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Tubbataha Atolle / Sulu See

Tubbataha Reef National Marine Park
- traumhafte Korallenriffe und zu Recht Weltkulturerbe -

© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany


Foto: © simon@firstiwasblind.ch

Erstellt: Mai 2005
Aktualisiert: Juni 2007



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Übersicht

 

Abspann

 

Meine Besuche in den Atollen fanden Anfang April und Anfang Mai 2005 sowie Ende Mai 2007 statt.

 

Standort

Seien wir ehrlich. Tabatuha, Tubahatti, Tabalunga, ... bei dem Namen hatte ich meine Probleme. Machen wir mit dem Tohuwabohu tabula rasa: der Name soll auf deutsch "Ruheplatz der Mantas" bedeuten. Nach der Wikipedia entstammt er dem Sama(l)-Dialekt und bezeichnet "ein großes Riff, das nur bei Ebbe aus dem Wasser ragt". Zumindest das kann ich bestätigen, allerdings die Mantas auch. Auf alten niederländischen Landkarten findet sich auch der Name Tub Bataha, vermutlich aber nur eine den Lauten angepasste damalige Schreibweise ohne weitere etymologischen Hintergründe. Das zum Cagayan Archipel gehörende Riffatoll wird von den dortigen Bewohnern "Gusong" genannt. Die Cagayanons, Samals, Badjaos und Tausugs waren die traditionellen Nutzer der Atolle. Mit der Motorisierung in der Mitte der 1980iger Jahre wurden sie Fischern aus Cebu, Negros und Panay verdrängt. In dieser Zeit begann auch das Dynamit- und Cyanidfischen. Fast zeitgleich entdeckten Taucher und Naturwissenschaftler das Gebiet.

Der 500 km lange und 30 km breite Cagayan de Sulu - Rücken teilt die Sulu See in das Nordwest- und Südost- Bassin und verbindet die Sultana Shoals, Riffinseln von Cagayan, Calusa, Arena, Cawili, Jessie Beazley, Tubbataha mit dem Basterra Riff, Bancoran Insel, den San Miguel Insel, Cagayan de Sulu und Tawi-Tawi nordöstlich von Borneo.
Das Nordatoll von Tubbataha ist ca. 16 km lang und max. 4.5 km breit, das südliche ca. 5 km lang und max. 3 km breit, beide sind durch einen 8 km breiten Kanal getrennt. Die Atolle sind durch ein Schwelle von etwa 500 m ü.N.N. verbunden. Bei beiden weist das Korallendach eine Breite zwischen 200 - 500 auf und fällt bereits nach wenigen Hundert Metern steil bis auf 1000 m, nur wenig weiter bis auf über 2200 m ab (tiefste Stelle des Sulu Beckens = 7022 m). Beide Atolle sind durch eine eingebrochene Caldera (unterirdische Magmakammer eines Vulkans) entstanden, auf deren Rändern sich ein inzwischen knapp 100 m hohes Kalksteindach durch die winzigen Korallenpolypen im Verlauf Abertausender Generationen gebildet hat und die erste Steilstufe erzeugt.
Das Riffsystem befindet sich 160 km südöstlich von Puerto Princessa (gemessen bis zum Amos Rock) und 130 km südwestlich des Cagayan Archipels in mitten der Sulu See. Es gibt nur zwei kleinste Inseln, zudem einige Sandbänke bei Ebbe, ansonsten Wasser soweit das Auge reicht.
Das geschützte Gebiet erstreckt sich von 8°44' - 8°57' Nord und 119°48' - 120°03' und beherbergt im Nordosten die nur wenige Tausend Quadratmeter große Vogelinsel. Die einzige weitere "echte" Insel befindet sich am südlichen Ende des Südatolls und kann einen mit Solarenergie betriebenen Leuchtturm (von 1980) aufweisen, der aber ein recht schwaches Licht ausstrahlt, so dass das davor liegende Wrack eine logische Konsequenz darstellt. Anfang 2005 wurde das nordwestlich liegende Jessie Beazley Riff, mit einem Durchmesser von 500 m und einer bei Flut 10 m langen und 1 m hohen Sandbank eingegliedert. Ab 2006 war dann auch offiziell Schluss mit der letzten Fischereierlaubnis; seitdem darf sich die Unterwasserwelt erholen, ist aber bei weitem noch nicht in dem Zustand wie in Tubattaha. 
Auf der südlichen Sandbank des Nordatolls steht die permanente, erst im Februar 2000 erbaute Rangerstation, die mit je einer Abordnung der Parkranger, der Navy und der Küstenwacht besetzt ist - u.a. um der Korruption vorzubeugen -, die für einen strengen Schutz garantieren soll. Die Abgeschiedenheit ist auch ein Grund warum die Besatzung der spartanisch eingerichteten Station alle 3 Monate ausgetauscht wird. Freiwillig ist kaum einer hier, die Marine nutzt die entlegene Stätte gerne um dienstrechtliche Vergehen nach dem Motto "Militärknast oder einsame Insel" zu ahnden.  

Vor allen anderen muss der philippinische Taucher und Umweltaktivist "Bebot" Ernesto Gabriel St. Cruz (Jg. 1952) aus Puerto Princessa erwähnt werden. Der gelernte Divemaster hat als erster 1980 dem Tauchboot Tristar den Weg zu den Atollen gewiesen. Die dortigen Bombenfontänen und -schläge unter Wasser sind ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen und haben ihn nachdenken lassen. Dies mündete schließlich in einen Brief an das Government und in die Gründung des Nationalparks. Allerdings hatte er eine harte Zeit durchzustehen: von Nov 1995 bis 1996 harrte er auf der Sandbank aus, wo heute die Rangerstation steht, um gegen die weiter gehende Plünderung zu protestieren. Einige der höheren Herren hatten sogar schon seinen - wörtlich zu nehmenden! - Abschuss beschlossen. Da kam es dann doch noch ganz gelegen, dass unter Präsident Ramos der Schutz des Nationalparks endgültig zementiert wurde.
Heute arbeitet Bebot als Umweltbeauftragter des Sultans von Kotabatu in Mindanao - der einzige Christ in dem Königshaus, wie er stolz vermerkt. Ich wünsche ihm auch auf dieser Insel viel Erfolg bei seinen Bemühungen. Damit wird er aber wohl keine Probleme haben. So kam er, nach seiner Schilderung, zu der Stellung, indem er die anwesenden Muslims in einem hohen Gremium darauf hinwies, dass sie ja nicht gerade bekannt wären Schweinefleisch zu essen, sondern eher Fisch schätzen. Und, so fuhr er fort, was würde es denn wohl zu essen geben, wenn weiterhin gebombt würde und es in logischer Konsequenz bald keinen Fisch mehr gäbe? Daraufhin bestellte ihn der Sultan persönlich als Berater.
Zur genaueren Geschichte des Nationalparks: 1987 wurden die beiden Atolle im Quadrat zwischen Palawan im Norden, den südlichen Sulu-Inseln, den östlich gelegenen Visayas, sowie im Westen Borneo zu einem Meeresschutzgebiet, 1988 zum Nationalpark erklärt, 1993 von der UN geadelt und in den Rang eines Weltnaturerbes erhoben. Zu Beginn wurde er vom WWF finanziell unterstützt, nun hat er sich selbst zu tragen. Dazu werden 50 $ Eintrittsgeld pro Person erhoben, die nach Insideraussagen relativ gut angelegt. Es kamen 2002 immerhin 642, davon gut die Hälfte Ausländer, Tendenz stark steigend, für mehr als Tausend reicht aber z.Z. die Kapazität nicht. Die Tauchplätze können aus Wettergründen maximal nur von Mitte März bis Mitte Juni angefahren werden; Anfang und Ende der Saison sind von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich, da unvorhersehbar extrem stark wetterabhängig!

Die Regeln im Nationalpark sehen vor, dass bei Vergehen durch Besucher (z.B. Mitnahme von Souvenirs) Strafen von 2000 $ drohen, gleichzeitig erhält das verantwortliche Tauchboot ebenfalls eine saftige Geldstrafe und zusätzlich eine zweijährige Anlaufsperre. So liegt bereits seit einem Jahr ein Luxustauchboot im Hafen von PPC vor Anker, weil innerhalb des Atolls munter Jetski gefahren wurde. Bei einem anderen Boot wurde eine französische Divemasterin (sic!) dabei beobachtet, wie sie einen Kugelfisch jagte, ihn fing und den vor Todesschreck aufgeblähten Fisch stolz in der Tauchrunde präsentierte. Ich habe nur noch darauf gewartet, dass sie den Walhai reitet. Sie erhielt vom Bootsmanager Tauchverbot für die restlichen Tage. Eine couragierte Handlung gegenüber kräftig zahlenden Gästen, die nur hochgelobt und zur Nachahmung empfohlen werden kann!

Bedingt durch die Lage werden sich Allergiker wohl fühlen: Staub, Pollen etc. sind hier kein Thema. Das trifft auch weitgehend auf die lästigen stechenden Insekten zu.

Biodiversität

Der 96.828.200 ha große Naturpark enthält etwa 10.000 ha Korallen - das größte zusammenhängende Riffsystem der Philippinen -, die auf Grund der abgelegenen Lage (wieder) (noch) weitgehend intakt ist und in der Hitliste von Tauchzeitschriften zu den 10 schönsten weltweit gerechnet wird. Kein Wunder, dass der französische Tauchpionier Jean-Jaques Cousteau dieses Riff als einziges zweimal besuchte. Im Atoll kommen 396 Arten der Blumentierchen (90% der gesamten Philippinen) vor und bilden u.a. eine bunte, senkrechte, in einer ersten Stufe auf 30 - 50 m abfallende Korallenwand. Aufsehen erregen stellenweise die riesigen Fächer unzähliger Gorgonien, viele Weichkorallen indizieren die gute Wasserqualität.
Wer allerdings ein unberührtes, intaktes Riff erwartet wird enttäuscht. Vor allem Mitte bis Ende der 1980iger Jahre wurde in großem Umfang mit Cyanid und Dynamit und allen anderen illegalen und legalen Fangmethoden gewildert; nicht nur aber auch von ausländischen Kuttern, die überwiegend aus China, Vietnam und Korea kamen. Hinzu kommen Schäden durch Schleppnetze-, -leinen und Anker. Die Folgen sind heute noch unübersehbar, wenngleich große Flächen des Korallenschutts inzwischen gut überwachsen sind. Allerdings findet man immer noch deutlich erkennbare Dynamittrichter auf dem Korallendach und an einem (eng begrenzten) nördlichen Riffabschnitt ein riesiges Trümmerfeld aus Korallen. Die Wände, vor allem in den tieferen Regionen, haben kaum gelitten. Weißspitzen-Riffhaie 87, seltener Schwarzspitzen-, Hochsee-Weißspitzen- 161 und Graue Riffhaie 70. Dafür findet man umso mehr große Thunfische 73 und Makrelen, Zackenbarsche, Napoleons 60, Schmuck-Langusten 10 bei fast jedem Tauchgang, überdimensionierte Stachelrochen 158 sind schon seltener, aber nicht ungewöhnlich. Heimisch fühlen sich hier Eier ablegende Suppen- 56 und Echte Karettschildkröten 55. Besonders größere Exemplare lassen Taucher sehr nahe heran, insbesondere wenn sie sich an einer Weichkorallenart regelrecht "anturnen". Schließlich weist die Statistik noch 483 Fischsorten, 9 Meeressäuger (u.a. Delfine 121, 122, Wale, ...), 79 Arten von Algen und 10 Seegrasarten aus. Seltene Gäste - aber die Chance ist durchaus vorhanden - sind Mantas 44, Wal- 43, Leopardenhaie 62, Marlins 74 und Schwertfische 89! Hinzu kommen viele wunderschöne Korallen aller Gattungen und Arten und eine unüberschaubare Menge von Kleinstlebewesen aus Flora und Fauna. 
Wissenschaftlich werden an Biomasse 20-30 metrische Tonnen pro Quadratseemeile als allgemeiner Indikator für einen guten Zustand eines Riffs angenommen. Nach einer Erhebung hat Tubbataha 87.2 zu bieten, auf dem zweiten Platz der Philippinen findet sich Puerto Galera weit abgeschlagen mit 26.24 t wieder. (400 Philippinos verzehren bei täglichem Fischessen 20 metrische Tonnen im Jahr!)

Wer eine Garantie auf Schildkröten und alle möglichen Rochenarten haben will, sollte sich zur nördlichen Lagunenseite bei der Bird Islet begeben. Hier wimmelt das Wasser an einigen Stellen von ihnen und teilweise ist der sandige Untergrund übersät! Aber Achtung! Es wird gerne eine hohe Strafe abkassiert, wenn auch nur unwissentlich die 150 m - Grenze zur Insel unterschritten wird. Und wie kann man auch das Gegenteil beweisen? 
Komplettiert wird die Inventurliste durch 100 Vogelarten, viele von ihnen nisten auf der nur 300 - 500 m breiten Insel mit karger Vegetation. Hier ist absolutes Betretungsverbot, es ist das letzte intakte Seevogelhabitat der ganzen Philippinen. Nur forschende Wissenschaftler mit einer Bescheinigung der eigenen Universität und einer Anmeldung im Büro des Nationalparks in Puerto Princesa erhalten eine begrenzte Sondergenehmigung. Das Gebiet wird vor allem von der Meeresschwalbe Anous minutus (White-capped noddy), die Noddiseeschwalbe (Anous stolidus, brown noddy, bis 40 cm), Rußseeschwalbe (Sterna fuscata, Crested tern), Eilseeschwalbe (Sterna bergii, Sooty tern, bis 50 cm), und den Brauntölpel (Sula leucogaster, Brown booby, bis 70 cm; schwarzer Kopf und Brust mit einem waagerechten Übergang zu einer weißen Unterseite) bewohnt. Gelegentliche Besucher sind durchziehende Tölpel, Albatrosse und Lesser's Fregattvögel (Fregatta ariel).

Bei schwarzen Prachtfregattvögel 35 sind die Männchen am weißen Kopf (hier ist von der karibischen Küste die Rede; an der Pazifikseite schwarz!), die Weibchen an der weißen Brust erkennbar. Während der Balz können die Männchen einen leuchtend roten Kehlsack bis zu 25 cm aufblähen. Erwähnenswert ist: sie sollen bei nur 1.5 kg Gewicht aber einer Flügelspannweite bis 2.30 m Fluggeschwindigkeiten bis 400 km/h erreichen!! (Angabe in Detlev Kirst, Reise Know-How-Verlag, Costa Rica-Handbuch, Ausgabe 2002) An Ausdauer werden sie nur vom Albatros übertroffen. Leicht zu erkennen sind sie an ihrem gegabelten Schwanz. Die Ruderfußvögel sind nicht in der Lage vom Boden oder von der Meeresoberfläche zu starten, sondern können sich nur von Bäumen oder Klippen stürzen. Ihre Hauptnahrung Fisch, den sie mit dem Schnabel im Flug an der Wasseroberfläche aufgreifen - sogar Fliegende Fische 65 gehören auf den Speiseplan -, aber sie jagen ihn auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Kollegen und anderen Seevögeln im Flug ab (Kleptoparasitismus). Daher rührt auch ihr Name, denn die Seeleute verglichen die fluggewandten Tiere mit schnellen, höchst manövrierfähigen und gut bewaffneten Fregatten, die stets auf Beute aus waren. Zu der Familie Fregatidae (Tropikvögel) gehören noch die Kormorane, Schlangenhalsvögel, Tölpel und Pelikane.

Siehe auch: www.tubbatahareef.org.

Tauchboote und -expeditionen

Auf Grund der Entfernung, abhängig vom Wellengang und dem Wind, ist man je nach Boot i.d.R. über Nacht 10-15 h ab Puerto Princesa unterwegs. Ein Platz sollte rechtzeitig, spätestens Anfang des Jahres reserviert werden. Die Saison liegt von ca. Mitte März bis Mitte Juni (Anfang und Ende stark wetter- und bootabhängig!). Es muss mit Preisen ab 750 $ plus Getränke, Ausrüstung (ab 15 $ / Tag) für 5 Tage / 6 Nächte bei max. 4 Tauchgängen / Tag gerechnet werden. Hinzu kommt ein Eintritt von 50 $, der sich bei weiteren Besuchen in der gleichen Saison auf 25 $ reduziert (Nachweis aufbewahren!).
Voraussetzung ist, dass man seetauglich ist, da im offenen Meer teilweise mit starkem Seegang gerechnet werden muss. Dies betrifft auch das Ankern vor dem Riff, besonders auf kleineren Booten, Landgänge sind nicht möglich!
Persönliche Dinge (v.a. Sonnenschutzmittel, aber auch an Snacks, Süßigkeiten, Nikotin usw. denken) müssen mitgebracht werden, an Bord gibt es auch auf den großen Booten außer Getränken (meist sehr teuer, Tee und Kaffee sind meist frei.) oft nichts zu kaufen! Eingefleischte Vegetarier (hi, hi, hi ...) sollten im Vorfeld darauf hinweisen, meist wird darauf Rücksicht genommen, wenn auch lebendes Grünfutter auf den Philippinen schlecht zu organisieren sind. Notfalls wird man auf die Seegraswiese geschickt. Da an Booten keine Schuhe getragen werden, empfehlen sich Badelatschen.
Die letzte Möglichkeit mit einem Mobiltelefon Kontakt aufzunehmen ist etwa 25 km vor der Küste.

Paolo, der Manager im Moana Hotel, führt die kleine Tauchbasis Moana Dive Center, die Ausflüge in die nähere Umgebung von PPC anbietet. Ferner hat er Kontakt zu den meisten anderen Exkursionsbooten - wodurch man sich vieles Herumlaufen in der Stadt erspart - und findet vielleicht noch Restplätze, wenn alle anderen Bemühungen vor Ort vergeblich sind. Dabei ist mit einem kleinen Vermittlungsaufschlag zu rechnen, oft gibt es dafür günstige "last-minute-Angebote". Für die Saison 2008 kann allgemein gesagt werden, dass Preise unterhalb von 700 € als äußerst günstig anzusehen sind.

Tauchgebiet

Foto: © Simon Hefti, Bern / CH

Es ist überlegenswert, ob man einzig nur zum Schnorcheln herkommen möchte; dies ist aber prinzipiell möglich und prima - wenn Seegang, Gezeiten und Wetter mitspielen -, was - wenn auch im geringerem Umfang - die Taucher betrifft. Schnorchler können mit einem kleinen Discount rechnen.

Der überwiegende Unterwasserteil besteht aus Drift- bzw. Strömungstauchen. Die Strömungsverhältnisse sind unberechenbar, treten unvermittelt auf, stoppen abrupt, drehen plötzlich, auch mit extrem starken vertikale Strömungen (up- / down-stream-current) muss gerechnet werden. Alle Phänomene traten häufiger und oft gleichzeitig auf, dramatisch aber in einem sehr kurzen zeitlich und eng örtlich begrenzten Fall an der nordöstlichen Spitze des Südatolls zu. Informativ bitte diesen Tauchbericht zum Thema lesen!
Dadurch ergeben sich viele Situationen, die zu einem Abbruch zwingen - so bedauerlich dies auch sein mag - aber lebensgefährliches Abdriften oder Absacken erfolgt schnell und Hilfe aus der Luft oder von der Marine ist nur ungeheuer schwer zu koordinieren oder gar unmöglich! Dekompressionskammern sind zudem weit entfernt! 
E
in ortskundiges Briefing ist dringend erforderlich.
Die Tubbataha Atolle sollten den erfahrenen AOW vorbehalten sein. Einen versierten Rescue-Diver oder höhere Qualifikationen dabei zu haben wäre natürlich noch empfehlenswerter.
 
Anfänger sollten sich wenn überhaupt auf den i.d.R. ruhigeren Zeitraum Mitte April bis Mitte Mai beschränken und im Buddysystem nur mit sehr erfahrenen Tauchern unter Wasser zu gehen. Nicht ohne Grund musste auf einem Tauchboote während einer einzigen Fahrt dreimal Sauerstoff verabreicht werden!

Das Problem  betrifft auch den Schiffsverkehr. Ein Echolot kann helfen, allerdings fällt das Atoll sehr steil bis auf 1000 m ab. Wenn es schließlich ein Signal gibt, ist es zum Bremsen meist zu spät. Aber die Kapitäne, die Tubbataha häufig anfahren kennen sich aus.
Ach ja, und da war dann noch 2006 die Rainbow Worrier von Greenpeace. Die sind bei der Vogelinsel volle Kanne auf das Riffdach gebrettert. Der Kapitän war noch am Abend zuvor auf einen Drink im Tom Tom in PPC. Dort wurde angeboten, dass gerne jemand mitkommt, um ihm das Gebiet zu zeigen. Aber man ist ja erfahren, hat supergute, teure Geräte ... . Nun, der Kahn konnte wieder freigeschleppt werden.

In dem Zeitraum von Anfang April bis Mitte Mai lag die Sicht um 20 m, erreichte ab und an sogar 35+ (andere Taucher hatten noch besser Bedingungen), das Ganze bei Badewannentemperatur  von 28° C in 30 m Tiefe, an der Oberfläche bis zu 29/30° C. Für Ende Mai kann man dann noch einmal ein Grad hinzurechnen, muss aber bei der Sicht bis zu 10 m abziehen - bei einer unteren Grenze von 20 Metern, wobei in der oberen Schicht von 5-7 m die Sicht noch stärker reduziert ist.

Ich kann selber davon berichten, dass Mooringtaue teilweise von Fauna oder Flora besiedelt werden, die unangenehme, mehrere Tage anhaltende, stark juckende Hautreizungen hervorrufen können. Den Saftystop also nur mit Handschuhen (nicht gerne gesehen) oder eingehängt mit dem Arm (falls langärmliger Anzug vorhanden) durchführen.

Hai-a Safari - Nordatoll

Diese Tauchsafari fand Anfang April 2005 statt.

Nachdem um 17 Uhr unsere Tauchgruppe bestehend aus 2 Niederländern, 3 Deutschen, 2 Engländerinnen und einem Schweizer auf der M/Y Jinn Sulu im Hafen von Puerto Princesa eingecheckt und das erste Essen gefasst hat, lässt Urs den Diesel der 110 PS - Maschine an und bereits nach 20 min verlassen wir die schützende Bucht. Eine Stunde später bricht der letzte Handykontakt ab, jetzt steht uns nur noch für absolute Notfälle das Satellitentelefon zur Verfügung. Zunächst fährt parallel mit uns die Moonshadow seines Kollegen Marc aus, auch um im Notfall gegenseitige Hilfe geben zu können, allerdings ist er etwa 2 Meilen pro Stunde schneller und alsbald hinter dem Horizont verschwunden. Schon bald gibt es Abendessen, das nur wenig später von etlichen an Poseidon geopfert wird. 
Unterdessen passieren wir Lichter über Lichter. Weit vor der Küste suchen Fischer in kleinen Booten ihr Glück, denen die Jinn Sulu gelegentlich ausweichen muss. Nach drei Stunden haben wir auch sie hinter uns gelassen. Nun sind wir alleine, über uns erstreckt sich ein klarer Sternenhimmel wie ihn in Europa keiner mehr kennt, die Milchstraße ist glasklar zu sehen, unterhalb des Oriongürtels ist ein verwaschenes Flecken zu erkennen - vermutlich der Orionnebel -, gerade geht das Sternbild "Kreuz des Südens" am Horizont auf. Fein dass Urs sich auskennt, er kann mir das leicht zu verwechselnde "falsche Kreuz des Südens" und das richtige zeigen. Lichtverschmutzung ist hier ein Fremdwort, die Luftverschmutzung längst hinter uns geblieben, zumal eine steife Brise aus Südost entgegen kommt. Das Wetter ist zwar immer noch gut, aber der Wellengang hat enorm zugenommen. Während einige verzweifelt um den Schlaf ringen, andere mit grünen Gesichtern herumlaufen, haben Oliver und ich schon längst beschlossen auf natürliche Schlafmittel zurück zu greifen. Schon bald führen wir eindeutig die Strichliste an der Bordküchenwand an. Das Schlingern des Schiffes gleicht unser eigenes weitgehend aus, so dass wir uns erstaunlich sicher über Bord bewegen, doch schon bald habe ich mir beim ständigen Gang zum Klo beide Ellenbogen aufgeschlagen und einige blaue Flecken kassiert. Ich warte förmlich darauf über Bord zu gehen. Der Bootsbesitzer wird später über eine abgebrochene Duschstange lamentieren. Sorry!
Urs folgt dem Sternbild des Skorpions in einem 129°-Kurs bei durchschnittlich 12 Seemeilen pro Stunde, zur Sicherheit hat er noch GPS, Echolot, Radar und Satellitentelefon. Nach 159 km Seestrecke erreichen wir am nächsten Morgen kurz vor 9 Uhr seine Mooringboje an der Südspitze des nördlichen Tubbataha Atolls. Soweit das Auge reicht nur Wasser, von einer weit entfernten Sandbank, auf der die Rangerstation steht, und der gerade noch zu erahnenden Vogelinsel einmal abgesehen. Auf dem zweiten Blick ist allerdings ein türkisblauer Streifen erkennbar, der sich bis zum Horizont erstreckt. Das also ist das weltberühmte Atoll: welch eine Ernüchterung, zumindest von hier oben sieht es überhaupt nicht spektakulär aus.


Nur Wasser, im Hintergrund die Rangerstation

Auf zum ersten Tauchgang beim Malayan Wreck ... der auf 9 Meter führt und genau 3 Minuten dauert. Fedor hat mit seinem 6 mm - Anzug nicht genügend Blei mit und bleibt strampelnd an der Oberfläche zurück, Oliver verliert seine Tauchmaske und versucht sie verzweifelt am Grund zu orten, bei Patty versagt die zweite Stufe und nach 1½ Tiefenmetern bricht sie verständlicherweise aus Luftmangel ab. Also ALLE zurück auf's Boot. Nach einigen bösen Blicken des Diveguides und Komplettierung der Ausrüstung klappt es im zweiten Anlauf auf Anhieb, sachte sacken wir in der zunächst schwachen Strömung ab und sind in kürzester Zeit von kleinen Weißspitzen-Riffhaie 87 umzingelt. Ein wenig neugierig sind sie schon, halten aber einen deutlichen Sicherheitsabstand. Wer Sorgen um seine Sicherheit oder Probleme mit "Menschenfressern" hat: hier wird er sehen, dass Haie mehr Respekt vor dem Menschen haben als umgekehrt! Wir gehören einfach nicht auf deren Menükarte, Angriffe sind fast immer nur ein "Versehen", auch wenn dies für die Betroffenen keine nachträgliche Beruhigung darstellt. Aus einer kleinen Grotte an der herrlich bewachsen, senkrecht abfallend Korallenwand ragen die Fühler einer Schmuck-Languste 10. Kapitale Burschen sind sie, so dass mir das Wasser im Munde zusammenläuft. Shit, hier ist ein Nationalpark, aber ich darf ja zumindest mal daran denken. Große Thunfische 73 und Makrelen, Schwärme von bunten Korallenfischchen vor noch bunteren Korallen, Taucher, was willst du mehr. 

Foto: © simon@firstiwasblind.ch

Die Unterwasserzeit neigt sich viel zu schnell dem Ende entgegen und wir verbringen unseren Safty-Stop auf dem Korallendach, wo uns eine Suppenschildkröte 56 für eine halbe Minute ihre Aufmerksamkeit schenkt und sich beim Abweiden beobachten lässt. Der aufmerksame Betrachter wird hier jedoch noch die Auswirkungen des Raubfischens entdecken. Vor allem Mitte bis Ende der 80iger Jahre wurde in großem Umfang mit Cyanid und Dynamit und allen anderen illegalen und legalen Fangmethoden gewildert. Seit Mitte der 90iger Jahre konnte dies weitgehend eingestellt werden, die Natur hat es gedankt. Der Korallenschutt, überwiegend von Geweihkorallen, wird zunehmend von neuem Leben überwachsen. Stellenweise scheinen Weichkorallen großflächig die Pionierarbeit zu übernehmen. Drückerfische finden offenbar ein Eldorado vor, nie habe ich eine derartige Populationsdichte gesehen. Eine gewissen Vorsicht ist angeraten, denn einige reagieren schon recht aggressiv gegenüber Artgenossen und wagen auch erste Annäherung an die Taucher.

Dieses Verhalten zeigen Riesen-Drückerfische 54 nach Beendigung des Nestbaus, das sie am Boden anlegen und einen Durchmesser von fast 2 m und eine Tiefe von ¾ m erreichen können. Sogar größere Gesteinbrocken schleppen sie mit ihrem kräftigen Kiefer weg. In Koh Tao auf Thailand wurde mir eine Flosse gezeigt, aus der ein handtellergroßes Stück herausgebissen wurde. Auch Archillessehnen, Waden und Kniekehlen sind ein beliebtes Angriffsziel. Selbst in den Hosenboden wurde schon gebissen. Da das Territorium kegelförmig nach oben reicht, sollte man es als Taucher waagerecht verlassen. Angriffe auf Schnorchler habe ich noch nicht gehört. Es empfiehlt sich auf dem Rücken zu schwimmen und die Kerle immer gut im Auge zu behalten. Durch Flossentritte lassen sie sich beeindrucken. Einige (ich meine DIE Drücker!) haben allerdings vollständig einen an der Waffel und greifen alles das ganze Jahr über an. In einigen Fällen mussten diese Psychopathen harpuniert werden, da sie ganze Riffbereiche unsicher machten.
Ein vollkommen dreister Fall wurde von Panagsama / Moalboal / Cebu berichtet. Hier beugte sich ein Fischer über einen erlegten Drücker und wollte ihm nach Art der Väter durch einen Biss ins Genick töten. In dem Augenblick drehte der Fisch den Kopf und biss im in die Zunge - und ließ nicht mehr los. Eine üble Vorstellung mit einem Drückerfisch an der Zunge zum Arzt zu kommen. Der gute Mann hat es überlebt, seine Zunge war auch noch dran, aber für die darauffolgenden drei Tage war nur noch Drückerfischsuppe mit dem Strohhalm drin.

Urs hat sich das Mittelöhrchen verkühlt, ich springe in die Bresche und übernehme von jetzt ab versuchsweise und mit viel Respekt vor der übertragenen Verantwortung eine Gruppe als Tauchführer. Oliver ist mal wieder das Allerletzte und hilft mir am Ende der Gruppe aus. Unser heutiger Tauchgang führt uns zum Ende von dem als Wallstreet bezeichneten Tauchplatz am südwestlichen Nordatolleck (jetzt haben wir fast alle Himmelsrichtungen durch). Urs selbst hat eigentlich keinen Namen dafür, er spricht immer nur vom Channel hier, und dem Channel da hinten. Egal, jedenfalls habe ich noch nie so viele der grauen Jäger auf einen Schlag gesehen, vermutlich deswegen Wallstreet. Zu den Knorpelfischen (Chondrichthyes) gehörend waren sie entwicklungsgeschichtlich die ersten Fische mit Kiefern und paarigen Flossen und traten erstmals im Devon (vor ca. 370 bis 270 Mill. Jahren) auf. Charakteristisch ist das Fehlen von Knochen; sie besitzen also - und daher die Klassifizierung - ein rein knorpeliges Skelett. Zu den rezenten Knorpelfischen gehören u.a. Haie, Rochen und die weniger bekannten Chimären. 
Apropos Rochen. Die Strömung wird ziemlich stark und wir tauchen unter heftigem Luftverbrauch kräfteraubend auf das Riffdach und lassen uns dann gemütlich in der noch immer ordentlichen Drift treiben. Zunächst halte ich es für eine große schwarze Plastikplane, die sich auf dem Grund verfangen hat. Als wir näher kommen entpuppt sie sich als ein Stachelrochen 158. Na und, werden so manche fragen, was ist da Besonderes dran? Nun, deutlich über 2 m Flügelspannweite, ruhig auf dem Dach in nur 7 m Tiefe dösend, und das auch noch für die nächsten Stunden, so dass wir ihn beim näxsten Tauchgang abermals zu Gesicht bekommen, das war schon etwas Besonderes! Auch ein größerer Napoleon gibt bald darauf an der Riffkante ein neugieriges Stelldichein. Vergessen wir aber nicht die Makros, mit denen das Riff gesegnet ist. Allerdings finde ich erstaunlicherweise nur ganz selten Nacktschnecken. Möglicherweise sind hier Nudisten fehl am Platz, vielleicht liegt das Gebiet schon zu sehr im moslemisch dominierten Süden der Philippinen.

Direkt vor der Ranger-Station gibt es weite Sandflächen, dadurch ist die Sicht ein wenig schlechter als anderswo. Auch fängt der Drop-off erst bei ca. 15 m an. Die Wand ist wie gehabt, das Korallendach an einigen Stellen im nördlicheren Abschnitt flächig zerstört; schwer zu sagen wodurch, allerdings deuten zumindest einige Stellen auf Dynamitfischen hin. Es dominieren die strömungsgewöhnten Geweihkorallen (Acropora sp.), wodurch auch die Fischwelt recht dünn ist. Besser ist das Korallendach auf dem südlicheren Abschnitt.

Shark Airport liegt bei der nahen Vogelinsel, die mit ihren weiten sandigen Ausläufern für recht viel Sediment sorgt, das sich auf den Zwischenstufen der leicht geneigten Wand ablagert und den gewohnt tollen Dropoff auf ein "recht schön" reduziert. Normalerweise soll hier sehr gute Sicht sein, wir haben mit unter 20 m etwas Pech. Dafür vermerken wir während des gesamten Tauchganges fast ein Dutzend Schildkröten und im Strömungsabschnitt einige bemerkenswert große Thunfische. Das abschließende Dach ist mit Sandflächen durchsetzt, auf denen sich gleich mehrere Haie zu einem Nickerchen niedergelassen haben. Der ehemalige Korallengarten besteht leider weitflächig aus Schutt von ehemaligen riesigen Geweihkorallenhecken. Vielleicht konnten durch die weite Entfernung zur Rangerstation die eingeführten Schutzmaßnahmen nicht von Anfang an greifen. Etwas weiter südlich zu beiden Seiten sieht das Dach allerdings schon wieder aus wie in einem Tauchertraum.
Ziemlich genau an der Nordspitze nennt sich eine Stelle Washing machine - zu recht! Ist auch ringsherum das Wasser glatt wie ein Kinderpopo, so teilt sich hier die Strömung vor dem Atoll phasenweise sehr turbulent. Kein Wunder, dass wir auch hier und entlang der Nordwestseite immer wieder auf Großfische stoßen, darunter auch eine Delfinschule von etwa zwei Dutzend Tieren - leider nicht beim Tauchen. Auch an der nordöstlichen Ecke bei Seafan Alley und Terraces kann man nicht klagen; alles in allem lohnt eine getrennte Beschreibung nicht, die Wände sind ziemlich ähnlich allerdings nun wieder fast senkrecht; dies gilt auch für Amos Rock.

Die nächsten Tauchgänge verlaufen etwas unerfreulicher. Zunächst macht uns auf dem Boot und im Wasser starker Wellengang zu schaffen - Urs notiert auf seiner Liste einen zerstörten Plastikstuhl, so langsam mache ich mich bei ihm unbeliebt -, ziemlich ungewöhnlich für diese Zeit, dann müssen wir immer wieder Tauchgänge abbrechen, weil die Strömung zu stark wird, plötzlich umschlägt oder droht uns von der Wand in die offene See zu treiben. Zudem ziehen vertikale Strömungen unvermittelt um mehrere Meter hinab oder drängen an der Wand hinauf. Meist hilft eine Rettung in etwas ruhigeres Wasser auf das Korallendach, auch direktes Auftauchen ist manchmal erforderlich. Es gibt aber auch immer wieder ruhigere Abschnitte, allerdings berichtet die parallele Tauchergruppe, die eine halbe Stunde später an der gleichen Stelle war das genaue Gegenteil. Tubbataha ist unberechenbar.
Nun habe ich allerdings offensichtlich alle Sympathien bei Urs verspielt, die sauber und augenscheinlich fest geknotete Notsignalpfeife ist nicht mehr an meiner BCD, ruht nun irgendwo auf dem Grunde des Meeres; in Puerto Princesa bin ich ad hoc leider nur in der Lage ihm einen Spielzeugersatz ostentativ zu übergeben.

Als hätte die Natur bemerkt, dass noch etwas fehlt, können wir kurz vor der Rückfahrt nach PPC vom Boot aus dicht unter der Wasseroberfläche noch einen kleineren Manta beobachten.

Mantas 44 weisen eine Spannweite bis zu 6,7 m und 2 Tonnen Gewicht auf. Während man die Walhaie als die Zigeuner der Meere bezeichnen könnte, die Wale als die Vagabunden, sind die Mantas die Nomaden. Nie kann garantiert werden einen unter Wasser anzutreffen. Wegen zwei seitlicher, an „Hörner“ erinnernder Hautlappen, werden sie auch Teufelsrochen genannt. Diesen Namen tragen sie allerdings zu unrecht, denn wie die Walhaie sind die eigentlichen Hochseebewohner harmlose Planktonfresser. Die zwei Lappen links und rechts an ihrem Kopf können sie dabei zu einem effektiven Trichter formen. Sie sind ovovivipar und gebären nach einer Tragzeit von 13 Monaten (de.wikipedia.org/wiki/Mantarochen spricht von etwa einem halben Jahr) bis zwei, ca. 1,5 m breite und 10 kg schwere Junge geboren werden. Es wurde beobachtet, dass das Muttertier aus dem Wasser spring und dabei ein Junges herausstößt (siehe Helmut Debelius, Fischführer Indischer Ozean, 1. Auflage 1993, S. 40).
Die an der Oberseite schwarz und an der Unterseite weiß gefärbten Mantas sind weltweit vom Aussterben bedroht.
Dies resultiert zum einen aus dem massiven Korallen- und Planktonsterben auf Grund der verstärkten UV-B - Strahlung durch das sich immer stärker ausweitende Ozonloch. Besonders auf Bora Bora in der Südsee fällt die große Zahl heimatloser Schiffshalter 45 auf, die sich in ihrer Not sogar an Taucher anzuheften versuchen - in einem Gebiet, in dem sich früher Mantas zu Hunderten tummelten. Weitere Gründe sind die periodischen El Niño - Phänomene und ungeklärte Abwässer.
Zudem wird in einigen Gebieten durch den radikalen Fang der Bestand gefährdet. Z.B. wurde vor der mexikanischen Küste der gesamte Bestand von fast 3000 Tieren innerhalb weniger Jahren vernichtet, auch weil im südostasiatischen Raum horrende Preise für die angeblich potenzsteigernde Wirkung der Mantaflügel gezahlt werden. Derartige Angebote - meist in „gehobenen“ Restaurants - bitte ich mitzuteilen, um diese zum Boykott namentlich nennen zu können.

Fünf herrliche Tauchtage später laufen wir früh morgens wieder im Hafen von Puerto Princesa ein und betreten nach langer Zeit erstmals festen Boden. Hatten viele anderen ein grünes Gesicht auf dem Schiff, so bekommen nun Oliver und ich schlagartig einen kostenlosen, wilden Tanz des Vestibulärorgans geliefert. Alles schwankt, mit einiger Mühe bleiben wir auf den Beinen stehen bzw. müssen uns erst einmal setzen, es fühlt sich an wie ein andauerndes Erdbeben. Immerhin verschont uns das Verdauungssystem mit unangenehmen Überraschungen. Gut, dass Freddi mit seinem Luxus-Jeepney uns direkt in der Unterkunft absetzt und wir sofort ins Bett fallen können. Was wir jetzt noch nicht wissen: unser Zustand wird in leider nur langsam abschwächender Form noch 3 Tage anhalten!

Hai Society - Südatoll

Es war einfach zu (A)toll, darum habe ich mich Anfang Mai 2005 nochmals eingeschifft, diesmal auf dem Luxusliner M/V Vasco.

16.00 Uhr: Es gilt das Boot zu entern und einchecken, gegen 18 Uhr soll es losgehen. Prima, Simon und ich bekommen die größte Kabine, irgend jemand ist wohl abgesprungen und ein wichtiger Journalist soll verwöhnt werden.
18.10 Uhr: Das Boot liegt immer noch am Kai, in 15 - 20 min soll es ablegen.
18.30 Uhr: Es gibt keine Erklärung, man setzt vermutlich auf Durchhalten.
19.00 Uhr: Aha, wir warteten auf die Küstenwache zum Durchzählen. 
19.30 Uhr: Keiner weiß worauf wir jetzt noch warten.
20.00 Uhr: Wir liegen immer noch im Hafen, der Käpt'n muss noch die Treibstofftanks auffüllen, was er gegenüber dem Bootsmanager angeblich schon gestern Abend erledigt hat.
21.00 Uhr: Die Tanks scheinen groß zu sein.
21.30 Uhr: Man möge raten wie weit wir gekommen sind. Richtig null Meter.
22.00 Uhr: Ich sehe mich schon wieder in den Pool meines Hotels zurückkehren. Irgendwie kommt mir eine derartige Geschichte sehr bekannt vor.
22.30 Uhr: Gerade wollte ich in die Kabine und packen, als plötzlich ein Ruck durch das Schiff geht. Tatsächlich, wir entfernen uns vom Ufer und verfangen uns auch weder in unserer eigenen Ankerkette noch in der der inzwischen eingetroffenen riesigen Fähre aus Manila, dessen Rettungsboot wir hätten sein können.
24 Uhr: Vom Festland ist nichts mehr zu sehen, die See im Gegensatz zu Anfang April fast unbewegt und zudem gibt es durch die Größe des Bootes diesmal keine Gefahr Ellenbogen oder Stühle zu demolieren. Über den Visayas soll ein Tiefdruckgebiet hängen, was uns gestern Nacht in PPC einen stundenlangen, monsunartigen Regen brachte und nun einige Wolken beschert, die hier und da die Sicht auf den ansonsten klaren, mondfreien Himmel verstellen.

Entsprechend der Luxusklasse des Bootes haben wir eine elitäre Gesellschaft an Bord, darunter Franzosen von der Botschaft in Manila, einen Amerikaner der u.a. die Papierherstellung für ZeWa Wisch-und-weg organisiert und dann noch einige philippinische Staatsbürger, die es zu etwas gebracht haben. Augenscheinlich bin ich von Profitauchern umgeben, seit einer Stunde sitze ich schon alleine, alles andere pennt schon. Aber kaum zu glauben, was für ein ich Glück habe. Da liegt doch ein nagelneuer "Spiegel" herum, gerade mal einen Monat alt. In Deutschland scheint es aber nix interessantes zu geben. Ich lese was von LKW-Maut (richtig, da war doch schon mal was vor 2 Jahren), Visa-Affäre (keiner schreibt über meine in Indonesien!) und lerne eine neue Bedrohung kennen: Feinstaub. Da hat man Tschernobyl, Rinderwahnsinn, Pershing-Raketen, Atombombenversuche, bleihaltiges Benzin, Hühnergrippe und die DDR überlebt und nun auch noch das. Zumindest Feinstaub kann mich hier nicht stören, wir sind weit über 100 km von der nächsten Küste entfernt. Ich glaube, das sollte reichen.

Da wir gestern Abend recht spät abgelegt haben - wen wundert's - finden die ersten beiden Tauchgänge am Jessie Beazley Riff statt, das "auf dem Weg" liegt. Die Untiefe stellt sich heraus als Sandhaufen, gerade mal für ein Dutzend Kinder mit Spielförmchen ausreichend, der von einem türkisblauen Oval umgeben ist. Noch überdeutlich sind leider die Spuren ausufernden Fischens zu sehen, das Korallendach ist an vielen Stellen stark beschädigt, ein regelrechter Trümmerhaufen, die Wand aber in einigen Abschnitten (!) überwältigend. Obwohl noch nicht geschützt gibt es viel Fisch, u.a. wird von einer Tauchgruppe ein Hammerhai in gut 60 m Tiefe gesichtet, vor zwei Wochen war es sogar ein kleiner Walhai. Oft herrscht besonders am frühen Morgen eine traumhafte Sicht, die bis an die physikalische Grenze reicht.

Auf dem weiteren Weg begleiten uns für kurze Zeit Delfine 121, in der Ferne sehen wir einige Male einen Marlin 74 springen, unser Boot scheucht immer wieder Fliegende Fische 65 auf. Schließlich erreichen wir nach knapp zwei Stunden weiter zu Endziel, das sich schon vorher durch etliche Wasservögel angekündigt hat. 

Die senkrechten Wände am Südatoll wie bei Ko-ok, T-Wreck (häufig viele Schildkröten), Black Rock (oft fantastische Sichten von mehr als 35 Metern), unterscheiden sich nicht sehr stark von denen im Nordatoll, sind aber meiner subjektiven Auffassung nach die schöneren Tauchplätze. Die Eiger-Nordwand bei Ko-ok ist ab einer Tiefe von 25 m mit weißen Weichkorallen vom Typ Nephthy sp. übersäht und gibt ihm ein schneebedecktes Aussehen. Am Wandfuß in etwa 52 m Tiefe halten sich öfter Großfische auf, wie z.B. die Chance auf die in den Atollen sehr seltenen Schwarzspitzen-Riffhaie. An der Südostseite beim Leuchtturm, dessen Insel ebenfalls nicht betreten werden darf, senkt sich das Dach nur langsam, die schrägen Abfälle beginnen erst ab ca. 20 m Tiefe und sind flächendeckend mit Sand durchsetzt. Nicht verschwiegen werden sollen die vielen Dynamittrichter in etlichen Dachabschnitten, besonders in diesem Gebiet. Dazwischen sieht man immer wieder weite unbeschädigte oder gut regenerierte Bereiche. Hier ziehen häufig in nur wenigen Metern Tiefe Schulen von 100 - 150 Großaugen-Makrelen 107 ihre beeindruckenden Kreise und es kann mit Gruppen von großen Barrakudas, einzeln jagenden Dickkopf-Makrelen und Thunfischen 73 gerechnet werden. Direkt an der südlichen Spitze herrscht wieder die übliche senkrechte Wand vor, hier hatte eine Tauchgruppe das Glück Hammerhaie in gut 60 m Tiefe zu sichten. Das ganze Gebiet an der Südspitze des Atolls bei Delsan Wreck, Triggerfish City und Staghorn Point zieht gelegentlich auch den größten aller Fische an, den Walhai. Am 11. Mai 2005, 15.01 Uhr war es wieder einmal soweit, zugleich meine erste Begegnung. Zwar nur knapp 5 m lang, aber immerhin, zog er in 25 Tiefe ohne die geringste erkennbare Bewegung wie auf Gleisen locker unter unserer Gruppe vorbei, ohne dass es uns gelang seine Geschwindigkeit aufzunehmen. Nach nur einer Minute war das grandiose Schauspiel vorbei.


Foto: © ingo66@web.de

Die Knorpelfische (Chondrichthyes) waren entwicklungsgeschichtlich die ersten Fische mit Kiefern und paarigen Flossen. Sie erschienen im Devon (vor ca. 370 bis 270 Mill. Jahren). Charakteristisch ist das Fehlen von Knochen; sie besitzen also - und daher die Klassifizierung - ein rein knorpeliges Skelett. Zu den rezenten Knorpelfischen gehören u.a. Haie, Rochen und die weniger bekannten Chimären. Als einfaches Unterscheidungsmerkmal zu den Walen, die immer ihre Schwanzflosse waagerecht tragen, ist sie bei den Walhaien senkrecht (wie bei den Delfinen). Dadurch reicht die enorme Schwanzflosse oft aus dem Wasser heraus, wenn sich die Tiere an der Wasseroberfläche aufhalten. Während man die Wale als die Vagabunden der Meere charakterisiert und die Mantas als deren Nomaden, so könnte man die Walhaie die Zigeuner der Ozeane nennen. "Ikan hiu bodoh" (Fisch Hai blöder), so nennt der indonesische Fischer die kaltblütigen Walhaie 43, vermutlich weil der Planktonfresser so behäbig und langsam erscheint. Seinen wissenschaftlichen Namen und die erste Beschreibung stammen von Dr. Andrew Smith, der 1828 in Südafrika / Table Bay ein Exemplar harpunierte. 
Obwohl es Berichte von 18 bis 20 m langen Exemplaren gibt, war das bisher längste gemessene Exemplar 13.7 m lang, der schwerste gewogene hatte ein Gewicht von 36.000 kg. 


Foto: © ingo66@web.de (ca. 5 m Länge)

Damit sind sie die größten Fische überhaupt. Walhaie erreichen ihre riesigen Ausmaße vermutlich in einem über einhundertjährigen Leben. Ihre dicke Haut ist olivebraun bis dunkel blau-grün mit gelblich-weißen Tupfern und senkrechten Linien, die an ihren Flanken in parallelen Reihen verlaufen. Die Augen sind relativ klein. Er verfügt über zwei Brustflossen in Kiemenhöhe und meistens zwei, manchmal drei Rückenflossen, die sogenannten Kiele.
Einmal im Jahr, in jedem Gebiet zu einer anderen Zeit, findet die kollektive Korallen"blüte" statt. Dann stellen sie sich an den großen Riffen ein und fressen in der Regel nachts, wenn der Korallenlaich aufsteigt und zu Tausenden von Tonnen als proteinreiche Nahrung dicht unter der Oberfläche treibt. In weiteren bevorzugten Gebieten ist es das vermehrte Auftreten von anderem tierischen Plankton in seiner vielfältigsten Zusammensetzung.
An der Schnauze befinden sich in zwei Gruben Riechorgane. Wie sie allerdings letztlich ihre Beute orten können, ist noch unbekannt.
Die Öffnung des bis zu 2½ m breiten, schmalen und mit Reihen tausender winziger Zähne besetzten Maules befindet sich nicht unten, sondern vorne. Da er weder kauen noch beißen kann, saugt er gewaltige Mengen Seewasser an und filtriert zuletzt mit Hilfe der Kiemenreusen das Plankton, Krill und als Beifang Shrimps, kleine Fische, Krebse, Quallen und Krabben. 
Vermutlich war sogar in der Legende von "Jonas und dem Wal" ein Walhai aktiv. Es wurde schon beobachtet, dass sie unverdauliche große Gegenstände, wie eine versehentlich verschluckte Planke, wieder ausspeien. Ermöglicht wird ihnen dies durch einen Magen, der wie der Finger eines Handschuhs ausgestülpt werden kann.
Ein wissenschaftliches Projekt (2004) hat einen weiblichen Walhai mit einem Sender ausgerüstet und festgestellt, dass sie innerhalb von 6 Monaten von den Seychellen bis unter das Kap der Guten Hoffnung 4600 km zurücklegte. Allerdings sind die Migrationswege wie auch das Paarungsverhalten und die Geburtenhäufigkeit nur ansatzweise bekannt. Bis zur Geschlechtsreife benötigen die Tiere vermutlich dreißig Jahre. Die keineswegs scheuen und friedlichen Giganten gebären lebende Junge, wie die meisten anderen Haiarten auch. Die befruchteten Eier entwickeln sich im Uterus und verlassen ihn in einer Art zweiten Geburt, wenn die Entwicklung abgeschlossen ist.
Der Fund eines Eies mit eine Größe von circa 30 mal 14 cm im Jahr 1953 im Golf von Mexiko schien die Vermutung zu bestätigen, dass Walhaie zu den eierlegenden Haiarten zu rechnen seien. Erst der Fang eines schwangeren Weibchens 1995 vor Taiwan und die wissenschaftliche Untersuchung dieses Exemplars ergab, dass Walhaie bis zu 300 lebende Junge gebären können.

Die Frage ist aber, ob der Fang wirklich ausschließlich wissenschaftlich motiviert war. Gerade Taiwanesen, Koreaner und Japaner sind bekannt dafür, dass sie weltweit das Fleisch aufkaufen und bis zu 7 US$ pro Kilogramm zahlen. Eine Riesensumme für einen philippinischen oder indonesischen Fischer. Auch die Haut gilt als Leckerbissen. In Hongkong und auf den Malediven werden besonders der Lebertran und die Flossen geschätzt. 

Siehe auch de.wikipedia.org/wiki/Walhai.

Hatte ich vor einem Monat noch eine wahnsinnige Sicht von 35+ m am Black Rock, so sind es nun gerade mal noch 20. Während des trotzdem schönen Tauchganges nimmt die Strömung langsam aber stetig zu und bald heißt es einsteigen in den üblichen Tubbataha-D-Zug: gut festhalten und genießen. Die letzten Minuten wollen wir über dem recht ordentlichen Dach an der Nordostspitze austauchen, als sich plötzlich die Strömungsrichtung innerhalb von wenigen Sekunden mehrmals ändert, dann abrupt recht heftige, wechselnde up- und downstreams erzeugt, um schließlich nur noch eine Richtung zu kennen: weg vom Riff ins offene Meer. Mein Gedanke ist dagegen zu halten und auf das Korallendach zu gelangen, was bisher meist hieß dort bessere Verhältnisse vorzufinden. Nach einer halben Minute breche ich den Versuch ab und lasse mich treiben. Hier paaren sich gerade zwei Strömungen im liebestollen Spiel, da hat es keinen Sinn gegen anzukämpfen. Eigentlich gibt es keinerlei erkennbare Begründung für diese Turbulenzen, so setzen z.B. keine Gezeiten ein. Vielleicht sind es unterschiedliche Wassertemperaturen oder -salzgehalte, vermutlich aber eher ein Produkt aus den letzten Lottozahlen in Uruguay und dem Stromverbrauch in Kamtschatka, dividiert durch die Steuerausfälle in Deutschland, das hier im Sinne der Chaos-Theorie der auslösende Faktor ist.
Bemüht auf fünf Meter den Saftystop einzuhalten, finde ich mich mit meinem Buddy Simon plötzlich auf 10 m wieder, das Ganze spielt sich in wenigen Sekunden ab. Andere berichten später, dass sie in kurzer Zeit um gute 15 m herabgerissen (nicht gezogen!) wurden. Eine richtig große Waschmaschine! In weiter Umgebung - es sind inzwischen drei Tauchgruppen bzw. die Reste davon versammelt - purzelt alles quer durch-, unter- und übereinander in einem chthonischen Tanz und wird in alle Richtungen verblasen. Tauchpartner, die eng zusammen waren, sind nun Dutzende von Metern getrennt. Ein Pärchen versucht sich am Mooringseil, ist aber nicht in der Lage sich dort zu halten!
Simon und ich bleiben mit etwas Aufwand zusammen und wir versuchen die letzten drei Minuten den Saftystop einzuhalten, als plötzlich dicht hinter mir eine undurchdringliche weiße Wand auftaucht. Winzige Luftblasen, allerlei treibendes Material driftet auf uns zu bzw. wir auf sie. Mein einziger Gedanke ist nur noch: Abstand gewinnen und hinaus ins blaue Wasser, gegen die Strömungsrichtung, der Rest kann nichts Gutes bedeuten. Wir halten uns inzwischen gegenseitig am Oberarm, so dass jeder den Computer gut ablesen kann und alle Blickrichtungen abgedeckt sind. Auf die Art gelingt es einigermaßen die Höhe zu halten, wenn auch immer wieder heftige up- und downstreams uns zu einem wilden Hantieren mit dem Inflator zwingen. Der Unterwassertornado zieht uns weiter wie gravitativ an. Ich beschließe den Saftystop abzubrechen, gebe Simon eindringendliche Auftauchzeichen und steige ob der widrigen Bedingungen viel zu rasch auf. Das Luftablassen im plötzlich schwächer werdenden Sog dauert einfach zu lange und trotz Gegenmaßnahmen steigt meine Geschwindigkeit stetig ... bis ich zwei Meter unter der Oberfläche abrupt stoppe. Nicht dass ich dies erreicht hätte! Ab hier gelingt es dann endlich kontrolliert aufzusteigen. 
Das erste was ich sehe, ist um mich herum eine Wasseroberfläche wie in einem brodelnden Kochtopf. Es zeigen sich immer wieder temporäre sehr starke große und kleinere Strudel, aufsteigendes Wasser bildet regelrechte nach oben gewölbte "Ausbeulungen", an etlichen Stellen schäumt es, andere sind vorübergehend vollkommen glatt. Ein Areal von vielleicht 200x400 m ist betroffen. Mit etwas Mühe kann ich das Dingi erreichen, meine Ausrüstung übergeben und an Bord klettern. Das Boot tanzt wie ein Spielzeugball in widerstrebenden Richtungen. Weit verstreut treiben oder tauchen nach und nach auch alle anderen auf und werden sukzessive, teilweise leicht derangiert aufgenommen; die Bootsmänner wissen gar nicht mehr, wer als nächster dran sein soll. Etwas dramatisch wird es, als zwei Französinnen zusteigen wollen. In dem Moment als sie den Bootsrand ergreifen, werden sie von einem kleinen aber heftigen abwärts gerichteten Strudeltrichter ergriffen, mehrfach im Kreis herumgewirbelt und vom Boot fortgetrieben. In ihrer aufkommenden Kopflosigkeit denken sie gar nicht daran, die Westen aufzublasen. Dem umsichtigen Bootsmann, der ein Tau zuwirft, ist es zu verdanken, dass keine größere Panik ausbricht. 
Inmitten dieses Hexenkessels vollführt plötzlich eine Gruppe von Delfinen lustvolle Luftsprünge. Denen scheint es hier prima zu gefallen, ganz offensichtlich genießen sie die Turbulenzen, finden vermutlich mit dem ein oder anderen desorientierten Fisch noch einen kleinen Snack. Ich wundere mich nicht, ich beneide sie nicht, sondern bin demütig wie sie uns zeigen wie fremd, zerbrechlich und gefährdet der Mensch unter Wasser mit seiner Hightec-Ausrüstung, Ausbildung und trotz einiger Erfahrung eigentlich ist.
Das anschließende Debriefing mit meinem Partner und anderen TeilnehmerInnen dauert recht lange und soll noch die nächsten Tage anhalten. Im Großen und Ganzen hat unser Buddysystem recht überlegt gehandelt - von kleinen Fehleinschätzungen abgesehen. In Zukunft beschließen wir in einer derartigen Situation uns früher zu koppeln, notfalls auf den Saftystop zu verzichten (wir hielten uns schon seit über 10 min in 10 - 7 m Tiefe auf, es stand keine Deko an) und uns über Wasser in Sicherheit zu bringen.

Der Tauchgang begann bei exzellenten Bedingungen! Ich kann daher nur nochmals betonen, dass die Tubbataha Atolle den erfahrenen AOW vorbehalten sein sollten. Einen versierten Rescue-Diver oder höhere Qualifikationen im Tauchteam zu haben wäre natürlich wünschenswerter. Zudem ist ein ortskundiges Briefing dringend erforderlich.


Foto: © simon@firstiwasblind.ch

Besser kann der letzte Tauchgang nicht sein. Kaum im Wasser, so ergießt sich von der Riffkante kommend minutenlang ein Strom von Hunderten Großaugen-Makrelen 107 einem silbernen Wasserfall gleich den Dropoff hinunter um sich unter mir zu einem Fluss zu sammeln. Auffallend schwimmen dicht an dicht Pärchen mit je einem dunkleren Partner - vielleicht verschiedene Geschlechter? Dazwischen schleichen sich vereinzelte Fische anderen Arten. Einen weiteren "Wasserfall" demonstrieren kurz darauf die Rainbow Runner, sammeln sich schließlich vor der Wand und der große Schwarm beginnt mit dem täglichen Planktonlunch. Mahlzeit! Der Tauchgang neigt sich dem Ende, wir befinden uns schon an der Riffkante, als plötzlich eine kalte Strömung aufsteigt. Dies zieht alle an und ich fühle mich wie in einer riesigen Bouillabaisse: es gilt Fische wegzuräumen, damit man überhaupt was sehen kann. Hätte ich eine Kamera, so würde mir ein Foto gelingen, auf dem gleichzeitig ein großer Hai, Thunfisch, Napoleon und eine kleine Schildkröte zu sehen wären. Alternativ könnte ich vier Haie auf einem Bild anbieten oder ein Dutzend Napoleons oder ... . Bis zur letzten bar-Schmerzgrenze genieße ich das Schauspiel, dann muss leider Abschied genommen werden. Einzig das Regenwetter der letzten zwei Tag macht es mir leichter zurückzuwinken, nicht ohne eine "Auf Wiedersehen unter Wasser" auf den Lippen. Am Freitag den 13. erreichen wir unbeschadet Puerto Princesa. Offensichtlich aber doch ein Unglückstag, denn welcher Tag kann schon besser sein als ein Tag bei den Tubbataha Atolllen? Oder wie Urs es ausdrückt: Ein schlechter Tag unter Wasser ist allemal besser als ein guter Arbeitstag.

Literatur

Yasmin D. Arquiza /  Alan T. White: Tales from Tubbataha
Natural history, resource use and conservation.
2. Auflage, 1999
ISBN 971-569-337-7


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