesteckten Erwartungen abermals nicht erfüllt wurden. Also wird es auf der nächsten Fahrt in noch entlegenere, exotischere Gebiete gehen, viel mehr Zeit muss veranschlagt werden. Und anstatt darauf zu verzichten, wird unbewusst eine Spirale in Gang gesetzt, die einem typischen Suchtverhalten entspricht.
Dieses "more, more"- Handlungsmuster aus dem Bereich des menschlichen Sozialverhaltens bezeichnet die Neigung Probleme durch den Einsatz von Mitteln zu lösen, die sie verursacht haben. Eng verwandt ist es damit dem Matthäus-Prinzip: "Wer da hat, dem wird noch gegeben werden; wer aber nicht viel hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden."

Nun, was ist daraus zu folgern? Nicht mehr reisen? Nicht überall und immer meckern? In dem Zusammenhang fällt mir eine Gerichtsklage aus dem Jahr 2005 ein. Da ein Mann in seinem Urlaubshotel nicht im Stehen pinkeln konnte, weil immer der Klodeckel zufiel, wollte er eine teilweise Erstattung der Reisekosten wegen "entgangener Urlaubsfreude". Bloß gut, dass er sich nicht niedergekniet hatte.
Also ruhig beschweren, aber nicht immer enttäuscht sein!

Wie schnell relativiert sich alles wieder, wenn man folgende Geschichte liest:
Stephen Lewis, Sondergesandter der Vereinten Nationen für HIV/Aids in Afrika, besuchte auf einer Reise durch Simbabwe eine Grundschule und fragte die Kinder, was ihnen die größten Sorgen mache. Sieben von zehn Kindern gaben die erschreckend einfache Antwort: "Der Tod.". Im weiteren Verlauf seiner Reise, in Sambia, kam Lewis in ein Dorf mit Kohlfeldern und fragte die Dorfbewohner, ob sie genug zu essen hätten. "Ja", antworteten sie, "wir können sogar einiges verkaufen.". - "Und wofür verwendet ihr den Erlös?" - "Wir kaufen Särge." [Spektrum der Wissenschaft, 12/2005, S. 59]

Tipps und Neuigkeiten

Die Visagebühr beträgt 30 $, wer aber nur ein Stopp-over von maximal 2 Tagen plant, zahlt nur 5 $. Unbedingt auf die erniedrigte Gebühr für das 48-Stunden-Visum bestehen. Bei der Ausreise sind vor wie nach 1100 Rs oder 15 $ zu zahlen. Achtung! Diese Flughafengebühr ist nicht in der Airporttax enthalten, die ggf. vom Reisebüro in Rechnung gestellt wurde.
Auf Grund strengerer Sicherheitskontrollen wird man gebeten, sich 3 Stunden vor Abflug zum Checkin einzufinden. Dies muss man aber nicht unbedingt, es sei denn, man will einen bestimmten Platz (z.B. am Fenster). Die strengeren Sicherheitskontrollen bestehen darin, dass man bei mir das Feuerzeug in der Hemdtasche monierte (in relativ eindeutiger Absicht), das im Rucksack aber passieren ließ.

Wechselkurs Ende Februar 2003: 1 Euro = 82 Rs, 1 $ = 78 Rs.
Es werden überall VISA, Mastercard teilweise AE akzeptiert, allerdings noch keine EC-Karte. Einen sehr raschen und preiswerten Geldtransfer kann man über die Western Union Bank abwickeln, die auch viele Standbeine in Deutschland haben.

Ein schöner Ausblick über weite Bereiche Stadt bietet sich von der höchsten Dachterrasse Kathmandus. Die deutsche Besitzerin Helena residiertresidiert in Thamal und führt auch noch eine "Weizen bakery".

Seit 2002 sind die ersten Ampeln in Kathmandu aufgestellt worden. Damit es auch jeder Dämel begreift, steht an jeder Kreuzung ein Aufpasser, der den Menschen die Bedeutung der Symbole und Farben erklärt und dass sie sich gefälligst daran zu halten haben. In der Zwischenzeit in seinem Rücken ... .
Im gleichen Jahr wurden die ersten Kleinbusse in Betrieb genommen, die alternativ auf Gas und Elektrobetrieb fahren, um die Luftverschmutzung (zeitweise ähnelte die Luftzusammensetzung etwa der Uratmosphäre) einzudämmen. Sie fahren auf festgelegten Routen in den Randbezirken. Der überwiegende Teil sind Fahrerinnen, die damit erstmals eine Chance erhalten, sich in diesem Beruf vorzuwagen. Der wahre Grund warum keine männlichen Interessenten zu finden sind: es wird weniger verdient als mit einem Taxi.

Ebenfalls seit 2002 gibt es am Fuße des Swoyambhu eine große Budha-Statue. Der Gag ist aber in einem großem Riss in einem Baum daneben versteckt: eine kleine Statue, deren Heiligenschein aus einer CD besteht.Von wegen Dritte Welt.

Die Eintrittsgebühr bei Swoyambhu und Hanuman-dhoka Durbar beträgt 250 Rs. Zusätzlich werden bei letzterem noch weitere Rs verlangt, wenn man in eines der Heiligtümer hinein will. Z.Z. wird es ein wenig auf die Spitze getrieben. Shree Bouddhanath ist z.Z. noch kostenlos.

Die Eintrittsgebühr beim Bhaktapur ist für Touristen auf 750 Rs oder 10 $ angehoben worden. Man begründet dies damit, dass die neu gepflasterten und wirklich schönen Straßen nun picobello gereinigt werden und alles zu einer Fußgängerzone umfunktioniert wird. Der Straßenverkehr konnte wohl eine Zeitlang tatsächlich außen vorgehalten werden, ist aber inzwischen wieder vorhanden. Gefegt wird allerdings überall. Schade, dass man zumindest für Touristen - noch - keine Abfallbehälter aufgestellt hat. Diese Sehenswürdigkeit ist, das heißt die gesamte Stadt, ist ein einmaliges Erlebnis! Eine Fahrt hin und zurück mit einem guten (!) Taxi sollte 600 Rs nicht übersteigen.

Ein sehr empfehlenswerter Guide für Trekkingtouren ist Army Lakpa vom Stamm der Sherpa, wohnhaft mit seiner Familie in Kathmandu. Seine Zuverlässigkeit und Qualität drückt sich u.a. darin aus, dass er sein (festes) Arbeitsverhältnis bei einem großen Trekkingunternehmer aufgegeben hat, weil der nepalesische Funktionär vor Ort nicht genügend Geld für die Versorgung der Touristen an ihn (für seine Kunden) weiterleitete (und in die eigene Tasche abzweigte). Da Lakpa aus Verantwortung heraus schon mehrfach aus eigener Tasche zugezahlt hat, um den Touristen ein nach westlichem Verständnis ordentlich Essen bieten zu können, hat er kurzer Hand gekündigt. Und dass bei der nur geringsten Aussicht woanders eingestellt zu werden!! Auch Ulla Mäueler (mir persönlich bekannt) hat schon mit ihm eine Tour unternommen und gibt gerne ihre Erfahrungen mit ihm weiter. Wer ihn unterstützen möchte (und sollte) und Touren planen will, kann ihm direkt armylakpa@hotmail.com mailen. Wie er mir 1/2005 mitteilte bereitet jetzt auch ein Trekk zum Kumbo-Gletscher (u.a. Everest-Basislager) keinerlei Probleme mehr. Sein Englisch ist für die Verhältnisse vor Ort gut aber gewöhnungsbedürftig.

Unterkunft

Schon von Deutschland aus habe ich mich mit dem Garuda-Hotel, E-Mail (im Buch erwähnt), in Kathmandu in Verbindung gesetzt. Nachdem ich dort war, kann ich es empfehlen. Selbst das Budgetzimmer war gut.

Gekürzte Informationen vom Hotel

How do I make a booking in your hotel?
Send us an e-mail or a fax. Do mention dates of check in and check out. Do not forget to mention your flight details. When sending your booking, write as follows:
1st visit: IN Oct ?? OUT Oct?? (?? night/s)
?? Person/s ?? Double Rm Arrive by Flight# ??at?? hours

What is your tarif?
Our tariff does not include breakfast. It is as follows:

no TV no Budget Single USD10 Double USD15
yes TV no Standard Single USD15 Double USD20
yes TV yes Hi-Standard Single USD25 Double USD30
(Heat & Cold) A/C Room Single USD35 Double USD40
Extra Bed USD04
Triple Room ADD USD 04 to the cost of a double room.
Government Tax 12.2% on the room rate.

IMPORTANT: Cost of room not by person but by single or double occupancy.

Is there a government tax on the room bill? Can I pay my room bill in Nepalese rupees?
Foreigners other than Indian nationals must pay their room bill in foreign exchange such as American dollars. Current exchange rate of American dollar and Euro is as follows:

Room Billing: For example:
Standard Room Double: USD20 +12.2% Tax (VAT & TST)
Therefore the cost of a Standard Double Room will cost USD22.44 (incl. Taxes).
A STANDARD room has a direct dialing telephone. All rooms are with attached toilet/shower with 24 hot/cold running water.

Do you have BUDGET rooms available?
BUDGET rooms may not be available from the month of mid-September 2002 to end of April 2003. Therefore we encourage you to book in advance. However if a BUDGET room is indeed available you can get it upon your arrival. If you have a confirmed booking for BUDGET room, but denied one upon your arrival then you will be provided a STANDARD or a Hi-STANDARD room at the charge of BUDGET room. You may hold that category of room and will be obliged to move to a BUDGET room when available for the following days onwards.

In order to secure a room do I need to send a deposit in form of cash or bank draft or disclose my credit-card number?
There is no need for you to send advance (money or draft) for booking at Hotel Garuda. It is also not necessary to mention your credit-card number either.
In order to secure your booking it is mandatory to disclose your flight details. Disclosure of your flight detail/s will entitle you to complimentary transfer to our hotel.
Hotel to airport transfer is subject to charge of NRs. 150 to 200 or US$3 for a car/taxi.

Does your hotel have central heating/cooling system? Do you provide electric heater in winter and electric fan during summer? Are there any charges for these facilities?
During summer on request we provide electric fans at no extra charge.
Electric heaters can be hired at the cost of US$3 per night.
We are compelled to put extra charge on electric heater as the tariff of the hotel is modest.

Do you provide DISCOUNTS to travel agents or large groups?
Discount or commission will be provided to bonafide travel agents or an individual group of 10 or more people. Information on off-season discount can be found below.

Do you provide DISCOUNTS during the off-season?
Yes. We provide 30% discount if your stay is from beginning of May to end of July. Government taxes (VAT & TST) will be levied on the rack rate of the room/s.

Does your hotel have real hot water for bathing?
Yes, our hotel has an Italian made oil-fired boiler for producing 24 hours of hot water.

Is there any cancellation charge for confirmed bookings?
If you intend to cancel your booking there will be no charge if we are informed 24 hours ahead of your proposed arrival. You will be charge one night stay if you fail to inform Hotel Garuda within 24 hours of your proposed arrival.

Do you have Baggage and Safe Deposit facilities in your hotel?
We provided rent-free baggage and individual safe lockers for hotel guests only. A nominal charge will be levied if you use the facility and return from trekking or excursion and then decide to stay elsewhere.
If the key the safe vault is lost then there will be a charge of Rs. 2000 (US$30) for the inconvenience caused to the management and the trouble to get the extra key from the bank.

Für einen Transfer vom / zum Flughafen werden 3 US$ berechnet, die allerdings entfallen, wenn ein vorab gebuchtes Zimmer bezogen wird. Bei der Abreise werden aber 2 $ in Rechnung gestellt. Ein elektrisches Heizgerät kostet pro Nacht ebenfalls 3 $ (ich habe es Mitte Februar gebrauchen können).
Die Bezahlung mit der VISA-Karte ist recht mühselig. Zunächst baut sich die Telefonleitung nur unzuverlässig auf, außerdem wird jeder Posten (Zimmer, Restaurant, Heizung) einzeln abgerechnet. Hier könnte noch nachgebessert werden.

Sicherheit

Es gibt gute Nachrichten. Anfang Februar 2003 haben sich die hiesigen Streithähne einigen können und die Situation wirkt merklich entspannt. Dies ist auch dringend notwendig, da Nepals größte Einnahmequelle zu versiegen droht. Der Touristenstrom hat sich in einen Rinnsaal verwandelt. Die Schlepper, Drogenverkäufer und Schwarzgeldwechsler können sich kaum noch über Wasser halten. Einige ältere Hotels mussten schon schließen. Das Angebot übersteigt mehrfach die Nachfrage. Weniger um dies finanziell auszunutzen, eher schon wegen praktisch nicht mehr vorhandenen Rummels an den Attraktionen, könnte eine Nepalreise z.Z. durchaus ins Auge gefasst werden.


Webhosting AUCH für den kleinsten Geldbeutel:

Abspann

Waren meine Informationen hilfreich? Die Berichte, Scherze und Anekdoten gefällig? Dann freue ich mich über eine Weiterempfehlung meiner Seiten und bitte das © "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany, zu unterstützen: Entgegen der weit verbreiteten Auffassung alles im Internet veröffentlichte Material sei frei nutzbar, besteht ein Ernst zu nehmendes und rechtlich abgesichertes Copyright!

Wegen schwerer dauerhafter Erkrankung bitte ich keinerlei Reiseanfragen mehr an mich zu richten. Danke!
Ich verweise auf die viel besser informierten Länderforen / -boards und Reisehandbücher.
Anfragen zu Verlinkungen u.ä. Anliegen werde ich mit Sicherheit nicht mehr beantworten!

An die Adresse können jedoch gerne Aktualisierungen, Fehlerkorrekturen und konstruktive Anregungen gemailt werden.
Ich werde, je nach Gesundheitszustand, versuchen sie einzupflegen. Bitte gleichzeitig mitteilen, wer keine Namensnennung wünscht. 
Bei Zuschriften bitte folgende Wünsche beachten:

Ich danke für das Verständnis und die Rücksichtnahme.

© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany

Niks Reiseberichte

Fasten seatbelt ... und dann niks wie weg!