© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany
Erstellt: Juli 2003 Verzeichnis aller Reiseberichte HanoiXin chào, guten Tag und auf einmal war ich in Hanoi. 6 von 12 Stunden Wartezeit im Flughafen von Bangkok habe ich in dem ersten "Stundenhotel" meines Lebens verbracht. Schöne Einrichtung, aber teuer. Dumm, dass es für zwei genau so viel kostet wie für einen. Aber auf die Schnelle habe ich niemanden gefunden. |
In Hanoi fühle ich mich sofort sauwohl. Ich war noch
keine 4 Stunden in der Stadt, saß so am Hoan Kiem See (See des wiedergegebenen
Schwertes) und wusste schon, das ich
bald wieder kommen würde, um viel länger zu bleiben - so es denn klappt. So eine grüne, saubere,
freundliche und lebhafte (nicht zu verwechseln mit stressig, chaotisch, nervend)
Stadt habe ich in Asien noch nie gesehen und dabei ist
es die asiatischste von allen. Die Menschen sind
sehr freundlich und rücksichtsvoll. Hanoi ist Viet Nam Ho = die Seele Vietnams.
Kurzes apropos zum Hoan Kiem See. Abends verwandelt er sich punktuell - aber
an vielen Stellen. Etliche Omas und Opas finden sich dort auf den verschwiegenen
Bänken ein und genießen den Ausblick und die Behandlungen: ein öffentlicher,
rein privater vietnamesischer Rentnerpuff!
Die Stadt mausert sich. Inzwischen sind viele internationale Institutionen
dort angesiedelt, wie die u.a. die Gesundheitsorganisation der UNO, Ärzte ohne
Grenzen (MGO = medicine non gouvernement org.) usw.. Über 80 deutsche Firmen
haben inzwischen hier ihren Sitz und liefern nach Deutschland nicht nur Garnelen
und Mao-Bibeln, sondern auch Türen, Kleidung, Plastikartikel u.v.m..
Gemessen an meinen bisherigen Erfahrungen in Asien möchte ich darauf
hinweisen, dass ich erstaunt bin, über die geringe Anzahl von Bettlern und die
doch durchaus starke Zurückhaltung der Straßenverkäufer.
Du schöne und doch arme Stadt! Genieße deine Tage, denn sie sind
gezählt. Schaut man sich die Entwicklung in anderen Metropolen deiner Art in
dieser Region an, so wirst du in wenigen Jahren das Gesicht von Saigon oder
Medan und hoffentlich nicht Richtung Singapur annehmen. Und leider, leider wird niemand etwas
dagegen unternehmen können! Die einzige Chance ist - und dies könnte die
letzte Großtat der kommunistisch-sozialistischen Partei sein - die Stadt
einzuzäunen und per Dekret so belassen, wie sie ist. Aber das hätte nicht
einmal Onkel Ho geschafft und gewollt - Ha-neu.
Apropos Onkel Ho. Zwar habe ich das Ho, Ho, Ho Chi Minh der 68iger nie ganz
nachvollziehen können, aber es ist schon ein wenig ergreifend einer Legende
Auge in Auge gegenüber zu stehen. Es ist unglaublich, wie lebensecht die Mumie
in der teuersten Klimaanlage Vietnams unter rosigem Spotlicht wirkt. Alle
vorbeilaufend Menschen sind so leise, als hätten sie Angst, ihn aufwecken zu
können.
Wer übrigens Onkel Ho nicht kennt, sollte wirklich mal seine echte Biographie
lesen. Es ist unglaublich, was ich in den wenigen Tagen, die ich hier bin, an
nachweislichem Lügennetz der westlichen Medien, insbesondere der amerikanischen
Propaganda, erfahren musste. (Und leider fallen mir erst jetzt Parallelen immer deutlicher ins Auge.)
Die Geschichte des Vietnamkrieges muss in unserem Büchern vollständig
umgeschrieben werden!! Und dies sind keine Infos, die ich von hier habe, sondern
aus neutralen Reisehandbüchern, geschrieben von (wie immer relativ) objektiven
Autoren. Die vietnamesischen Informationen sind übrigens absolut nicht in dem
Stil, wie man ihn erwarten könnte. Ruhig, unglaublich sachlich und distanziert,
teilweise sogar einfühlsam über die gestorbenen GI's.
Das Fahrwerk einer, bei dem furchtbaren Weihnachtsbombardement Hanois
abgeschossene B 52, landete in einem kleinsten Tümpel mitten in einem
Wohnbezirk, wo es auch heute noch aus dem Wasser ragt. Die Reifen dümpeln herum
und es gibt nicht eine einzige Parole dazu. 3 m entfernt steht das nächste
Haus, die Menschen bewegen sich hier wie überall, keiner begafft diesen
Anachronismus - im See steht eine Stele im Gedenken. Nur ein kleineres Schild
mit vietnamesischem Text in dem "B52" vorkommt deutet an der
Hauptstraße hinter dem Botanischen Garten auf diesen versteckten Ort hin. (Siehe Handbuch zur genaueren
Wegbeschreibung.)
Indonesisch habe ich ja gelernt, dann wird das auch mit vietnamesisch
klappen. Die Sprache hat es in sich. Ma bedeutet Gespenst, aber, Mutter,
Reissetzling, Grab und Pferd - je nach Betonung. Nach einer Woche gebe ich mich
zufrieden mit Danke, guten Tag und Entschuldigung.
Z.Z., es ist gegen 23 Uhr, sitze ich in meinem Zimmerchen im vierten Stock der Hanoier Altstadt und bin umgeben von 4 x 4,5 m. Dies ist auch gleichzeitig fast der Grundriss des Hauses. Auf Grund des Platzmangels wird in die Höhe gebaut. Um zu dem Haus zu gelangen, gehe ich zuvor im Erdgeschoss an 3 Wohnzimmern von anderen Häusern vorbei. Diese sind mit schweren Eisentüren verschlossen, die allerdings aus Gittern bestehen und so freie Sicht zulassen. Ansonsten ist es angenehm mild hier. Unterhose, sonst nix, ideal. Zwar habe ich keinen Balkon o.ä., aber ich schaue durch ein weit offenes Schiebefenster mit schönen Grünzeug davor und angenehmer Vergitterung, die Sicherheit vermittelt, über die Dächer der Alt- und Hauptstadt des Staates. In meinem Laptop ist gerade eine CD, von der "Baker Street" von Gerry Rafferty läuft und sich "If your going to San Fransisco" anschließt. Wenn ich es bis dort hin schaffe, werde ich Blumen im Haar haben, wenn es geht Frangipani 95, Nad - sure!! (Weißt du noch, was die Blumen in Indonesien bedeuten? Wo die, auch Kambodscha genannten, Bäume hauptsächlich angepflanzt wurden?)
Service wird in Hanoi groß geschrieben.
All abendlich nach Sonnenuntergang rückt ein Ameisenheer (bestehend allerdings
in umgekehrten Verhältnissen zu 99,9% aus weiblichen Arbeiterinnen) auf die
Stadt zu und befreit sie vom Müll.
Service wird auch in anderen Bereichen groß GESCHRIEBEN. Da ich im 4. Stock
lebe und hier keinen Kühlschrank habe, wurde mir flugs eine Thermobox zur
Verfügung gestellt. Eiswürfelbehälter gibt es nicj487%%%&&ß%")"safajfwrfj
- Entschuldigung, mich hat gerade eine 5 cm große Kakerlake von hinten
angegriffen. Wenn ich etwas HASSE, ist es mir mit dreckigen Füßen über der
nackten Rücken zu laufen. Sie liegt jetzt unter der zweiten Sandale. Also noch
einmal. Eiswürfelbehälter gibt es nicht, so wurden mehrere
Plastiktrinkflaschen durchschnitten und man liefert mir nun im 2-Stundentakt Nachschub, damit ich
die 4 Etagen nicht immer selber runter und rauf laufen muss. Erinnert ihr euch
noch an "Arsch nachtragen"? Das nennt man hier Service und nix mit
Extracharge! Im Gegenteil, wenn ich auf englisch sage, dass ist aber nett, dass
du die 4 Etagen hochrennst um mir das Eis zu bringen, dann sagt sie doch glatt:
"no problem". Allerdings ist mir letztens aufgefallen, dass ihr
Englisch nicht so gut ist. Aber sie kann yes und no auf jede Frage - nur
manchmal besteht da ein Kausalitätsproblem.
Wusstest ihr schon, dass Katzen Kakerlaken lieben? Besonders wenn sie tot sind?
Wieder eine neue Erfahrung. Wieder ein Beweis, dass reisen bildet.
Badminton ist meine Leidenschaft. Neugierde trat auf, als ich in
einem kleinen Park einige markierte Badmintonfelder sah und trotz Arbeitszeit
alle Plätze besetzt waren. Die Spiele fanden, leider eingeschränkt durch den
böigen Wind, auf durchaus passablem Niveau statt. Wenige Meter weiter
amüsierten sich vier Omas undefinierbarem Alters an dem Spiel. Nach kurzem
Beobachten, wurde ich freundlichst animiert eine Partnerin abzulösen, die sich
ausruhen wollte. Gut, ich war nach einem Schienenbeinbruch noch ein wenig
laufbehindert, aber für diese Damen sicherlich eine Bereicherung, um die Pfunde
abzutrainieren. In der Bewegung genau so eingeschränkt wie ich, haben sich
meine Gegnerinnen köstlich über ihre kleinen, aber funktionierenden Tricks
erfreut. Hier ein kurzer, kaum angedeuteter Aufschlag direkt auf die Linie, dort
ein langer weiter (unter Berücksichtigung des Windes) mit einer Bumerangkurve
wieder im Feld. Ein harter Smash von mir, gekontert mit einem unglaublichen
"Wind"Stopp fast genau auf die Netzkante. Mein Super-Drive einfach nur
abgeblockt, landete auf meinem Oberkörper statt auf ihrem - ich verzweifelte
schier und musste mich lächelnd geschlagen geben.
Mit meinem Bart und als älterer Alleinreisender bin ich ein Unikum und muss mir
mindestens zweimal am Tag eine heulende Göre in den Arm drücken lassen, damit
man uns fotografieren kann. Nachdem ich nun ein nasses Hemd als Dank bekommen
habe, erzähle ich vorher immer, dass ich die Cholera habe. Dieses Wort scheint
auch vietnamesisch zu sein. DAS WIRKT! Leider bin ich dadurch nun noch etwas
einsamer geworden.
Das Rucksacktouristenzentrum umfasst alles, was östlich von H. Duong, H. Can und H. Dao, südlich von Ng. Sieu, westlich von (grob gesagt Quang Khai und Ng. Huu Haan - die Grenze verläuft in wirklich etwas weiter westlich, ist mir aber zu umständlich zu beschreiben - sowie nördlich der Cau Go).Hier reiht sich eine Kneipe, Restaurant, Internetcafe und Unterkunft aneinander.
Ganz kurz zur Orientierung (siehe Kathmandu!). Ich bin eigentlich damit recht gut gesegnet. Allerdings habe ich mich noch nie so oft verlaufen, wie in dieser Stadt. Lange habe ich darüber nachgedacht warum. Schließlich bin ich zu der Erklärung gekommen, dass es vermutlich daran liegt, dass man sich in Hanoi praktisch drei übereinander liegend, deckungsgleiche Stadtpläne merken muss. Einen für Tags, am Abend und Nachts. Dies liegt daran, dass es keine wirklichen Landmarken gibt, bzw. diese sich laufend ändern. So sieht eine Straße zu den verschiedenen Tageszeiten absolut anders aus und Orientierungspunkte fallen weg.
Vor dem Besitzer des Van Xuan II Hotel (staatl. Besitz), 46 Luong Ngoc Quyen muss gewarnt werden. Er ist als Schlepper unterwegs und kann unangenehm werden, wenn man die überhöhten Preise nicht akzeptiert. So hat er ein Pärchen bis ins nächste Hotel verfolgt, dort die Rezeption eingeschüchtert, so dass auf einmal das Hotel ausgebucht war und das gleiche Spiel im nächsten Hotel versucht. Auf zunächst freundliche, dann eindringliche Abwehr reagierte er mit wüsten Beschimpfungen.
Ein Tourist hat mich darauf hingewiesen, dass man bei Hotel-Reservierungen von good old Germany aus nicht mit einer Fax-Bestätigung rechnen darf. Dies würde den Vietnamesen pro Seite etwa 4 $ kosten, so dass man - wenn vorhanden - es besser über die E-Mail-Adresse versucht.
Essen ohne Hände, so nennen sich einige versteckte Restaurants, die diesen besonderen Service anbieten. Leider habe ich davon erst erfahren, als ich Hanoi verlassen hatte. Darum ist mir auch nicht klar, ob dahinter noch mehr steckt.
Ein paar
Meter neben meinem Hauseingang gibt es ein Spezialitätenrestaurant. Die roten
Plastikhocker, etwa 30 cm hoch und mehr für eine Kindergeburtstagsfeier gedacht, stehen auf dem
Gehweg. Einen Tisch gibt es
nicht, er wäre wohl auch zu niedrig für mich. Wenn das "Restaurant" voll ist
(6
Gäste) kommt keiner mehr vorbei, man (die vorbei wollen) muss auf die Straße
ausweichen. Wir verstehen uns zwar nicht, dafür aber gut und es
ist urgemütlich. Manchmal singt jemand, wenn ich es versuche wechseln die
anderen schnell das Thema. Welches ist egal, ich verstehe es sowie so
nicht. (Offensichtlich verletze ich irgendein lokales Tabu. Ich denke, es ist
aus Pietätgründen besser wenn ich nicht mehr singe.) Die Schlangen werden aus
Sicherheitsgründen nur tot serviert. Dazu gibt es Nudeln oder Reis und kurz
angegartes Gemüse. Bier muss ich mir selber mitbringen, dafür werden die
Vorratsdosen mit Eiswürfeln
gekühlt (Service!!).
Man braucht übrigens keine Sorge zu hegen, Hund oder Katze in einem Restaurant
untergeschoben zu bekommen. Dafür sind Spezialitätenrestaurants zuständig und
so teuer, dass das kostbare Fleisch nicht an "undankbare" Touristen
"verschwendet" wird. Schlange ist OK, schmeckt so ähnlich und hat die gleiche
Konsistenz wie beim Griechen die Calamarisringe. Pussi schmeckt nach Karnickel,
Waldi erinnert mich eher an Fury.
Die Voice of Vietnam sendet in Hanoi stundenweise (nicht durchgehend, insbesondere am Nachmittag und frühen Abend ist Funkstille), in englisch und französisch auf FM 105.60 und begleitet das Ganze mit einem gefälligen kleinen Musikprogramm.
Eine zuverlässige Quelle war mit Ocean Tours gar nicht zufrieden. Sie zahlten 14 $ für eine Exkursion zur Parfum-Pagode, später stellte sich heraus, das andere nur 8 $ bezahlt haben. Der angeblich deutschsprachige Führer war ob dieser Auszeichnung die ganze Zeit über sprachlos und brachte auch nur ein paar Brocken englisch hervor.
Frau Lan Huong, 20 Bat Dan, ist Schneiderin und hat mir eine
hervorragende Kopie meines Camel-Hemdes (mit speziellen Extrawünschen wie
versteckter Tasche, zippbaren Hemdsärmeln) für 130 000 angefertigt. Da ihr
englisch nicht besser ist als mein vietnamesisch (± 0), ist es ratsam, vom Guesthouse
die Wünsche telefonisch beschreiben zu lassen. Hilfreich war in meinem Falle, "nur" eine abgewandelte Kopie
zu wünschen, das Original mitgebracht zu haben,
um den Rest mit Händen, Füßen und persönlich anwesendem Körper zu klären.
Wer nie verstanden hat, was die Chaostheorie eigentlich darstellt (grob vereinfacht die Metapher vom "Flügelschlag des Schmetterlings in Indien, der 5 Billiarden Tonnen Luft dazu bringt, einen Hurrikan in den USA auszulösen"), sollte folgendes 10-Punkte-Lernprogramm nach der international als pädagogisch wertvoll anerkannten Nik'schen Methode (siehe pseudo-wissenschaftliche Placebo-Nachweis des wiss. Inst. Kathmandu ff., vgl. Nordost-Kamtschatka sp. dito dvd., 01.04.2003) absolvieren und sich selbst hinterfragen.
In Vietnam gibt es seit Ende der neunziger Jahre nun auch Ampeln. Zu Anfang gab es damit offensichtlich Probleme. Die Polizei löst dies in Hanoi auf ihre Art und Weise, indem sie Verkehrsuntauglichen dies mit einem Schlagstockhieb attestierten. Diese Methode scheint wieder Erwarten der pädagogischen laissez-faire-Methode deutlich überlegen zu sein. Seit einiger Zeit hält sich der überwiegende Teil an diese (Ampeln) Verkehrsführung. Dies soll jedoch in keinem Falle darüber hinweg täuschen, dass es immer noch einige Rowdies oder Unbedarfte gibt, die noch nicht ausreichend sozialisiert (Glück gehabt bei oder bei dem Schlagstockunterricht krank gewesen) werden konnten.
Ein Problem für viele "Zugereiste", sprich Westlern, besteht darin, eine (größere)
Straße zu überqueren, deren Strom nur punktuell abzureißen scheint. Verkehrsregeln sind nur rudimentär
oder gar nicht vorhanden. Es gelingt aber rasch sich anzupassen, denn es wird
vor allem langsamer und viel rücksichtsvoller als in €pa gefahren. Trotz
anarchischer Züge ist man sicherer als auf heimischem Pflaster. An dieser Stelle einige Überlebens-Hinweise:
Es soll übrigens gerade eben eine gute Neuverfilmung des "Einsamen Amerikaners" heraus gekommen sein. Zumindest ein empfehlenswertes Buch von Graham Greene "The quiet American" - ein Kultroman zu Vietnam: spannend, vergnüglich, lehrreich.
sind eine weltweite Bewegung mit zig
Tausend Mitgliedern. 1938 wurde diese skurrile Gruppe, natürlich von
Engländern, in Kuala Lumpur aus Langeweile gegründet. In Ermangelung der
Möglichkeit einer Fuchsjagd wurde eine alljährliche "Schnitzeljagd"
mit Hindernissen veranstaltet. Ein geringer Beitrag wird pro Lauf erhoben. Ziel ist es letztendlich am
Ende der Jagd soviel zu trinken wie man gerade lustig ist. Die Skurrilität wird
unterstützt durch das "Missmanagement" und den "religiösen
Berater".
Es gab sogar einen Lauf in Moskau, woraufhin sich allerdings der KGB bei der
Parteiführung beschwerte: man könne die vielen Teilnehmer nicht quer durch die
Stadt verfolgen, dazu wären zu viele Beobachter erforderlich über die man nicht
verfüge; und wer weiß, welch westliche Geheimdienst die Verwirrung ausnutzen
könne. Kurzerhand wurde darum der nächste Lauf offiziell verboten. 30 Botschaften
protestierten gegen diesen Beschluss öffentlich und man einigte sich auf einen
Kompromiss. Künftiger Austragungsort war nun der Gorky Park, an dessen
Eingängen die KGBler sich nun postierten. Es wäre interessant zu wissen, ob
man heute wieder einen größeren Bewegungsspielraum für den Spaß hat.
Das feucht-fröhliche Ereignis wurde in die ganze Welt exportiert und gut 1500
Expatgruppen in fast 160 Ländern setzen die Tradition fort, um Kontakte zu
knüpfen und halten sowie die Gemeinschaft zu fördern.
Auf eigene Faust die Bay zu erkunden ist zeitaufwändig und mit Sicherheit
(!) nicht preiswerter als sich einem der vielen Reisebüros / Unterkünften in Hanoi anzuvertrauen.
Für maximal 30 $ erhält man einen Transfer zum Hafen, wird in eine komfortable
Dschunke verschifft, erhält Verpflegung (mit Ausnahme der Getränke) und
wahlweise eine Übernachtung auf dem Schiff oder einem Hotel auf der Hauptinsel
Cat Ba. Letzteres ist auf Grund der derzeitig überbordenden Bautätigkeiten
und Diskotheken bzw. Karaoke-Bars nur denjenigen zu empfehlen, denen bereits bei dem Anblick eines
Schiffes mulmig wird. Die Schiffsübernachtung findet in einer rundum
geschützten Lage bei entsprechend spiegelglatter See statt, wenn nicht gerade
ein Unwetter vorbei zieht - aber dann würde der Kahn auch gar nicht aus dem
Hafen auslaufen.
Etwa nach einer Stunde Anfahrtszeit von Hanoi aus passiert man das derzeitig größte
Elektrizitätswerk Vietnams Pha Lai, das mit Kohle befeuert wird.
Sicherlich kein architektonisch herausragendes, wohl rein funktionelles Gebilde.
Auf halber Strecke wird schließlich eine halbstündige Pause in einem Humanity
Center eingelegt. Neben Gebäck und Kaffee kann man hier Handwerkliches
erstehen, das von Kindern, die Opfer des Krieges wurden, angefertigt werden. Für
meine Begriffe ist es Kinderarbeit; einige Touristen finden aber hier schöne
Bildmotive von fleißigen Händchen.
Die gesamte Fahrstrecke führt über eine gerade fertig gestellte und gut
ausgebaute Schnellstraße. Im Verkehrsraum um Halong gibt es an den Ampeln einen
digitalen Countdown, der die Zeit bis zur nächsten Grün- bzw. Rotphase
anzeigt - hightec à la Vietnam. Eine Idee, die sicherlich auch bei uns
Zustimmung fände.
Die Halong Bay ist ein von der UNESCO zertifiziertes Weltkulturerbe und das zu
recht. Offiziell sind es 1969 Kalkfelsen mit teilweise bizarren Formen.
Sie erheben sich fast senkrecht aus dem Delta des roten Flusses. Mit einer
komfortablen Dschunke durchkreuzen wir das Labyrinth. Auf einer größeren Insel
gibt es eine atemberaubende riesige Tropfsteinhöhle, in der ein kleines Fußballstadion
Platz finden würde. Die Verpflegung ist hervorragend, die Zimmer verfügen alle
über ein großzügiges Bad mit Toilette. Über Nacht wird in einer von
Kalkfelsen rundum geschützten Bucht geankert. Etwa 10 andere Dschunken dümpeln
in der Nähe. Es ist Neumond und nachdem die letzten Lichter verloschen sind,
zeichnen sich die Silhouetten der Berge gegen den funkelnden klaren aber pechschwarzen
Sternenhimmel ab. Über der Szenerie liegt ein Hauch vergangener Zeiten und
asiatischem Flair.
Etwa 1500 der hier ansässigen Menschen leben auf der Hauptinsel, etwa 500 in
schwimmenden Dörfern. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt u.a. mit der der Perlenzucht,
die fest in japanischer Hand ist. Diese werden auch auf den Dschunken zu
günstigen Preisen angeboten - freilich zweite Qualität (z.B. kurze Halskette
schwarzblauer Perlen = 10 $, bei uns mind. 25 Euro). Imitationen können übrigens
an ihrem geringen Gewicht, gleichmäßiger Form und mit einem mit Essigsäure getränktem Wattestäbchen o.ä.
an einer Perlenprobe erkannt werden (leichte CO2-Gasbildung
nach kurzer Einwirkung).
Tauchen und schnorcheln kann man leider nicht, dazu bringt der Rote Fluss
zuviel Sedimente mit.
Im Ort auf Cat Ba in der Halong Bay gibt es das Flightness Bird Café, das von einem netten Neuseeländer mit seiner vietnamesischen Frau geleitet wird. Es ist eine der wenigen Alternativen zu den allgegenwärtigen Karaoke-Bars. In lockerer Atmosphäre kann man bei rockiger Musik z.B. Dart spielen. Tel. 888517 (zuverlässige Quelle).
Aus zuverlässiger Quelle wurde bemängelt, dass der "Kollege Vinh"
im Asia / Halong wohl recht leckere gefüllte Tintenfische macht, der
Rest wäre aber eher durchschnittlich. Offensichtlich gibt er sich mit der
Buchempfehlung zufrieden und "hält sich selbst daran".
Er bietet inzwischen eine eigene
Dschunke mit 6 Kabinen zu 25 m2 an: 40 $ bei Gruppen bis 10 Personen.
Es wird neben Kajak auch Angeln geboten.
In Halong gibt es eine nette Strandpromenade, an der sich ein
Restaurant neben dem anderen präsentiert. Richtung Hafen schließt sich ein
Royal Amusement Park an (Kooperation mit Singapur ??), der u.a. einige Volièren
und einen kleinen botanischen Garten enthält.
Ansonsten herrscht hier rege (!) Bautätigkeit insbesondere bei
Luxusunterkünften!!
Diese Provinzstadt hat in etwa den Charme von Wanne-Eickel und Bottrop
zusammen, glänzt dafür aber mit einer um so prachtvolleren Umgebung. Es lohnt
sich, hier ein paar Tage zu verweilen und die Gegend auf eigene Faust zu
explorieren.
Ab Hanoi fährt täglich der Open-Tour-Bus um 19.30 Uhr ab. Offensichtlich
werden die Gäste von Ocean Tours etwas stiefmütterlich behandelt und nicht vom
Hotel abgeholt - obwohl mein Bus es anschließend zweimal passierte. Auch sonst
geht das Personal doch recht unwirsch mit den Gästen um - man hat es halt nicht
nötig.
Die Open-Tour hat festgelegte Terminals, an denen die Touris übergeben werden:
Hue,
Hoi An, Nha Trang und dann wahlweise Da Lat oder Mui Ne, Saigon. Stopp ist
jeweils an einem Sinh-Cafe / Hotel. Man kann sich aber unterwegs rausschmeißen
lassen und wird wieder abgeholt. Einer dieser Zwischenstopps findet in Ninh Binh
statt, ein weiterer in der DMZ.
Wenn Hanoi das Herz Vietnams ist, dann ist Saigon die Lunge. Mit jedem
Atemzug wird frischer Wind ins Land getragen. Die Nationalstraße Nummer 1
verbindet über 1730 km beide miteinander. Auf ihr werden Waren, Ideen und
Menschen ausgetauscht. Ein Teil erreicht nie den anderen Endpunkt, versickert
unterwegs in den vielen Schlaglöchern der Schlagader.
Für 28 $ erhält man in Hanoi ein Busticket, das bis Saigon, sprich
Ho Chi Minh - City, gültig ist. Diese sog. Open-Tour hat festgelegte Terminals,
an denen die Touris übergeben werden: Hue, Hoi An, Nha Trang und dann wahlweise
Da Lat oder Mui Ne, Saigon. Stopp ist jeweils an einem der staatlichen
Sinh-Cafes / Hotel. Man kann sich aber unterwegs rausschmeißen lassen und wird
dort nach telefonischer Androhung wieder abgeholt. Einer dieser Zwischenstopps
findet in Ninh Binh statt, ein weiterer in der DMZ (ehemalige
"entmilitarisierte" Zone an der Demarkationslinie).
Die ersten 30-40 km aus Hanoi heraus führen über eine komfortable Autobahn.
Danach geht das Abenteuer los. Wer schwache Nerven hat, sollte nicht in der
ersten Reihe sitzen. In der zweiten sieht man immer noch genug.
Es bewegen sich die skurrilsten Fortbewegungsmittel über den Asphalt
- wenn vorhanden. Einige erinnern an rollende Nähmaschinen, andere scheinen
einem überdimensionalen Stabilobaukasten entsprungen zu sein. Daneben bewegen
sich Mopeds, auf Grund ihrer Beladung dreimal so breit wie lang, quälen sich
Schulkinder mit ihren Fahrrädern den Berg hinauf und schlurfen Omas
unbeeindruckt des Verkehrs gemächlich über die Straße zum Nachbarn.
Die nächtliche Rallye gehört den Bussen und LKWs. Im Wettstreit mit
der Zeit gibt es keine unlauteren Mittel: Man hat keine Scheinwerfer, sondern
Flutlichter, keine Hupen, sondern Hochleistungspresslufthörner, deren
Schallpegel selbst Tote auferwecken kann und sensiblen westlichen Senioren einen
Herzklabaster verpasst. Höchstgeschwindigkeitsgrenzen werden als
Mindestfahrgebot betrachtet (und dann noch in Meilen umgerechnet),
Motorradfahrer als lästige Störer in den Staub der Randbefestigung geschickt.
Nach meinen bisherigen Erfahrungen ist der Zug oder das Flugzeug
vorzuziehen. Die Busse sind bedingt durch den Harakiri-Fahrstil wandelnde
Zeitbomben. Es gab nicht einen einzigen Fahrer, der über 35 Jahre alt war!! Das
stimmt nachdenklich.
Außerdem: die Fahrt mit dem Zug (Schlafabteil "erste Klasse" -
Softsleeper) kostet von Da Nang nach Nha Trang 24 $ und dauert etwa 12 Stunden.
Buchung 3-4 Tage im voraus dringend erforderlich. Die gleiche Strecke kostet für
das Flugzeug 38 $ plus 2 $ Flughafengebühr und dauert 1 h 20 min!! Buchung 2
Tage im voraus empfehlenswert.
Die genaue Wegeskizze für die folgenden Tour erhält man durch anklicken.
Der - sprich kuck fuong - Nationalpark befindet sich 56 km nördlich von Ninh
Binh, 46
km von der N 1 entfernt in bergigem Gelände, der Teil der "Trockenen
Halong Bucht" ist. Sie entspricht ihrer geologischen Entstehung
vermutlich den gleichen Kräften wie in Khao Sok in Thailand und Sabang
/ Palawan auf den Philippinen. 500 m vor dem Eingang
(Achtung, nicht zu verwechseln mit dem ersten Kontrollposten) liegt
linker Hand das mit Doppeltor geschützte Endangered Primat Rescue Center,
geöffnet 9-11.30 + 13.30-16.30 Uhr.
1991 kam Tilo Nadler um einen Film über den Nationalpark zu drehen und
Informationen über den 1930 entdeckten und bis 1987 für ausgestorben
geglaubten, endemischen Delacour-Languren zu sammeln. Seit dieser Zeit engagiert
sich der gelernte Biologe für die Haltung und Züchtung heimischer Affenarten
und gründete 1993 mit dem ersten gewildertem und beschlagnahmten Delacour-Languren,
das bisher einzige Haltungs- und Zuchtprojekt für bedrohte Primaten Indochinas
und zudem weltweit zu
den "Besseren" gezählt.
Der Zugang ist nur mit einem kostenlosen Guide möglich, bei mir macht man eine
Ausnahme, ich bekomme eine Privataudienz und -führung.
Z.Z. werden 126 Tiere aus 15 Arten, darunter 6 Arten, die nur hier gehalten
werden, beherbergt. Zudem gibt es eine endemische Art von Cat Ba, deren Population bei 55-60
Exemplaren liegt, von denen nur hier die einzigen zwei Tiere leben, die es
weltweit in "Gefangenschaft" gibt: die seltenste Art, der Goldschopf-
oder umgangssprachlich Cat Ba - Langur (Trachypitheus poliocephalus) mit
seinem typischen Haarschopf, der entfernt an einen zu klein geratenen Punker
erinnert. Besonders schön anzuschauen sind die nicht umsonst so genannten schwarzen,
grauen und roten Kleideraffen (Pygathrix nigripes, P. cinerea, P. nemaeus), wobei der rote mit Abstand mein Favorit ist.
Inzwischen bevölkern um die 120 Primaten die
Käfige. Nach ihrer Beschlagnahmung werden sie zunächst 6 Wochen in einer
Quarantänestation gehalten, entwurmt und verschiedenen Tests wie auf Herpes,
Hepatitis, TBC usw. unterzogen. Gelegentlich übernachtet auch eine Mitarbeiterin bei
den Tieren um, und das ist nicht selten, alle 2 Stunden aufzustehen und die
Milchflasche für einen Säugling zuzubereiten.
Leider sind besonders die seltenen, nachtaktiven Loris, wg. ihrem niedlichen
Aussehen und den großen Kulleraugen, beliebtes Ziel skrupelloser
Naturplünderer.
Neben diesem illegalen Tierhandel ist das größte Problem die Fragmentierung (siehe David
Quammen:
Der
Gesang des Dodo) und Zerstörung der Habitate, sowie der Ökotourismus. Freilich
muss man dazu wissen, dass bei den vietnamesischen Behörden alles darunter
fällt. Und es sind auch weniger die westlichen, als mehr die erheblich gedankenloseren vietnamesischen Touristen, die
90%
der jährlichen 70 000 Besucher stellen und unter den Parkhütern Missmut
hervorrufen.
Durch den hohen Stellenwert des Tourismus
wird ein enormer Druck auf die Nationalparks ausgeübt, diese zu
Unterhaltungszwecken ("Funpark") zu erschließen. Nur so ist die völlig
unsinnige, 20 km lange Straße bis mitten in das Zentrum des Parks zu erklären
(wie auch auf Cat Ba geplant).
Genau so unsinnig sind die dortigen Bungalows und das 50 m - Schwimmbecken!!! So
hat z.B. der andere große Pool direkt am Parkeingang noch nie Wasser gesehen - es
ist auch gar nicht genügend vorhanden. Nur in der Regenzeit gibt hier einen
Tümpel für die Frösche, gelegentlich dümpelt auch eine Ratte herum. Und
obwohl nun seit über 10 Jahren leer stehend, wurde er vor kurzem noch gefliest!!
Auch der kleine See unweit des Parkeingangs wurde mit 250 000 $ Kosten
künstlich erschaffen. Natürlich kann keiner exakt nachhalten, wie viel m³
wirklich bewegt wurden. Aber wo halt viel Geld hin fließt, fällt auch hier und
da ein wenig zur privaten Bereicherung ab. (Der Parkdirektor erhält
monatlich etwa 200 $ Salär, baut aber nun in Hanoi ein Hotel für eine halbe
Million. Der Mensch scheint wirtschaften zu können.) Soweit zu dem Thema: "Es ist nicht genügend Geld
für die Nationalparks vorhanden".
Es gehört zum Rahmen des Projektes, die Muong, noch mit zwei kleinen
Dörfern im Park vertreten ( z.T. von den Behörden in einem ungünstigen
Schachzug 1989 an den Rand des Parks umgesiedelt und sich dort selbst überlassen),
Dörfler und Schulklassen aus der Umgebung, sowie vietnamesische Touristen, durch
die Gehege zu führen, um Aufklärungsarbeit zum dringend notwendigen Natur- und
Umweltschutz zu betreiben. Aus diesem Grunde sind auch
die Guides wichtig, die von den Biologen der Station über das Notwendigste geschult
werden: es soll nicht der Gedanke entstehen "Ausländer halten
Tiere in Käfigen, damit man sie begaffen kann".
Dies hat inzwischen
Früchte getragen. Keiner der Nachbarn, zu denen ein freundliches Verhältnis
besteht, käme noch auf die Idee, sich eines der Tiere aus dem Center oder dem
Wald zu bemächtigen. Allein dies hat ihnen unverständlicher Weise nicht zum
Vorteil bei den vietnamesischen Behörden gereicht, die für die Einstellung der
inzwischen 75 Ranger und sonstigen Angestellten zuständig sind. Diese kommen
teils aus weit entfernten Teilen
Vietnams und sind nicht selten, Freunde vom Onkels 3. Grades, Bekannte
der Mutter der Putzfrau des Hotels in Hanoi ... . Allein ein einziger Muong fand Anstellung,
während seine Verwandten und Nachbarn "sich vermutlich vor
Langeweile im Dorf in der Nase bohren".
Auch hier hebt sich das Primatencenter ab. Es werden ausschließlich Leute aus
der Umgebung beschäftigt!
Ein weiteres Problem stellt die traditionelle Medizin, sowohl die lokale als auch die chinesische, dar. Verkochte und zu Pulver verarbeitete Affenknochen, getrocknete Penisse und andere "Wundermittel", die ein vermeintlich langes und gesundes Leben, sowie Höchstpotenz über den Tod hinaus versprechen. Nicht unerheblich ist auch ein gewisser Anteil an Primaten, die in irgendeiner Form den Verdauungstrakt quasi "höherer" Primaten füllen. Hier sei nur am Rand das lebende Affenhirn erwähnt, das angesichts des grausamen Todes angeblich hohe Dosen Adrenalin produziert, dekadenten Anormen kredenziert wird und den ultimativen Kick verspricht.
Tilo Nadler, der Direktor und Uli Streicher, die Veterinärin des Centers, erhalten häufig Hinweise von Touristen, dass "doch da
oder dort" ein Affe oder Bär zur Belustigung der Gäste an einer Leine
gehalten wird. Erst kürzlich warb das noble Victoria Hotel in Chau Doc
bei Saigon in einer Anzeige mit einem Affen an der Kette! Und
dies obwohl streng geschützt und die Haltung strafbar ist!! Wer sich
angesprochen fühlt, sollte diesem Hotel mal die Meinung sagen und seine
avisierte Buchung mit dieser Begründung unterlassen!!
Und wenn die Arbeit liegen bleibt:
Anrufe bei der zuständigen Behörde, Motor anwerfen, notfalls 2 oder 3 Tage
unterwegs sein ... um manchmal wenige Stunden nach Ankunft im Center das durch
falsche Ernährung und Haltung entkräftete Tier begraben zu müssen*. Dieser
Enthusiasmus verdient uneingeschränkte Bewunderung und Unterstützung. Aus
diesem Grunde hier zwei Adressen an die man sich wenden sollte, wenn man
wirklich etwas ernsthaft und aktiv unterstützen möchte. Vietnamesische Behörden sind
inzwischen extrem sensibel geworden, was den Tourismus angeht. Häufen sich bei
ihnen Beschwerdebriefe, so kann man davon ausgehen, dass umgehend Maßnahmen
eingeleitet werden.
(*Die Haltung der Tiere bedarf genauer Kenntnis
über den Speiseplan. Dazu müssen die Tierpfleger bis zu 159 verschiedene
Blätter von 53 Pflanzenarten und über 30 Wurzelsorten für die
Languren bereit halten. Die Verfütterung süßer oder saurer Früchte wie
Bananen oder Orangen wäre für die Tiere der sichere Tod!)
Alle Bereiche, die den Nationalpark betreffen, wie: überlautet Karaoke-Veranstaltungen bis spät in die Nacht, gigantische Lagerfeuer, Müll, Entnahme von Pflanzen (Farne, Orchideen pp.) aus dem Park usw.:
Director of
Cuc Phuong National Park
Nho Quan District
Ninh Binh Province
Vietnam
Alle anderen Vorkommnisse wie:
gehen an die Forstschutzbehörde:
Ministery of Agriculture and Rural Development
Forest protection Department
Director
2 Ngoc Ha
Hanoi
Vietnam
Ansonsten sollte man alle die Einrichtungen demonstrativ meiden, dies auch vor Ort und an möglichst vielen Stellen kundtun, sowie andere Touristen nach dem Schneeballsystem informieren.
Übrigens: alle (!) Tiere und Pflanzen, im Prinzip sogar Steine, sind in
einem Nationalpark geschützt! Dies betrifft leider auch Moskitos! Wer dabei erwischt
wird, muss mit Strafe rechnen. Aber keine Sorge, selbst der Direktor hat schon höhere
Säugetiere
ermordet (Tilo, Tilo, tsss, tsss
- oder wie war das mit der Ratte?).
Die Zusammenarbeit mit den Behörden wird von den Wissenschaftlern als
ausgezeichnet beschrieben, keine Selbstverständlichkeit im realsozialistischen
Vietnam.
Langfristiges Ziel des Centers ist die Auswilderung der Primaten und Wiederbesiedlung
der ursprünglichen Habitate. Dazu wurde ein 2 ha großes Freigehege mit Elektrozaun geschaffen, auf
dem Languren sich in einem ausgedünnten Primärwald bewegen können. Hier ist die Vorstufe zur
vollständigen Freiheit für unsere, gar nicht einmal so weit entfernten
Cousinen und Cousins, die es mit Nachwuchs danken.
Auf dem neuen 4 ha großen Gelände leben sogar 3 verschiedene Arten.
Selbstverständlich müssen sie laufend kontrolliert werden. Doch wie soll man die
Affen dazu bewegen, sich auf Kommando zum Zählappell einzufinden? Hier haben
die Mitarbeiter des Centers eine geradezu geniale Methode entwickelt. Kurz vor
der Entlassung in das Freigehege werden die verschiedenen Arten jeweils auf ein
bestimmtes Signal geprägt: Autohupe, Trillerpfeife, Glocke. Auf Wunsch rasen
darauf hin die Affen durch den Wald, in den Käfig hinein, wo einige Leckereien
auf sie warten. Klappe zu, Affen untersucht, Klappe auf - nächste Art.
Und so wirbt der Nationalpark für sich: "In rainy season the
multicoloured crabs creep out to join in wedlock and while in this case nothing
can interrupt their loves. This makes tourists' journey more interesting!"
Im Park leben 89
Säugetier-, 110 Reptilien-, 65 Fisch- und 320 Vogelarten. Ca. 2000 Pflanzenarten zieren
ihn, 37 davon
stehen auf der Roten Liste Vietnams. Anfang März beginnt langsam die
Schmetterlingssaison, die Anfang Mai ausläuft. Auf dem Höhepunkt ist die Luft
derartig mit diesem wunderbaren Insekten erfüllt, dass man auf dem Moped
unbedingt das Visier schließen muss. Aber viel schöner ist es sowie so mit dem
Fahrrad durch den Park zu fahren, um die Geräuschkulisse erleben zu können und
nicht schon auf 500 m jegliches Wild zu verscheuchen.
Der Park ist der sechstgrößte des Landes
und umfasst 22.200 ha. Der Eintritt kostet 40.000. Geöffnet von früh morgens
bis abends.
Mein Dank gilt Tilo Nadler, Direktor des Endangered Primat Research Center, der mir die Aufgaben des Parks nahe brachte und diesen Text akribisch durchgesehen und Uli Streicher, Veterinärin, die mich mit umfassenden Informationen versorgt hat!
Hier kann man komfortabel übernachten. Der Preis liegt bei 10 $, incl. Heißwasser und Moskitonetz. Für ein Zimmer im Zentrum zahlt man etwa 5 $ mehr, eine Reservierung ist besonders in der Saison empfehlenswert. Es kann aber auch sein, dass man eine Nacht als Robinson verbringt. Das Essen muss im voraus an der Rezeption bestellt werden. Eine Speisekarte kennt man - noch - nicht, es gibt aber die Auswahl zwischen verschiedenen Fleischsorten und improvisiertes vegetarisches Essen, in den Preiskategorien 25/30/35.000 (hier geht es nach Gewicht!!).
Nun sitze ich in dem Hotelkomplex mit 30 Zimmern am Parkeingang und bin der
einzige nächtliche Gast. Drüben in der Küche warten sie schon auf mich. Es
gibt übermäßig viel, vielleicht wollen sie so erreichen, dass ich noch eine
Nacht bleibe.
Vor meinem Zimmer gibt es einen klitzekleinen Teich mit klitzekleinen
Fröschen, die ihre klitzekleinen Mäuler so weit aufreißen, dass ich mir
Handgranaten herbei wünsche. Diese Biester sind einfach nicht zu entdecken.
Morgen kauf ich Zyankali!
Es gibt etliche Wanderpfade, aber nur drei sollten alleine exploriert werden.
Die hiesigen Guides sprechen nur vietnamesisch und englisch und erzählen viel. Manche Geschichten dienen der Unterhaltung der Touristen sowie Vertuschung des Unwissens. Allerdings sind sie ortskundig, was bei den kaum anderen sichtbaren Pfaden hilfreich sein kann.
Auf dem Weg zu einer einsamen Höhle mit prähistorischen Funden ist fast
jeder zweite Baum mit einem Schildchen versehen, auf dem man den lateinischen
und vietnamesischen Namen lesen kann - sehr hilfreich. In der Höhle treffe ich
im Dustern auf ein paar Einheimische, die sich mit Taschenlampen daran machen,
etwa 50 m hohe Eisenleitern zu besteigen. Da ich meine nicht dabei habe,
schließe ich mich einfach dem letzten an. Um so größer die Überraschung, als
wir uns oben im Hellen gegenüber stehen. Vor mir steht ein Rudel Soldaten mit
1-Sterne-General - strategisch postiert in der Mitte. Da sie die Pistolen noch
nicht im Anschlag haben, grinse ich sie blitzschnell an. Diese Taktik wirkt,
nach einigen Überraschungssekunden prasselt ein
vietnamesischer Wortregen auf mich herab. Während ich schon vorsichtig nach meinem Pass greife - nur keine
hastigen Bewegungen! - drückt mir der General einen Packen Räucherstäbchen in
die Hand und deutet an die Wand. Ich verstehe nun gar nichts mehr: Ich soll
beten. Will man mich hier vielleicht standrechtlich erschießen? Bin ich in eine
geheime Kommandozentrale des Vietcong geraten, die noch nicht mit bekommen hat,
dass der Krieg zu Ende ist? So was hat es ja schon auf den Philippinen gegeben.
Ein japanischer Soldat wurde 30 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges dort
entdeckt.
Während ich schweißtriefend so da stehe, entzündet die gesamte Truppe ihre
Räucherstäbchen und fängt tatsächlich an zu beten. Ich tue auch so als ob
und schon sind wir die besten Freunde. 46 Jahre oder so was ist der General alt,
heißt Tui oder so ähnlich, kann kein Wort Englisch, aber ich auch kein
vietnamesisch und so haben wir viel Spaß und beschließen ein Feldpicknick zu machen. Coca Cola
werden aus den Tornistern gezogen - ich dachte schon im Halbdunkeln "jetzt packen
die auch noch ihre Handgranaten aus" - und Zigaretten gereicht. Noch vor wenigen
Minuten: "Das wird mein letzter Wunsch sein, dann zögere ich das
Erschießungskommando noch was
raus".
Schließlich verabschiedet man sich, aber nicht ohne ein paar Fotos von mir und
meinen neuen Freunden zu
schießen. Gott sei dank nur Fotos.
Eine halbe Stunde später treffe ich sie im Parkcenter, gerade im Aufbruch
begriffen. Die Park-Angestellten staunen nur Bauklötze, wie freundlich der
General und alle anderen sich von mir verabschieden.
Erstaunlich, welchen Quantensprung das Essen heute Abend gemacht hat. Man zerhackt mir sogar ein Kilo
Eis, damit ich meine Getränke für das Zimmer kühlen kann. Außerdem werde ich
alle 5 min gefragt, ob es mir schmeckt. Nette Leutchen hier! Das nenne ich
Service!!
Empfehlenswert sind: Taschenlampe (für die Höhlen und im Parkzentrum), Sonnenschutz, Fernglas, Blitzlicht, ein Repellent und ganz wichtig: Verpflegung, insbesondere ausreichende Getränkekontingente auf den Wanderungen. Es gibt recht viele Mücken, aber seit 40 Jahren ist keine Malaria mehr registriert worden.
Zu erreichen ist der Park von Ninh Binh über die N1. Nach 9 km erreicht man
eine Flussbrücke. Ein Kilometer weiter zweigt nach links die
"offizielle" und ausgeschilderte Straße zum Park ab. 6,5 km weiter
findet sich auf der rechten Seite ein Hinweisschild zum dem neuen Schutzgebiet
Van Long. Hier kann man sich in Begleitung eines Guides über den See schippern
lassen und einen Blick auf das Kalkmassiv nehmen. Unbedingt Fernglas mitnehmen!!
Besonders kurz nach Sonnenaufgang und ab etwa 17 Uhr, 17.30 Uhr kann man mit
Glück frei lebende Delacour-Languren sehen!!
Schöner als über die Landstraße kann man allerdings fahren, wenn man direkt
nach der Brücke auf den Deich fährt. Hier ist der Wegzustand zwar
fürchterlich bis katastrophal, aber auf 19 km
scheint man fernab jeder Zivilisation zu sein - und man kann sorglos ohne Helm
fahren. Es ist, als wäre hier die Zeit
stehen geblieben. In den Randgebieten des Flusses wird wie seit Tausenden
von Jahren gearbeitet und Siesta in einem Baumschatten gehalten. Kleine Hütten
kleben am Deich und bis auf gelegentliche einheimische Mopedfahrer ist es
erfrischend ruhig.
Auf der Rückfahrt vom Park bin ich dann 40 km querfeldein über Ria und Hoa
Lu fahren (alte Steine, das Handbuch spricht von Ruinen und berühmten
Königsgräbern - ich sehne mich nach einer Dusche und fahre vorbei). In dieser
Region wird man mit Sicherheit noch auf längere Zeit das
"eigentliche" vietnamesische Leben sehen.
In meinem Hotel spricht man Deutsch. Herr Tuc (erinnert mich immer an Lukas,
der Lokomotivführer) war 4 Jahre in der DDR. Es ist ein prima Kerl und seine
Frau kocht gut. Heute gab es Leber Ninh Binh - Art mit Zwiebelringen. Etwas
ungewohnt mit Stäbchen, aber lecker. Ich verstehe gar nicht, wieso die
Essstäbchen heißen. Schmecken tun sie nicht besonders, aber mit der Soße
bekomme ich sie auch runter. Wieso guckt man mich kopfschüttelnd an?
Das habe ich nun von meiner Übervorsicht. Bloß nicht den Rucksack alleine
lassen. Bei der Hotelbesichtigung bin ich auf der Treppe ausgerutscht, habe mir
einen riesigen blauen Flecken am Allerwertesten zugezogen und mir zusätzlich
das Display von meinem Laptop zerstört.
Da ich es noch nicht reparieren lassen konnte, obwohl vermutlich
halb Südvietnam nach Ersatzteilen sucht, mache ich inzwischen alle Städte verrückt,
in denen ich vorbei komme. Ihr müsstet jetzt hier sein und diese abenteuerliche
Konstruktion sehen, die vor mir steht. Das Hotelpersonal hat mir einen Stuhl und
ein Tisch ins Zimmer gestellt. Auf dem Tisch steht einer der
Kindergeburtstagshocker, darauf thront ein 13-Zoll-Monitor Marke "Tatung"
mit total verzehrtem
Bild. Die Verkabelung ist einzigartig. Wenn ich an den Kleiderschrank will, muss
ich erst das Laptop herunterfahren. Ich glaube, ich bin der erste und vermutlich
für immer einzige Tourist, der sich in einem hiesigen Computerladen einen
Monitor geliehen hat. An Ersatzteile komme ich hier wohl nicht dran. Da ich
neben dem Rucksack nicht auch noch einen Monitor unter dem Arm mitschleppen
kann, habe ich mir einen Zettel auf vietnamesisch schreiben lassen, wo man mein
Unglück schildert. Hoffentlich kann ich mir dadurch noch viele Monitore an
anderen Plätzen leihen.
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Ich werde, je nach Gesundheitszustand, versuchen sie einzupflegen. Bitte
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Ich danke für das Verständnis und die Rücksichtnahme.
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Fasten seatbelt ... und dann niks wie weg!