© "Nik"Klaus Polak, Bonn, Germany
Erstellt: Mai 2005
Meine Besuche in den Atollen fanden Anfang April
und Anfang Mai 2005 sowie Ende
Mai 2007 statt. Seien wir ehrlich. Tabatuha, Tubahatti, Tabalunga, ... bei dem Namen hatte
ich meine Probleme. Machen wir mit dem Tohuwabohu tabula rasa: der Name soll auf
deutsch "Ruheplatz der Mantas" bedeuten. Nach der Wikipedia entstammt
er dem Sama(l)-Dialekt
und bezeichnet "ein großes Riff, das nur bei Ebbe aus dem Wasser ragt". Zumindest
das kann ich bestätigen, allerdings die Mantas auch. Auf alten
niederländischen Landkarten findet sich auch der Name Tub Bataha, vermutlich
aber nur eine den Lauten angepasste damalige Schreibweise ohne weitere
etymologischen Hintergründe. Das zum Cagayan Archipel
gehörende Riffatoll wird von den dortigen Bewohnern "Gusong" genannt.
Die Cagayanons, Samals, Badjaos und Tausugs waren die traditionellen Nutzer der
Atolle. Mit der Motorisierung in der Mitte der 1980iger Jahre wurden sie
Fischern aus Cebu, Negros und Panay verdrängt. In dieser Zeit begann auch das Dynamit-
und Cyanidfischen. Fast zeitgleich entdeckten Taucher und
Naturwissenschaftler das Gebiet. Der 500 km lange und 30 km breite Cagayan de Sulu - Rücken teilt die Sulu See
in das Nordwest- und Südost- Bassin und verbindet die Sultana Shoals, Riffinseln von
Cagayan, Calusa, Arena, Cawili, Jessie Beazley, Tubbataha mit dem Basterra Riff,
Bancoran Insel, den San Miguel Insel, Cagayan de Sulu und Tawi-Tawi nordöstlich von Borneo. Vor allen anderen muss der philippinische Taucher und Umweltaktivist "Bebot"
Ernesto Gabriel St. Cruz (Jg. 1952) aus Puerto Princessa erwähnt werden. Der gelernte
Divemaster hat als erster 1980 dem Tauchboot Tristar den Weg zu den Atollen
gewiesen. Die dortigen Bombenfontänen und -schläge unter Wasser sind ihm nicht
mehr aus dem Kopf gegangen und haben ihn nachdenken lassen. Dies mündete
schließlich in einen Brief an das Government und in die Gründung des
Nationalparks. Allerdings hatte er eine harte Zeit durchzustehen: von Nov 1995
bis 1996 harrte er auf der Sandbank aus, wo heute die Rangerstation steht, um
gegen die weiter gehende Plünderung zu protestieren. Einige der höheren Herren
hatten sogar schon seinen - wörtlich zu nehmenden! - Abschuss beschlossen. Da
kam es dann doch noch ganz gelegen, dass unter Präsident Ramos der Schutz des
Nationalparks endgültig zementiert wurde. Die Regeln im Nationalpark sehen vor, dass bei Vergehen durch Besucher (z.B. Mitnahme von Souvenirs) Strafen von 2000 $ drohen,
gleichzeitig erhält das verantwortliche Tauchboot ebenfalls eine saftige
Geldstrafe und zusätzlich eine zweijährige Anlaufsperre. So liegt bereits seit
einem Jahr ein Luxustauchboot im Hafen von PPC vor Anker, weil innerhalb des Atolls munter
Jetski gefahren wurde. Bei einem anderen Boot wurde eine französische
Divemasterin (sic!) dabei beobachtet, wie sie einen Kugelfisch jagte, ihn fing
und den vor Todesschreck aufgeblähten Fisch stolz in der Tauchrunde
präsentierte. Ich habe nur noch darauf gewartet, dass sie den Walhai reitet. Sie erhielt
vom Bootsmanager Tauchverbot für die restlichen Tage. Eine couragierte
Handlung gegenüber kräftig zahlenden Gästen, die nur hochgelobt und zur
Nachahmung empfohlen werden kann!
Bedingt durch die Lage werden sich Allergiker wohl fühlen: Staub, Pollen etc.
sind hier kein Thema. Das trifft auch weitgehend auf die lästigen stechenden
Insekten zu.
Der 96.828.200 ha große Naturpark enthält etwa 10.000 ha Korallen - das größte
zusammenhängende Riffsystem der Philippinen -, die auf Grund der
abgelegenen Lage (wieder) (noch) weitgehend intakt ist und in der Hitliste von
Tauchzeitschriften zu den 10 schönsten weltweit
gerechnet wird. Kein Wunder, dass der französische Tauchpionier Jean-Jaques
Cousteau dieses Riff als einziges zweimal besuchte. Im Atoll kommen 396 Arten der
Blumentierchen (90% der gesamten Philippinen)
vor und bilden u.a. eine bunte, senkrechte, in einer ersten Stufe auf 30 - 50 m abfallende Korallenwand. Aufsehen erregen
stellenweise die
riesigen Fächer unzähliger Gorgonien, viele
Weichkorallen indizieren die
gute Wasserqualität. Wer eine Garantie auf Schildkröten und alle möglichen Rochenarten haben
will, sollte sich zur nördlichen Lagunenseite bei der Bird Islet begeben. Hier wimmelt das
Wasser an einigen Stellen von ihnen und teilweise ist der sandige Untergrund übersät!
Aber Achtung! Es wird gerne eine hohe Strafe abkassiert, wenn auch nur
unwissentlich die 150 m - Grenze zur Insel unterschritten wird. Und wie kann man
auch das Gegenteil beweisen? Bei schwarzen Prachtfregattvögel
35
sind die Männchen am weißen Kopf (hier ist von der karibischen Küste die
Rede; an der
Pazifikseite schwarz!), die Weibchen an der weißen Brust erkennbar. Während der Balz
können die Männchen einen leuchtend roten Kehlsack bis zu 25 cm aufblähen. Erwähnenswert ist: sie sollen bei nur
1.5 kg Gewicht aber einer Flügelspannweite bis 2.30 m Fluggeschwindigkeiten bis 400 km/h erreichen!!
(Angabe in Detlev Kirst, Reise Know-How-Verlag, Costa
Rica-Handbuch, Ausgabe 2002) An Ausdauer werden sie nur vom Albatros
übertroffen. Leicht zu erkennen sind sie an
ihrem gegabelten Schwanz. Die Ruderfußvögel sind nicht in der Lage vom
Boden oder von der Meeresoberfläche zu starten, sondern können sich nur von Bäumen
oder Klippen stürzen. Ihre Hauptnahrung Fisch,
den sie mit dem Schnabel im Flug an der Wasseroberfläche aufgreifen -
sogar Fliegende Fische 65
gehören auf den Speiseplan -, aber sie jagen ihn auch bei jeder
sich bietenden Gelegenheit den Kollegen und anderen Seevögeln im
Flug ab (Kleptoparasitismus). Daher
rührt auch ihr Name, denn die Seeleute verglichen die fluggewandten Tiere mit
schnellen, höchst manövrierfähigen und gut bewaffneten Fregatten, die stets
auf Beute aus waren. Zu der Familie Fregatidae
(Tropikvögel) gehören noch die Kormorane, Schlangenhalsvögel, Tölpel und
Pelikane. Siehe auch: www.tubbatahareef.org. Auf Grund der Entfernung, abhängig vom Wellengang und dem Wind, ist man je nach Boot i.d.R.
über Nacht 10-15 h ab Puerto Princesa
unterwegs. Ein Platz sollte rechtzeitig, spätestens Anfang des
Jahres reserviert werden. Die Saison liegt von ca. Mitte März bis Mitte Juni
(Anfang und Ende stark wetter- und bootabhängig!). Es muss mit Preisen ab 750 $ plus
Getränke, Ausrüstung (ab 15 $ / Tag) für 5 Tage / 6 Nächte bei max. 4 Tauchgängen
/ Tag gerechnet werden. Hinzu kommt ein Eintritt von 50 $, der sich bei weiteren
Besuchen in der gleichen Saison auf 25 $ reduziert (Nachweis aufbewahren!). Es ist überlegenswert, ob man einzig nur zum Schnorcheln herkommen
möchte; dies ist
aber prinzipiell möglich und prima - wenn Seegang, Gezeiten und Wetter
mitspielen -, was - wenn auch im geringerem Umfang - die Taucher betrifft. Schnorchler können mit
einem kleinen Discount rechnen. Der
überwiegende Unterwasserteil besteht aus Drift- bzw.
Strömungstauchen. Die Strömungsverhältnisse sind unberechenbar, treten unvermittelt auf, stoppen abrupt, drehen
plötzlich, auch mit extrem starken vertikale Strömungen (up- /
down-stream-current) muss gerechnet werden. Alle Phänomene traten häufiger und oft
gleichzeitig auf, dramatisch aber in einem sehr kurzen zeitlich und eng örtlich begrenzten Fall
an der nordöstlichen Spitze des Südatolls
zu. Informativ bitte diesen Tauchbericht zum Thema
lesen! Das Problem betrifft auch den Schiffsverkehr. Ein Echolot kann helfen,
allerdings fällt das Atoll sehr steil bis auf 1000 m ab. Wenn es schließlich
ein Signal gibt, ist es zum Bremsen meist zu spät. Aber die Kapitäne, die
Tubbataha häufig anfahren kennen sich aus. In dem Zeitraum von Anfang April bis Mitte Mai lag die Sicht um 20 m,
erreichte ab und an sogar 35+ (andere Taucher hatten noch besser Bedingungen), das Ganze
bei Badewannentemperatur von 28° C in 30 m Tiefe, an der Oberfläche bis
zu 29/30° C. Für Ende Mai kann man dann noch einmal ein Grad hinzurechnen,
muss aber bei der Sicht bis zu 10 m abziehen - bei einer unteren Grenze von 20
Metern, wobei in der oberen Schicht von 5-7 m die Sicht noch stärker reduziert
ist. Ich kann selber davon berichten, dass Mooringtaue teilweise
von Fauna oder Flora besiedelt werden, die unangenehme, mehrere Tage anhaltende,
stark juckende Hautreizungen hervorrufen können. Den Saftystop also nur mit
Handschuhen (nicht gerne gesehen) oder eingehängt mit dem Arm (falls langärmliger Anzug vorhanden)
durchführen. Diese Tauchsafari fand Anfang April 2005 statt. Nachdem um 17 Uhr unsere Tauchgruppe bestehend aus 2 Niederländern, 3 Deutschen, 2
Engländerinnen und einem Schweizer auf der M/Y Jinn Sulu im Hafen von Puerto Princesa
eingecheckt und das erste Essen gefasst hat, lässt Urs den Diesel der 110 PS - Maschine
an und bereits nach 20 min verlassen wir die schützende Bucht. Eine Stunde später bricht der letzte Handykontakt ab,
jetzt steht uns nur noch für absolute Notfälle das Satellitentelefon zur Verfügung.
Zunächst fährt parallel mit uns die Moonshadow seines Kollegen Marc aus, auch um im Notfall gegenseitige
Hilfe geben zu können, allerdings ist er etwa 2 Meilen pro Stunde schneller und
alsbald hinter dem
Horizont
verschwunden. Schon bald gibt es Abendessen, das nur wenig später von etlichen an Poseidon
geopfert wird.
Auf zum ersten Tauchgang beim Malayan Wreck ... der auf 9 Meter führt und genau 3 Minuten dauert.
Fedor hat mit seinem 6 mm - Anzug nicht genügend Blei mit und bleibt strampelnd an der Oberfläche
zurück, Oliver verliert seine Tauchmaske und versucht sie verzweifelt
am Grund zu orten, bei Patty versagt die zweite Stufe und nach 1½ Tiefenmetern bricht
sie verständlicherweise aus Luftmangel ab. Also ALLE zurück auf's Boot. Nach
einigen bösen Blicken des Diveguides und Komplettierung der Ausrüstung klappt
es im zweiten
Anlauf auf Anhieb, sachte sacken wir in der zunächst schwachen Strömung ab und
sind in kürzester Zeit von kleinen Weißspitzen-Riffhaie
87 umzingelt. Ein wenig neugierig sind sie
schon, halten aber einen deutlichen Sicherheitsabstand. Wer Sorgen um seine
Sicherheit oder Probleme mit "Menschenfressern" hat: hier wird er sehen, dass Haie mehr Respekt vor dem Menschen
haben als umgekehrt! Wir gehören einfach nicht auf deren Menükarte, Angriffe sind
fast immer nur ein "Versehen", auch wenn dies für die Betroffenen
keine nachträgliche Beruhigung darstellt. Aus einer kleinen Grotte an der herrlich bewachsen,
senkrecht abfallend Korallenwand ragen die Fühler einer Schmuck-Languste
10.
Kapitale Burschen sind sie, so dass mir das Wasser im Munde zusammenläuft. Shit,
hier ist ein Nationalpark, aber ich darf ja zumindest mal daran denken. Große Thunfische
73 und Makrelen, Schwärme von bunten
Korallenfischchen vor noch bunteren Korallen,
Taucher, was willst du mehr. Die Unterwasserzeit neigt sich viel zu schnell dem Ende entgegen und
wir verbringen unseren Safty-Stop auf dem Korallendach, wo uns eine
Suppenschildkröte
56
für eine halbe Minute ihre Aufmerksamkeit schenkt und sich beim Abweiden
beobachten lässt. Der aufmerksame
Betrachter wird hier jedoch noch die Auswirkungen des Raubfischens entdecken. Vor allem Mitte bis Ende der 80iger
Jahre wurde in großem Umfang mit
Cyanid und Dynamit und allen anderen illegalen und legalen Fangmethoden
gewildert. Seit Mitte der 90iger Jahre konnte dies weitgehend eingestellt werden,
die Natur hat es gedankt. Der Korallenschutt, überwiegend von Geweihkorallen, wird zunehmend von
neuem Leben überwachsen. Stellenweise scheinen Weichkorallen großflächig die Pionierarbeit
zu übernehmen. Drückerfische finden offenbar ein Eldorado vor, nie habe ich
eine derartige Populationsdichte gesehen. Eine gewissen Vorsicht ist angeraten,
denn einige reagieren schon recht aggressiv gegenüber Artgenossen und wagen
auch erste Annäherung an die Taucher. Dieses Verhalten zeigen Riesen-Drückerfische 54
nach Beendigung des Nestbaus, das sie
am Boden anlegen und einen Durchmesser von fast 2 m und eine
Tiefe von ¾ m erreichen können. Sogar größere Gesteinbrocken schleppen sie mit ihrem
kräftigen Kiefer weg. In Koh Tao auf Thailand wurde mir eine Flosse gezeigt,
aus der ein handtellergroßes Stück herausgebissen wurde. Auch Archillessehnen,
Waden und Kniekehlen sind ein beliebtes Angriffsziel. Selbst in den Hosenboden
wurde schon gebissen. Da das Territorium kegelförmig nach oben reicht, sollte man
es als Taucher waagerecht verlassen. Angriffe auf Schnorchler habe ich noch
nicht gehört. Es empfiehlt sich
auf dem Rücken zu schwimmen und die Kerle immer gut im Auge zu behalten. Durch
Flossentritte lassen sie sich beeindrucken. Einige (ich meine DIE Drücker!) haben allerdings
vollständig einen an der Waffel und greifen alles das ganze Jahr über an. In
einigen Fällen mussten diese Psychopathen harpuniert werden, da sie ganze
Riffbereiche unsicher machten. Urs hat sich das Mittelöhrchen verkühlt, ich springe in die Bresche und
übernehme von jetzt ab versuchsweise und mit viel Respekt vor der übertragenen
Verantwortung eine Gruppe als Tauchführer. Oliver ist mal wieder das
Allerletzte und hilft mir am Ende der Gruppe aus.
Direkt vor der Ranger-Station gibt es weite Sandflächen, dadurch ist
die Sicht ein wenig schlechter als anderswo. Auch fängt der Drop-off erst bei
ca. 15 m an. Die Wand ist wie gehabt, das Korallendach an einigen Stellen im
nördlicheren Abschnitt flächig zerstört; schwer zu sagen wodurch, allerdings deuten zumindest einige
Stellen auf Dynamitfischen hin. Es dominieren die strömungsgewöhnten Geweihkorallen (Acropora
sp.), wodurch auch die Fischwelt recht dünn ist. Besser ist das
Korallendach auf dem südlicheren Abschnitt. Shark Airport liegt bei der nahen Vogelinsel, die mit ihren weiten
sandigen Ausläufern für recht viel Sediment sorgt, das sich auf den
Zwischenstufen der leicht geneigten Wand ablagert und den gewohnt tollen Dropoff auf ein "recht
schön" reduziert. Normalerweise soll hier sehr gute Sicht sein, wir
haben mit unter 20 m etwas Pech. Dafür vermerken wir während des gesamten
Tauchganges fast ein Dutzend Schildkröten und im Strömungsabschnitt einige
bemerkenswert große Thunfische. Das abschließende Dach ist mit Sandflächen durchsetzt, auf
denen sich gleich mehrere Haie zu einem Nickerchen niedergelassen haben. Der ehemalige Korallengarten besteht leider weitflächig
aus Schutt von ehemaligen riesigen Geweihkorallenhecken. Vielleicht konnten durch die weite Entfernung zur Rangerstation die
eingeführten Schutzmaßnahmen nicht von Anfang an greifen. Etwas weiter
südlich zu beiden Seiten sieht das Dach allerdings schon wieder aus wie in
einem Tauchertraum.
Als hätte die Natur bemerkt, dass noch etwas fehlt, können wir kurz vor der
Rückfahrt nach PPC vom Boot aus dicht unter der Wasseroberfläche noch einen kleineren Manta
beobachten.
Mantas
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weisen eine Spannweite bis zu 6,7 m und 2 Tonnen
Gewicht auf. Während man die Walhaie als die Zigeuner der Meere bezeichnen
könnte, die Wale als die Vagabunden, sind die Mantas die Nomaden. Nie kann
garantiert werden einen unter Wasser anzutreffen. Wegen zwei seitlicher, an „Hörner“ erinnernder Hautlappen,
werden sie auch Teufelsrochen genannt. Diesen Namen tragen sie allerdings zu
unrecht, denn wie die Walhaie sind die eigentlichen Hochseebewohner harmlose
Planktonfresser. Die zwei Lappen links und rechts an ihrem Kopf können sie
dabei zu einem effektiven Trichter formen. Sie sind ovovivipar und gebären nach
einer Tragzeit von 13 Monaten (de.wikipedia.org/wiki/Mantarochen
spricht von etwa einem halben Jahr) bis zwei, ca. 1,5 m breite und 10 kg schwere
Junge geboren werden. Es wurde beobachtet, dass das
Muttertier aus dem Wasser spring und dabei ein Junges herausstößt (siehe
Helmut Debelius, Fischführer Indischer Ozean, 1. Auflage 1993, S. 40). Fünf herrliche Tauchtage später laufen wir früh morgens wieder im Hafen von
Puerto Princesa ein und betreten nach langer Zeit erstmals festen Boden. Hatten
viele anderen ein grünes Gesicht auf dem Schiff, so bekommen
nun Oliver und ich schlagartig einen kostenlosen, wilden Tanz des
Vestibulärorgans geliefert.
Alles schwankt, mit einiger Mühe bleiben wir auf den Beinen stehen bzw. müssen uns
erst einmal setzen, es fühlt sich an
wie ein andauerndes Erdbeben. Immerhin verschont uns das Verdauungssystem mit
unangenehmen Überraschungen. Gut, dass Freddi mit seinem
Luxus-Jeepney uns direkt
in der Unterkunft absetzt und wir sofort ins Bett fallen können. Was wir jetzt noch nicht wissen: unser Zustand
wird in leider nur langsam abschwächender Form noch 3 Tage anhalten! Es war einfach zu (A)toll, darum habe ich mich Anfang Mai 2005 nochmals eingeschifft, diesmal auf dem
Luxusliner M/V Vasco. 16.00 Uhr: Es gilt das Boot zu entern und einchecken, gegen 18 Uhr soll es
losgehen. Prima, Simon und ich bekommen die größte Kabine, irgend jemand ist
wohl abgesprungen und ein wichtiger Journalist soll verwöhnt werden. Entsprechend der Luxusklasse des Bootes haben wir eine elitäre Gesellschaft an
Bord, darunter Franzosen von der Botschaft in Manila, einen
Amerikaner der u.a. die Papierherstellung für ZeWa Wisch-und-weg organisiert und dann noch
einige philippinische Staatsbürger, die es zu etwas gebracht haben. Augenscheinlich bin ich von
Profitauchern umgeben, seit einer Stunde sitze ich schon alleine, alles andere
pennt schon. Aber kaum zu
glauben, was für ein ich Glück habe. Da liegt doch ein nagelneuer
"Spiegel" herum, gerade mal einen Monat alt. In Deutschland scheint es
aber nix interessantes zu geben. Ich lese was von LKW-Maut (richtig, da war
doch schon mal was vor 2 Jahren), Visa-Affäre (keiner schreibt über meine in
Indonesien!) und lerne eine
neue Bedrohung kennen: Feinstaub. Da hat man Tschernobyl, Rinderwahnsinn,
Pershing-Raketen, Atombombenversuche, bleihaltiges Benzin, Hühnergrippe und die DDR
überlebt und nun auch noch das. Zumindest Feinstaub kann mich hier nicht
stören, wir sind weit über 100 km von der nächsten Küste entfernt. Ich
glaube, das sollte reichen. Da wir gestern Abend recht spät abgelegt haben - wen wundert's - finden die
ersten beiden
Tauchgänge am Jessie Beazley Riff
statt, das "auf dem Weg" liegt. Die Untiefe stellt sich heraus als
Sandhaufen, gerade mal für ein Dutzend Kinder mit Spielförmchen ausreichend, der von einem
türkisblauen Oval umgeben ist. Noch überdeutlich sind leider die Spuren
ausufernden Fischens zu sehen, das Korallendach ist an vielen Stellen stark
beschädigt, ein regelrechter Trümmerhaufen, die Wand aber in einigen
Abschnitten (!) überwältigend. Obwohl noch nicht geschützt gibt es viel Fisch,
u.a. wird von einer Tauchgruppe
ein Hammerhai in gut 60 m Tiefe gesichtet, vor zwei Wochen war es sogar ein
kleiner Walhai. Oft herrscht besonders am frühen Morgen eine traumhafte Sicht,
die bis an die physikalische Grenze reicht. Auf
dem weiteren Weg begleiten uns für kurze Zeit Delfine
121, in der Ferne sehen wir einige
Male einen Marlin 74 springen,
unser Boot scheucht immer wieder Fliegende Fische
65 auf. Schließlich erreichen wir nach knapp zwei Stunden weiter zu
Endziel, das sich schon vorher durch etliche Wasservögel
angekündigt hat. Die senkrechten Wände am Südatoll wie bei Ko-ok, T-Wreck (häufig viele Schildkröten), Black Rock (oft
fantastische Sichten von mehr als 35 Metern), unterscheiden sich
nicht sehr stark von denen im
Nordatoll, sind aber meiner subjektiven Auffassung nach die schöneren
Tauchplätze. Die Eiger-Nordwand bei Ko-ok ist ab einer Tiefe von 25 m
mit weißen Weichkorallen vom Typ Nephthy sp. übersäht und gibt ihm ein
schneebedecktes Aussehen. Am Wandfuß in etwa 52 m Tiefe halten sich öfter
Großfische auf, wie z.B. die Chance auf die in den Atollen sehr seltenen
Schwarzspitzen-Riffhaie. An der Südostseite beim Leuchtturm,
dessen Insel ebenfalls nicht betreten werden darf, senkt sich das Dach nur
langsam, die schrägen Abfälle beginnen erst ab ca. 20 m Tiefe und sind flächendeckend mit Sand durchsetzt. Nicht verschwiegen werden sollen die vielen
Dynamittrichter in etlichen Dachabschnitten,
besonders in diesem Gebiet. Dazwischen sieht man immer wieder weite unbeschädigte oder gut
regenerierte Bereiche. Hier ziehen häufig in nur wenigen Metern Tiefe Schulen von 100 -
150 Großaugen-Makrelen
107 ihre beeindruckenden Kreise und es kann mit Gruppen von
großen Barrakudas, einzeln jagenden Dickkopf-Makrelen und
Thunfischen
73
gerechnet werden. Direkt an der südlichen Spitze herrscht
wieder die übliche senkrechte Wand vor, hier hatte eine Tauchgruppe das
Glück Hammerhaie in gut 60 m Tiefe zu sichten. Das ganze Gebiet an der Südspitze
des Atolls bei Delsan Wreck, Triggerfish City und Staghorn
Point zieht gelegentlich auch
den größten aller Fische an, den Walhai. Am 11. Mai 2005, 15.01 Uhr war es
wieder einmal soweit, zugleich meine erste Begegnung. Zwar nur knapp 5 m lang, aber
immerhin, zog er in 25 Tiefe ohne die geringste erkennbare Bewegung wie auf
Gleisen locker unter unserer Gruppe vorbei, ohne dass es uns gelang seine
Geschwindigkeit aufzunehmen. Nach nur einer Minute war das grandiose
Schauspiel vorbei.
Die
Knorpelfische (Chondrichthyes)
waren entwicklungsgeschichtlich die ersten Fische mit Kiefern und paarigen
Flossen. Sie erschienen im Devon (vor ca. 370 bis 270 Mill. Jahren).
Charakteristisch ist das Fehlen von Knochen; sie besitzen also - und daher die
Klassifizierung - ein rein
knorpeliges Skelett. Zu den rezenten Knorpelfischen gehören u.a. Haie, Rochen
und die weniger bekannten Chimären. Als einfaches Unterscheidungsmerkmal zu den
Walen, die immer ihre Schwanzflosse waagerecht tragen, ist sie bei den Walhaien
senkrecht (wie bei den Delfinen). Dadurch reicht die enorme Schwanzflosse oft aus dem Wasser heraus, wenn sich die Tiere an der Wasseroberfläche
aufhalten. Während man die Wale als die Vagabunden der Meere charakterisiert
und die Mantas als deren Nomaden, so
könnte man die Walhaie die Zigeuner der Ozeane nennen. "Ikan hiu bodoh" (Fisch Hai blöder), so nennt der
indonesische Fischer die kaltblütigen Walhaie
43,
vermutlich weil der Planktonfresser so behäbig und langsam erscheint. Seinen
wissenschaftlichen Namen und die erste Beschreibung stammen von Dr. Andrew Smith, der 1828 in
Südafrika / Table Bay ein Exemplar harpunierte.
Damit sind sie die größten Fische überhaupt. Walhaie erreichen ihre riesigen Ausmaße vermutlich in einem über
einhundertjährigen Leben. Ihre dicke Haut ist olivebraun bis dunkel blau-grün mit
gelblich-weißen Tupfern und senkrechten Linien, die an ihren
Flanken in parallelen Reihen verlaufen. Die Augen sind relativ klein. Er
verfügt über zwei Brustflossen in Kiemenhöhe und meistens zwei, manchmal drei Rückenflossen,
die sogenannten Kiele. Die Frage ist aber, ob der Fang wirklich ausschließlich wissenschaftlich
motiviert war. Gerade Taiwanesen, Koreaner und Japaner sind bekannt dafür, dass
sie weltweit das Fleisch aufkaufen und bis zu 7 US$ pro Kilogramm zahlen. Eine Riesensumme für einen
philippinischen oder indonesischen Fischer. Auch die Haut gilt als Leckerbissen.
In Hongkong und auf den Malediven werden besonders der Lebertran und die Flossen
geschätzt.
Siehe auch de.wikipedia.org/wiki/Walhai.
Hatte ich vor einem Monat noch eine
wahnsinnige Sicht von 35+ m am Black
Rock, so sind es nun gerade mal noch 20.
Während des trotzdem schönen Tauchganges nimmt die Strömung langsam aber stetig zu und
bald heißt es einsteigen in den üblichen Tubbataha-D-Zug: gut festhalten und
genießen. Die letzten Minuten wollen wir über
dem recht ordentlichen Dach an der Nordostspitze austauchen, als sich plötzlich die Strömungsrichtung
innerhalb von wenigen Sekunden mehrmals ändert, dann abrupt recht heftige,
wechselnde up- und downstreams erzeugt, um schließlich nur noch eine Richtung zu kennen:
weg vom Riff ins offene Meer. Mein Gedanke
ist dagegen zu halten und auf das Korallendach zu gelangen, was bisher meist hieß dort bessere Verhältnisse
vorzufinden. Nach einer halben Minute breche ich den
Versuch ab und lasse mich treiben. Hier paaren sich gerade zwei Strömungen im
liebestollen Spiel, da hat es keinen Sinn gegen anzukämpfen. Eigentlich gibt es
keinerlei erkennbare Begründung für diese Turbulenzen, so setzen z.B. keine Gezeiten ein. Vielleicht sind es unterschiedliche
Wassertemperaturen oder -salzgehalte, vermutlich aber eher ein Produkt aus den
letzten Lottozahlen in Uruguay und dem Stromverbrauch in Kamtschatka, dividiert
durch die Steuerausfälle in Deutschland, das hier im Sinne der Chaos-Theorie
der auslösende Faktor ist. Der Tauchgang begann bei exzellenten
Bedingungen! Ich kann daher nur nochmals betonen, dass die Tubbataha Atolle den erfahrenen AOW vorbehalten sein
sollten. Einen
versierten Rescue-Diver oder höhere Qualifikationen im Tauchteam zu haben wäre natürlich
wünschenswerter. Zudem ist ein ortskundiges Briefing dringend erforderlich. Besser kann der letzte Tauchgang nicht sein. Kaum im Wasser, so ergießt sich
von der Riffkante kommend minutenlang ein Strom von Hunderten Großaugen-Makrelen
107
einem silbernen Wasserfall gleich den Dropoff hinunter um sich unter mir zu
einem Fluss zu sammeln. Auffallend schwimmen dicht an dicht Pärchen mit je
einem dunkleren Partner - vielleicht verschiedene Geschlechter? Dazwischen
schleichen sich vereinzelte Fische anderen Arten. Einen weiteren
"Wasserfall" demonstrieren kurz darauf die Rainbow Runner, sammeln
sich schließlich vor der Wand und der große Schwarm beginnt mit dem täglichen
Planktonlunch. Mahlzeit! Der Tauchgang neigt sich dem
Ende, wir befinden uns schon an der Riffkante, als plötzlich eine kalte
Strömung aufsteigt. Dies zieht alle an und ich fühle mich wie in einer
riesigen Bouillabaisse: es gilt Fische wegzuräumen, damit man überhaupt was sehen kann. Hätte ich eine Kamera, so würde mir ein Foto gelingen,
auf dem gleichzeitig ein großer Hai, Thunfisch, Napoleon und eine kleine
Schildkröte zu sehen wären. Alternativ könnte ich vier Haie auf einem Bild
anbieten oder ein Dutzend Napoleons oder ... . Bis zur letzten bar-Schmerzgrenze genieße
ich das Schauspiel, dann muss leider Abschied genommen werden. Einzig das
Regenwetter der letzten zwei Tag macht es mir leichter zurückzuwinken, nicht
ohne eine "Auf Wiedersehen unter Wasser" auf den Lippen. Am
Freitag den 13. erreichen wir unbeschadet Puerto Princesa.
Offensichtlich aber doch ein Unglückstag, denn welcher Tag kann schon besser sein als ein
Tag bei den Tubbataha Atolllen? Oder wie Urs es ausdrückt: Ein schlechter Tag
unter Wasser ist allemal besser als ein guter Arbeitstag. Yasmin D. Arquiza / Alan T. White: Tales from Tubbataha Webhosting AUCH für den kleinsten
Geldbeutel:
Waren meine Informationen hilfreich? Die Berichte, Scherze und
Anekdoten gefällig? Dann freue ich mich über eine Weiterempfehlung meiner Seiten und
bitte das © "Nik"Klaus
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zu unterstützen: Entgegen der weit verbreiteten Auffassung alles im Internet
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Bonn, Germany Niks Reiseberichte
Fasten seatbelt ... und dann niks wie weg!
Foto: © simon@firstiwasblind.ch
Aktualisiert: Juni 2007
Verzeichnis aller Reiseberichte
Übersichtsseite Philippinen
Übersichtsseite Palawan
Standort
Das Nordatoll von Tubbataha ist ca. 16 km lang und max. 4.5 km breit, das südliche ca. 5
km lang und max. 3 km breit, beide sind durch einen 8 km breiten Kanal getrennt.
Die Atolle sind durch ein Schwelle von etwa 500 m ü.N.N. verbunden.
Bei beiden weist das Korallendach eine Breite zwischen 200 - 500 auf und fällt
bereits nach wenigen Hundert Metern steil bis auf 1000 m, nur wenig weiter bis auf über 2200 m ab (tiefste Stelle des Sulu Beckens = 7022 m). Beide Atolle
sind durch eine
eingebrochene Caldera (unterirdische Magmakammer eines Vulkans) entstanden, auf deren Rändern sich ein inzwischen knapp
100 m hohes
Kalksteindach durch die winzigen Korallenpolypen im Verlauf Abertausender
Generationen gebildet hat und die erste Steilstufe erzeugt.
Das Riffsystem befindet sich 160 km südöstlich von
Puerto
Princessa (gemessen bis zum Amos Rock) und 130 km südwestlich des Cagayan
Archipels in mitten der Sulu See. Es gibt nur zwei kleinste Inseln, zudem einige Sandbänke bei
Ebbe, ansonsten Wasser soweit das Auge reicht.
Das geschützte Gebiet erstreckt sich von 8°44' - 8°57' Nord und 119°48' - 120°03' und beherbergt im Nordosten
die nur wenige Tausend Quadratmeter große
Vogelinsel. Die einzige weitere "echte"
Insel befindet sich am südlichen Ende des Südatolls und kann einen mit
Solarenergie betriebenen Leuchtturm (von 1980) aufweisen, der aber ein recht schwaches Licht ausstrahlt,
so dass das davor
liegende Wrack eine logische Konsequenz darstellt. Anfang 2005 wurde das nordwestlich
liegende Jessie Beazley Riff, mit einem Durchmesser von
500 m und einer bei Flut 10 m langen und 1 m hohen Sandbank eingegliedert. Ab 2006
war dann auch offiziell Schluss mit der letzten Fischereierlaubnis; seitdem darf
sich die Unterwasserwelt erholen, ist aber bei weitem noch nicht in dem Zustand
wie in Tubattaha.
Auf der südlichen
Sandbank des Nordatolls steht die
permanente, erst im Februar 2000 erbaute Rangerstation, die mit je einer Abordnung der
Parkranger, der
Navy und der Küstenwacht besetzt ist - u.a. um der Korruption vorzubeugen -, die für einen strengen Schutz
garantieren soll. Die Abgeschiedenheit ist
auch ein Grund warum die Besatzung der
spartanisch eingerichteten Station alle 3 Monate ausgetauscht wird. Freiwillig ist kaum
einer hier, die Marine nutzt die entlegene Stätte gerne um dienstrechtliche Vergehen
nach dem Motto "Militärknast oder einsame Insel" zu ahnden.
Heute arbeitet Bebot als Umweltbeauftragter des Sultans von Kotabatu in Mindanao
- der einzige Christ in dem Königshaus, wie er stolz vermerkt. Ich wünsche ihm
auch auf dieser Insel viel Erfolg bei seinen Bemühungen. Damit wird er aber
wohl keine Probleme haben. So kam er, nach seiner Schilderung, zu der Stellung,
indem er die anwesenden Muslims in einem hohen Gremium darauf hinwies, dass sie
ja nicht gerade bekannt wären Schweinefleisch zu essen, sondern eher Fisch
schätzen. Und, so fuhr er fort, was würde es denn wohl zu essen geben, wenn
weiterhin gebombt würde und es in logischer Konsequenz bald keinen Fisch mehr
gäbe? Daraufhin bestellte ihn der Sultan persönlich als Berater.
Zur genaueren Geschichte des Nationalparks: 1987 wurden die beiden Atolle im Quadrat zwischen
Palawan im Norden, den südlichen Sulu-Inseln, den östlich gelegenen Visayas,
sowie im Westen Borneo zu einem Meeresschutzgebiet, 1988 zum Nationalpark
erklärt, 1993 von der UN geadelt und in den Rang eines Weltnaturerbes erhoben. Zu
Beginn wurde er vom
WWF finanziell unterstützt, nun hat er sich selbst zu tragen. Dazu werden 50 $ Eintrittsgeld pro Person
erhoben, die nach
Insideraussagen relativ gut angelegt. Es kamen 2002 immerhin 642, davon gut die
Hälfte Ausländer, Tendenz stark steigend, für mehr als Tausend reicht aber
z.Z. die Kapazität nicht. Die Tauchplätze können aus Wettergründen maximal nur von
Mitte März bis Mitte Juni angefahren werden; Anfang und Ende der Saison sind
von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich, da unvorhersehbar extrem stark
wetterabhängig!
Biodiversität
Wer allerdings ein
unberührtes, intaktes Riff erwartet wird enttäuscht. Vor allem Mitte bis Ende der
1980iger
Jahre wurde in großem Umfang mit
Cyanid und Dynamit und allen anderen illegalen und legalen Fangmethoden
gewildert; nicht nur aber auch von ausländischen Kuttern, die überwiegend aus
China, Vietnam und Korea kamen.
Hinzu kommen Schäden durch Schleppnetze-, -leinen und Anker. Die Folgen sind heute noch unübersehbar, wenngleich große Flächen des
Korallenschutts inzwischen gut überwachsen sind. Allerdings findet man immer
noch deutlich erkennbare Dynamittrichter auf dem Korallendach und an einem (eng
begrenzten) nördlichen Riffabschnitt ein riesiges Trümmerfeld aus Korallen. Die Wände, vor allem in den
tieferen Regionen, haben kaum gelitten. Weißspitzen-Riffhaie
87,
seltener Schwarzspitzen-, Hochsee-Weißspitzen-
161
und Graue Riffhaie
70.
Dafür findet man umso mehr große
Thunfische
73
und Makrelen, Zackenbarsche, Napoleons
60,
Schmuck-Langusten
10
bei fast jedem Tauchgang, überdimensionierte Stachelrochen
158 sind schon seltener, aber nicht
ungewöhnlich. Heimisch fühlen sich hier Eier ablegende Suppen-
56
und Echte Karettschildkröten
55.
Besonders größere Exemplare lassen Taucher sehr nahe heran, insbesondere wenn
sie sich an einer Weichkorallenart regelrecht "anturnen". Schließlich
weist die Statistik noch 483 Fischsorten, 9 Meeressäuger (u.a.
Delfine
121,
122,
Wale, ...), 79 Arten von Algen und 10 Seegrasarten aus. Seltene
Gäste - aber die Chance ist durchaus vorhanden - sind Mantas
44,
Wal-
43, Leopardenhaie
62, Marlins
74 und Schwertfische
89!
Hinzu kommen viele wunderschöne Korallen
aller Gattungen und Arten und eine unüberschaubare Menge von Kleinstlebewesen aus Flora und Fauna.
Wissenschaftlich
werden an Biomasse 20-30 metrische Tonnen pro
Quadratseemeile als allgemeiner Indikator für einen
guten Zustand eines Riffs angenommen. Nach einer Erhebung hat Tubbataha 87.2 zu bieten, auf dem
zweiten Platz der Philippinen findet sich
Puerto Galera
weit abgeschlagen mit 26.24 t wieder. (400 Philippinos verzehren bei täglichem
Fischessen 20 metrische Tonnen im Jahr!)
Komplettiert wird die Inventurliste durch 100 Vogelarten, viele von ihnen nisten auf der nur 300 - 500 m breiten
Insel mit karger Vegetation. Hier ist absolutes Betretungsverbot, es ist das
letzte intakte Seevogelhabitat der ganzen Philippinen. Nur forschende
Wissenschaftler mit einer Bescheinigung der eigenen Universität und einer
Anmeldung im Büro des Nationalparks in Puerto Princesa erhalten eine begrenzte
Sondergenehmigung. Das Gebiet wird vor allem von
der Meeresschwalbe Anous
minutus (White-capped noddy), die Noddiseeschwalbe (Anous stolidus, brown
noddy, bis 40 cm), Rußseeschwalbe (Sterna fuscata, Crested tern),
Eilseeschwalbe (Sterna bergii, Sooty tern, bis 50 cm), und den Brauntölpel
(Sula
leucogaster, Brown booby, bis 70 cm; schwarzer Kopf und Brust mit einem
waagerechten Übergang zu einer weißen Unterseite) bewohnt. Gelegentliche Besucher sind durchziehende
Tölpel, Albatrosse und Lesser's Fregattvögel
(Fregatta ariel).
Tauchboote und -expeditionen
Voraussetzung ist, dass man seetauglich ist, da im offenen Meer teilweise mit
starkem Seegang gerechnet werden muss. Dies betrifft auch das Ankern vor dem
Riff, besonders auf kleineren Booten, Landgänge sind nicht möglich!
Persönliche Dinge (v.a. Sonnenschutzmittel, aber auch an Snacks, Süßigkeiten,
Nikotin usw. denken) müssen mitgebracht werden, an Bord
gibt es auch auf den großen Booten außer Getränken (meist sehr teuer, Tee und Kaffee sind
meist frei.) oft nichts zu kaufen! Eingefleischte
Vegetarier (hi, hi, hi ...) sollten im Vorfeld darauf hinweisen, meist wird
darauf Rücksicht genommen, wenn auch lebendes Grünfutter auf den Philippinen
schlecht zu organisieren sind. Notfalls wird man auf die Seegraswiese geschickt.
Da an Booten keine Schuhe getragen werden, empfehlen sich Badelatschen.
Die letzte Möglichkeit mit einem Mobiltelefon Kontakt aufzunehmen ist etwa 25
km vor der Küste.
In meine Koje der untersten Bretterklasse (Last-minute-Angebot) direkt neben der Maschine komme ich nur in akrobatisch voreingenommener waagerechter Lage hinein, ganze 40 cm Höhe stehen mir zur
Verfügung. Die anderen mit Vorhängen abgeteilten Bereiche im Bug bieten
wesentlich mehr Komfort, den ich 2007 genießen konnte.
Acht, höchstens 10 Gäste finden
Platz, hinzu kommen zwei Diveguides, der Käpt'n und die zwei- bis vierköpfige Crew. Meist herrscht eine muntere Atmosphäre,
der Platzmangel könnte
aber sicher Probleme bringen, wenn sich die Leute nicht verstehen.
Das Essen ist gut und reichlich, ab und an gibt es auch Gerichte aus dem
deutschsprachigen Raum, z.B. Frikadellen mit Kartoffelsalat oder zum Frühstück
manchmal gar richtige Leberwurst! Am vorletzten Morgen präsentieren dann
Urs und Tess ihr über Nacht selbst gebackenes Brot!
Das Briefing ist zu Beginn recht rigide, aber den potentiell
gefährlichen Gegebenheiten
vollkommen angemessen. (Siehe hier und weiter
unten!!) Später heißt es dann nur noch: max. 40 m, 60 min, Wand ist
dort, OK?, runter! 048 433
4709, queenanne@gmx.chEin weiterer Anbieter ist der Schweizer Mark Bratschi der das alte,
bekannte Auslegerboot Moonshadow durch die großzügigere und
äußerst stabil entworfene Dschubba ersetzt hat. Der Name bezieht
sich auf einen Stern im Sternbild des Skorpions. Sie ist etwa 20 x 5 m groß
und ebenfalls 8-10 Personen fasst. Mit seinem 175 PS - Motor erreicht
erreicht das Atoll in 11-13 Stunden. In den 1980iger Jahren
hat Mark ein gutes Jahrzehnt im Süden von Palawan in Rio Tuba gelebt. Zu der Zeit
war sein Vorläuferboot eigentlich ein großer schwimmender Sari-Sari-Store und
Transportkahn für Waren, der auch mehr als einmal dem Zoll ein Schnäppchen
geschlagen hat.
Mit ihm
hat er abgelegene Inseln abgeklappert, was aber keiner nachmachen sollte,
denn hier ist traditionelles Piratengebiet!
Bis dato hilft die ehemalige
"Geschäfts-Freundschaft" in diesem Gebiet bei seinen Touren außerhalb des normalen
touristischen Angebots. info@moonshadow.ch,
www.moonshadow.ch
Die geräumigen
acht AC-Kabinen fassen 2-3 Personen. Es gibt genügend 220 V - Anschlüssen nach
philippinischer und deutscher Norm; Strom rund um die Uhr hat natürlich zur
Folge, dass die ganze Nacht der Generator läuft. Das eigene Bad, dessen Dusche nicht nur das
kostbare Nass im Überfluss spendet, sondern sogar über Heißwasser verfügt,
teilt man sich mit der Nachbarkabine. Eine Meerwasserentsalzungsanlage
schafft gut 100 l / h durch einen kompakten Hochdruckionenaustauscher. Platz ist reichlich vorhanden,
sei es auf dem Sonnendeck, in der großen Sitzecke oder im "Speiseraum" des mit einem
Sonnensegels abgedeckten Oberdecks. Leider sind die Tische zu max. 4 Personen
angeordnet, so dass eine Gruppenstimmung kaum aufkommen kann. In der kleinen Bar
werden gute Rot- und Weißweine angeboten, alle Preise sind allerdings
gepfeffert. Ein kleines Bier 1.50, die Flasche
Wein 15.00, eine Cola 1.00 - wohlgemerkt in €! Wer nicht über genügend Geld aus der Portokasse
verfügt ist also gut beraten sich einzudecken. Dafür gibt es den ganzen Tag
über gekühltes Trinkwasser und
Orangensaft (aus Pulverkonzentrat) kostenlos. Das Essen ist gut, üppig und
reichlich, es werden zwischendurch immer wieder kleine Snacks gereicht.
Pro Tag werden 5 Tauchgänge angeboten, wovon max. 4 genutzt werden dürfen. Für Nitroxtaucher steht eine entsprechende Anlage zur
Verfügung.
Der Charterpreis liegt im oberen Preissegment und lässt sich nicht exakt
angeben, da von der vermittelnden Agentur abhängig und stark schwankend. Die
günstigsten Angebote bekommen Einheimische oder auf den Philippinen
lebende Expats in Manila und Walk-ins vor Ort. Wer sein Lotterieglück
versuchen will muss sich an den Bootsmanager oder Paolo im Moana-Hotel / Puerto Princesa / Palawan wenden. Die besten Chancen hat
man ganz zu Anfang und am Ende der Saison.
Das Briefing ist auf erfahrene, selbständig Tauchende ausgerichtet,
obwohl es auf Wunsch auch geführte Tauchgänge gibt, aber davon geht man nicht
automatisch aus: Wand - OK? - runter - bis in maximal einer Stunde!
(Schiffseigner: luc.heymans@skynet.be)
Künftig werden möglicherweise auch Trips zum
Apo Riff und nach Busuanga / Coron,
vielleicht sogar zu den Spreatly Inseln im Südchinesischen Meer angeboten.Tauchgebiet
Foto: ©
Simon Hefti, Bern / CH
Dadurch ergeben sich viele Situationen, die zu einem Abbruch zwingen - so
bedauerlich dies auch sein mag - aber lebensgefährliches
Abdriften oder Absacken erfolgt schnell und Hilfe aus der Luft oder von der Marine ist nur
ungeheuer schwer zu koordinieren oder gar unmöglich! Dekompressionskammern sind
zudem weit entfernt!
Ein ortskundiges Briefing ist dringend
erforderlich.
Die Tubbataha Atolle sollten den erfahrenen AOW vorbehalten sein. Einen
versierten Rescue-Diver oder höhere Qualifikationen dabei zu haben wäre natürlich noch
empfehlenswerter.
Anfänger sollten sich wenn überhaupt auf den i.d.R. ruhigeren
Zeitraum Mitte April bis Mitte Mai beschränken und im Buddysystem nur mit sehr
erfahrenen Tauchern unter Wasser zu gehen. Nicht ohne Grund musste auf einem
Tauchboote während einer einzigen Fahrt dreimal Sauerstoff verabreicht werden!
Ach ja, und da war dann noch 2006 die Rainbow Worrier von
Greenpeace. Die sind bei der Vogelinsel volle Kanne auf das Riffdach gebrettert.
Der Kapitän war noch am Abend zuvor auf einen Drink im Tom
Tom in PPC. Dort wurde
angeboten, dass gerne jemand mitkommt, um ihm das Gebiet zu zeigen. Aber man ist ja
erfahren, hat supergute, teure Geräte ... . Nun, der Kahn konnte wieder
freigeschleppt werden.Hai-a Safari - Nordatoll
Unterdessen passieren wir Lichter über Lichter. Weit vor der Küste suchen Fischer in kleinen
Booten ihr Glück, denen die Jinn Sulu gelegentlich ausweichen muss. Nach
drei Stunden haben wir auch sie hinter uns gelassen. Nun sind wir alleine, über uns erstreckt sich
ein klarer Sternenhimmel wie ihn in Europa keiner mehr kennt, die Milchstraße
ist glasklar zu sehen, unterhalb des Oriongürtels ist ein verwaschenes Flecken
zu erkennen - vermutlich der Orionnebel -, gerade geht das Sternbild "Kreuz des Südens" am
Horizont auf. Fein dass Urs sich auskennt, er kann mir das leicht zu
verwechselnde "falsche Kreuz des Südens" und das richtige zeigen. Lichtverschmutzung ist hier ein Fremdwort, die Luftverschmutzung
längst hinter uns geblieben, zumal eine steife Brise aus Südost entgegen
kommt. Das Wetter ist zwar immer noch
gut, aber der Wellengang hat enorm zugenommen. Während einige
verzweifelt um den Schlaf ringen, andere mit grünen Gesichtern herumlaufen,
haben Oliver und ich schon längst beschlossen auf natürliche Schlafmittel zurück zu
greifen.
Schon bald führen wir eindeutig die Strichliste an der Bordküchenwand an. Das
Schlingern des Schiffes gleicht unser eigenes weitgehend aus, so dass wir uns
erstaunlich sicher über Bord bewegen, doch schon bald habe ich mir beim
ständigen Gang zum Klo beide
Ellenbogen aufgeschlagen und einige blaue Flecken kassiert. Ich warte förmlich
darauf über Bord zu gehen. Der Bootsbesitzer wird später über
eine abgebrochene Duschstange lamentieren. Sorry!
Urs folgt dem Sternbild des Skorpions in einem 129°-Kurs bei durchschnittlich
12 Seemeilen pro Stunde, zur Sicherheit hat er
noch GPS, Echolot, Radar und Satellitentelefon. Nach 159 km Seestrecke erreichen wir am
nächsten Morgen kurz vor 9 Uhr seine Mooringboje an der Südspitze des
nördlichen Tubbataha Atolls. Soweit das
Auge reicht nur Wasser, von einer weit entfernten Sandbank, auf der die
Rangerstation steht, und der gerade noch zu erahnenden Vogelinsel einmal
abgesehen. Auf dem zweiten Blick ist allerdings ein türkisblauer Streifen
erkennbar, der sich bis zum Horizont erstreckt. Das also ist das weltberühmte
Atoll: welch eine Ernüchterung, zumindest von hier oben sieht es überhaupt
nicht spektakulär aus.
Nur Wasser, im Hintergrund die RangerstationFoto: ©
simon@firstiwasblind.ch
Ein vollkommen dreister Fall wurde von Panagsama
/ Moalboal / Cebu berichtet. Hier
beugte sich ein Fischer über einen erlegten Drücker und wollte ihm nach Art
der Väter durch einen Biss ins Genick töten. In dem Augenblick drehte der
Fisch den Kopf und biss im in die Zunge - und ließ nicht mehr los. Eine üble
Vorstellung mit einem Drückerfisch an der Zunge zum Arzt zu kommen. Der gute
Mann hat es überlebt, seine Zunge war auch noch dran, aber für die darauffolgenden
drei Tage war nur noch Drückerfischsuppe mit dem Strohhalm drin.
Unser heutiger Tauchgang führt uns zum Ende
von dem als Wallstreet bezeichneten Tauchplatz am südwestlichen Nordatolleck
(jetzt haben wir fast alle Himmelsrichtungen durch). Urs
selbst hat eigentlich keinen Namen dafür, er spricht immer nur vom Channel hier, und
dem Channel da hinten. Egal, jedenfalls habe ich noch
nie so viele der grauen Jäger auf einen Schlag gesehen, vermutlich deswegen
Wallstreet. Zu den Knorpelfischen (Chondrichthyes)
gehörend waren sie entwicklungsgeschichtlich die ersten Fische mit Kiefern und paarigen
Flossen und traten erstmals im Devon (vor ca. 370 bis 270 Mill. Jahren) auf.
Charakteristisch ist das Fehlen von Knochen; sie besitzen also - und daher die
Klassifizierung - ein rein
knorpeliges Skelett. Zu den rezenten Knorpelfischen gehören u.a. Haie, Rochen
und die weniger bekannten Chimären.
Apropos Rochen. Die Strömung wird ziemlich stark
und wir tauchen unter heftigem Luftverbrauch kräfteraubend auf das Riffdach und lassen uns
dann gemütlich in der noch immer ordentlichen Drift treiben.
Zunächst halte ich es für eine große schwarze Plastikplane, die sich auf dem Grund
verfangen hat. Als wir näher kommen entpuppt sie sich als ein Stachelrochen 158. Na
und, werden so manche fragen, was ist da Besonderes dran? Nun, deutlich über 2 m
Flügelspannweite, ruhig auf dem Dach in nur 7 m Tiefe dösend, und das auch
noch für die nächsten Stunden, so dass wir ihn beim näxsten Tauchgang abermals zu Gesicht bekommen,
das war schon etwas Besonderes! Auch ein größerer Napoleon gibt bald darauf an
der Riffkante ein neugieriges Stelldichein. Vergessen wir aber nicht die Makros, mit denen das
Riff gesegnet ist. Allerdings finde ich erstaunlicherweise nur ganz selten
Nacktschnecken. Möglicherweise sind hier Nudisten fehl am Platz, vielleicht
liegt das Gebiet schon zu sehr im moslemisch dominierten Süden der Philippinen.
Ziemlich genau an der Nordspitze nennt sich eine Stelle Washing machine
- zu recht! Ist auch ringsherum das Wasser glatt wie ein Kinderpopo, so teilt
sich hier die Strömung vor dem Atoll phasenweise sehr turbulent. Kein Wunder,
dass wir auch hier und entlang der Nordwestseite immer wieder auf Großfische
stoßen, darunter auch eine Delfinschule von etwa zwei Dutzend Tieren - leider
nicht beim Tauchen. Auch an der nordöstlichen Ecke bei
Seafan Alley und Terraces kann man
nicht klagen; alles in allem lohnt eine getrennte Beschreibung nicht, die Wände
sind ziemlich ähnlich allerdings nun wieder fast senkrecht; dies gilt auch für Amos Rock.
Die nächsten Tauchgänge verlaufen etwas
unerfreulicher. Zunächst macht uns auf dem Boot und im Wasser starker
Wellengang zu schaffen - Urs notiert auf seiner Liste einen zerstörten
Plastikstuhl, so langsam mache ich mich bei ihm unbeliebt -, ziemlich ungewöhnlich für diese Zeit, dann müssen wir
immer wieder Tauchgänge abbrechen, weil die Strömung zu stark wird, plötzlich
umschlägt oder droht uns von der Wand in die offene See zu treiben. Zudem ziehen vertikale Strömungen unvermittelt um mehrere Meter hinab oder drängen
an der Wand hinauf. Meist hilft eine Rettung in etwas ruhigeres Wasser auf das
Korallendach, auch direktes Auftauchen ist manchmal erforderlich. Es gibt
aber auch immer wieder ruhigere Abschnitte, allerdings berichtet die parallele
Tauchergruppe, die eine halbe Stunde später an der gleichen Stelle war das
genaue Gegenteil. Tubbataha ist unberechenbar.
Nun habe ich
allerdings offensichtlich alle Sympathien bei Urs verspielt, die sauber und
augenscheinlich fest geknotete Notsignalpfeife ist nicht mehr an meiner BCD, ruht
nun irgendwo auf dem Grunde des Meeres; in Puerto Princesa bin ich ad hoc leider nur
in der Lage ihm einen Spielzeugersatz ostentativ zu übergeben.
Die an der Oberseite schwarz und an
der Unterseite weiß gefärbten Mantas sind weltweit vom Aussterben bedroht.
Dies resultiert zum einen aus dem massiven
Korallen- und
Planktonsterben auf Grund der verstärkten UV-B - Strahlung durch das sich immer
stärker ausweitende Ozonloch. Besonders auf Bora Bora in der Südsee fällt die große Zahl
heimatloser
Schiffshalter 45 auf, die sich in ihrer Not sogar an Taucher anzuheften
versuchen - in einem Gebiet, in dem sich früher Mantas zu Hunderten tummelten.
Weitere Gründe sind die periodischen
El
Niño - Phänomene und ungeklärte Abwässer.
Zudem wird in einigen Gebieten durch den radikalen Fang der
Bestand gefährdet. Z.B. wurde vor der mexikanischen Küste der gesamte Bestand
von fast 3000 Tieren innerhalb weniger Jahren vernichtet, auch weil im
südostasiatischen Raum horrende Preise für die angeblich potenzsteigernde
Wirkung der Mantaflügel gezahlt werden. Derartige Angebote - meist in „gehobenen“
Restaurants - bitte ich mitzuteilen, um diese zum
Boykott namentlich nennen zu können.
Hai Society - Südatoll
18.10 Uhr: Das Boot liegt immer noch am Kai, in 15 - 20 min soll es
ablegen.
18.30 Uhr: Es gibt keine Erklärung, man setzt vermutlich auf Durchhalten.
19.00 Uhr: Aha, wir warteten auf die Küstenwache zum Durchzählen.
19.30 Uhr: Keiner weiß worauf wir jetzt noch warten.
20.00 Uhr: Wir liegen immer noch im Hafen, der Käpt'n muss noch die
Treibstofftanks auffüllen, was er gegenüber dem Bootsmanager angeblich schon
gestern Abend erledigt hat.
21.00 Uhr: Die Tanks scheinen groß zu sein.
21.30 Uhr: Man möge raten wie weit wir gekommen sind. Richtig null Meter.
22.00 Uhr: Ich sehe mich schon wieder in den Pool meines Hotels zurückkehren. Irgendwie kommt mir
eine derartige Geschichte sehr bekannt vor.
22.30 Uhr: Gerade wollte ich in die Kabine und packen, als plötzlich ein Ruck
durch das Schiff geht. Tatsächlich, wir entfernen uns vom Ufer und verfangen
uns auch weder in unserer eigenen Ankerkette noch in der der inzwischen
eingetroffenen riesigen Fähre aus Manila, dessen Rettungsboot wir hätten sein
können.
24 Uhr: Vom Festland ist nichts mehr zu sehen, die See im Gegensatz zu
Anfang April fast unbewegt und zudem gibt es durch die Größe des Bootes
diesmal keine Gefahr Ellenbogen oder Stühle zu demolieren.
Über den Visayas soll ein Tiefdruckgebiet hängen,
was uns gestern Nacht in PPC einen stundenlangen, monsunartigen Regen
brachte und nun einige Wolken beschert, die hier und da die Sicht auf
den ansonsten klaren, mondfreien Himmel verstellen.
Foto: © ingo66@web.de
Obwohl es Berichte von 18 bis 20 m langen Exemplaren gibt, war das
bisher längste gemessene Exemplar 13.7 m lang, der schwerste gewogene hatte ein Gewicht von 36.000 kg.
Foto: © ingo66@web.de (ca. 5 m Länge)
Einmal im Jahr,
in jedem Gebiet zu einer anderen Zeit, findet die
kollektive Korallen"blüte" statt. Dann stellen sie sich an den großen
Riffen ein und fressen in der Regel nachts, wenn der Korallenlaich aufsteigt und zu Tausenden von Tonnen als proteinreiche
Nahrung dicht unter der Oberfläche treibt. In weiteren bevorzugten Gebieten ist
es das vermehrte Auftreten von anderem tierischen Plankton in seiner
vielfältigsten Zusammensetzung.
An der Schnauze befinden sich in zwei Gruben
Riechorgane. Wie sie allerdings letztlich ihre Beute orten können, ist noch
unbekannt.
Die Öffnung des bis zu 2½ m breiten, schmalen und mit Reihen tausender winziger Zähne
besetzten Maules befindet sich nicht unten, sondern vorne. Da er weder kauen
noch beißen kann, saugt er gewaltige Mengen Seewasser an und filtriert zuletzt mit Hilfe
der Kiemenreusen das Plankton, Krill und als Beifang Shrimps, kleine Fische,
Krebse, Quallen und Krabben.
Vermutlich war sogar in der Legende von
"Jonas und dem
Wal" ein Walhai aktiv. Es wurde schon beobachtet, dass sie unverdauliche
große Gegenstände, wie eine versehentlich verschluckte Planke, wieder
ausspeien. Ermöglicht wird ihnen dies durch einen Magen, der wie der Finger
eines Handschuhs ausgestülpt werden kann.
Ein wissenschaftliches Projekt (2004) hat einen weiblichen Walhai mit einem
Sender ausgerüstet und festgestellt, dass sie innerhalb von 6 Monaten von den
Seychellen bis unter das Kap der Guten Hoffnung 4600 km zurücklegte. Allerdings
sind die Migrationswege wie auch das Paarungsverhalten und die Geburtenhäufigkeit nur ansatzweise bekannt. Bis zur Geschlechtsreife benötigen die Tiere
vermutlich dreißig Jahre.
Die keineswegs scheuen und friedlichen Giganten gebären lebende Junge, wie die meisten anderen Haiarten auch.
Die befruchteten Eier entwickeln sich im Uterus und verlassen ihn in einer Art zweiten Geburt, wenn die Entwicklung abgeschlossen
ist.
Der Fund eines Eies mit eine Größe von circa 30 mal 14 cm im Jahr 1953 im
Golf von Mexiko schien die Vermutung zu bestätigen, dass Walhaie zu den
eierlegenden Haiarten zu rechnen seien. Erst der Fang eines schwangeren
Weibchens 1995 vor Taiwan und die wissenschaftliche Untersuchung dieses
Exemplars ergab, dass Walhaie bis zu 300 lebende Junge gebären können.
Bemüht auf fünf Meter den Saftystop einzuhalten, finde ich mich mit meinem Buddy Simon plötzlich
auf 10 m wieder, das Ganze spielt sich in wenigen Sekunden ab. Andere berichten
später, dass sie in kurzer Zeit um gute 15 m herabgerissen (nicht gezogen!)
wurden. Eine richtig große Waschmaschine! In weiter Umgebung - es sind inzwischen
drei Tauchgruppen bzw. die Reste davon versammelt - purzelt alles quer durch-, unter- und übereinander
in einem chthonischen Tanz und wird in alle
Richtungen verblasen. Tauchpartner, die eng zusammen waren, sind nun Dutzende
von Metern getrennt. Ein Pärchen versucht sich am Mooringseil, ist aber
nicht in der Lage sich dort zu halten!
Simon und ich bleiben mit etwas Aufwand zusammen und wir versuchen die letzten
drei Minuten den Saftystop einzuhalten,
als plötzlich dicht hinter mir eine undurchdringliche weiße Wand auftaucht. Winzige
Luftblasen, allerlei treibendes Material driftet auf uns zu bzw. wir auf sie. Mein
einziger Gedanke ist nur noch: Abstand gewinnen und hinaus ins blaue Wasser, gegen die Strömungsrichtung, der
Rest kann nichts Gutes bedeuten. Wir halten uns inzwischen gegenseitig am
Oberarm, so dass jeder den Computer gut ablesen kann und alle Blickrichtungen
abgedeckt sind. Auf die Art gelingt es einigermaßen die Höhe zu halten, wenn
auch immer wieder heftige up- und downstreams uns zu einem wilden Hantieren mit dem
Inflator zwingen. Der Unterwassertornado zieht uns weiter wie gravitativ an. Ich
beschließe den Saftystop abzubrechen, gebe Simon eindringendliche Auftauchzeichen
und steige ob der widrigen Bedingungen
viel zu rasch auf. Das Luftablassen im plötzlich schwächer werdenden Sog dauert einfach zu lange und trotz
Gegenmaßnahmen steigt meine Geschwindigkeit stetig ... bis ich zwei Meter unter der Oberfläche abrupt
stoppe. Nicht dass ich dies erreicht hätte! Ab hier
gelingt es dann endlich kontrolliert aufzusteigen.
Das erste was ich sehe, ist
um mich herum eine Wasseroberfläche wie in einem brodelnden Kochtopf. Es zeigen
sich immer wieder temporäre sehr starke große und kleinere Strudel,
aufsteigendes Wasser bildet regelrechte nach oben gewölbte "Ausbeulungen", an etlichen
Stellen schäumt es, andere sind vorübergehend vollkommen glatt. Ein Areal von
vielleicht 200x400 m ist betroffen. Mit etwas Mühe kann ich das Dingi erreichen,
meine Ausrüstung übergeben und an Bord klettern. Das Boot tanzt wie ein
Spielzeugball in widerstrebenden Richtungen. Weit verstreut treiben oder
tauchen nach und nach auch alle anderen auf und werden sukzessive, teilweise
leicht derangiert aufgenommen;
die Bootsmänner wissen gar nicht mehr, wer als nächster dran sein soll.
Etwas dramatisch wird es, als zwei Französinnen zusteigen wollen. In dem Moment
als sie den Bootsrand ergreifen, werden sie von einem kleinen aber
heftigen abwärts gerichteten Strudeltrichter ergriffen,
mehrfach im Kreis herumgewirbelt und vom Boot fortgetrieben. In ihrer
aufkommenden Kopflosigkeit denken sie gar nicht daran, die Westen aufzublasen. Dem umsichtigen
Bootsmann, der ein Tau zuwirft, ist es zu verdanken, dass keine größere Panik
ausbricht.
Inmitten dieses Hexenkessels vollführt plötzlich eine Gruppe von Delfinen
lustvolle Luftsprünge. Denen scheint es hier prima zu gefallen,
ganz offensichtlich genießen sie die Turbulenzen, finden vermutlich mit dem ein
oder anderen desorientierten Fisch noch einen kleinen Snack. Ich wundere mich
nicht, ich beneide sie nicht, sondern bin demütig wie sie uns zeigen wie fremd,
zerbrechlich und gefährdet der Mensch unter Wasser mit seiner
Hightec-Ausrüstung, Ausbildung und trotz einiger Erfahrung eigentlich ist.
Das anschließende Debriefing mit meinem Partner und anderen TeilnehmerInnen dauert recht lange und soll noch die nächsten
Tage anhalten. Im Großen und Ganzen hat unser Buddysystem recht überlegt gehandelt - von
kleinen Fehleinschätzungen abgesehen. In Zukunft beschließen wir in einer derartigen
Situation uns früher zu koppeln, notfalls auf den Saftystop zu verzichten (wir
hielten uns schon seit über 10 min in 10 - 7 m Tiefe auf, es stand keine Deko
an) und uns über Wasser
in Sicherheit zu bringen.
Foto: © simon@firstiwasblind.ch
Literatur
Natural history, resource use and conservation.
2. Auflage, 1999
ISBN 971-569-337-7
Ich verweise auf die
viel besser informierten Länderforen / -boards und Reisehandbücher.
Anfragen zu Verlinkungen u.ä. Anliegen werde ich mit Sicherheit nicht mehr
beantworten!
können jedoch gerne Aktualisierungen,
Fehlerkorrekturen und konstruktive Anregungen gemailt werden.
Ich werde, je nach Gesundheitszustand, versuchen sie einzupflegen. Bitte
gleichzeitig mitteilen, wer keine Namensnennung wünscht.
Bei Zuschriften bitte folgende Wünsche beachten:
ohne vorherige Absprache, u.a. wg. Virengefahr!