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Allgemeine Informationen zu Sumatra
von Simon Höneß, Mainz

1 DER SÜDEN SUMATRAS - SUMATRA SELATAN (Sumsel)

1.1 Routenvorschläge

2 Verkehrsmittel

2.1 Fernverkehr

2.1.1 Schiff

2.1.2 Flugzeug

2.1.3 Zug

2.1.4 Fernbusse

2.2 Nahverkehr

2.2.1 Bemo, Colt, Hijang

2.3 Stadtverkehr

2.3.1 Busse

2.3.2 Becak (Fahrradkutsche), Becak Mesin (Mofakutsche), Dokar (Pferdekutsche)

2.3.3 Taxi

3 Foto und Video

4 Einkaufen/Souvenirs

5 Sprache

6 Gesundheit

6.1 Allgemeines

6.2 Krankenversicherung

7 Verhaltenstips

8 Sicherheit

9 Kunst

9.1 Architektur

9.2 Textilien

9.3 Tänze

9.4 Musik

9.5 Holzschnitzereien

9.6 Schmuck

10 SPECIALS

10.1 Die tägliche Angst auf dem Beifahrersitz

10.2 Danau Dendam Tak Sudah - See der endlosen Rache

11 Autorenvorstellung


1 DER SÜDEN SUMATRAS - SUMATRA SELATAN (Sumsel)

Der südlich der Linie Padang - Pekanbaru liegende Bereich Sumatras ist der touristisch am wenigsten erschlossene Teil der Insel. Dies bietet einige Schwierigkeiten, andererseits aber auch Chancen. Schwieriger als in erschlossenen Gebieten ist bestimmt das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, da zum einen die Straßen, zum anderen aber auch die Verkehrsmittel selbst von schlechterer Qualität sind. Gerade zu "touristisch interessanten" Ausflugszielen fährt oft gar nichts, da es von den Einheimischen als solches oftmals noch gar nicht erkannt worden ist. Auch die Hotelsuche gestaltet sich oft schwieriger, da man auf Touristen nicht eingestellt ist und nur billigste Fernfahrerunterkünfte vorhanden sind (ein mitgebrachtes Leintuch wirkt Wunder bei dem Anblick einer 30 Jahre alten und niemals gewaschenen Matratze). Ganz wichtig in dieser Gegend ist ein Grundwortschatz in Bahasa Indonesia, da außer in den größeren Städten Bandar Lampung, Bengkulu und in den östlichen Ölstädten kaum jemand des Englischen mächtig ist. Aber auch ohne Bahasa Indonesia wird man natürlich nicht verhungern oder auf der Straße schlafen müssen. Mißverständnisse sind jedoch vorprogrammiert und erschweren die Reise unnötig. Mit einigen Brocken Bahasa Indonesia wird man seine Wünsche nicht nur klarer äußern, sondern auch den Leuten gegenüber ein echtes Interesse an ihnen und ihrem Land bekunden können, so daß diese wiederum wesentlich aufgeschlossener und damit hilfsbereiter sein werden.

Wenn man über diese Schwierigkeiten bzgl. Transport, Unterkunft und Sprache locker hinwegsehen kann, europäische Erwartungshaltungen zurücksteckt und die Sinne für das Neue öffnet, wird man hier bestimmt faszinierende Augenblicke erleben - abseits von Souvenir-Ständen, betonierten Ausblicksplattformen, organisierten Schnellabfertigungstouren, überfüllten Höhlen und europäischen Hotelenklaven.

1.1 Routenvorschläge

Da die östlichen Städte Pekanbaru, Jambi und Palembang touristisch nicht viel bieten und für die meisten daher nur Transitstationen von oder nach Malaysia/Singapur sein werden, seien sie aus der Routenplanung ausgeklammert.

Die eigentlich interessante Strecke liegt zwischen Padang in Zentralsumatra und Bandar Lampung im Südzipfel mit der Fährverbindung nach Java. Wer diese Strecke möglichst schnell und ohne Aufenthalte durchqueren möchte, wird wohl mit einem Tourist-Express-Bus in ca. 35 Stunden über den Trans-Sumatra-Highway via Bangko - Lahat - Kotabumi brausen. Wer jedoch mehr sehen und erleben möchte, nimmt die Straße entlang der Westküste, die in weiten Teilen der Qualität des Highways in nichts nachsteht.

Von Padang aus wird man wohl zuerst nach Sungaipenuh fahren, wo einen in herrlich kühlem Bergklima der See Danau Kerinci und auch der höchste Berg Sumatras Gunung Kerinci erwarten, die man am besten von dem kleinen Ort Kersik Tua aus erreicht. Dieser noch etwas höher, inmitten von unendlich weiten grünen Teeplantagen gelegene Ort ist Ausgangspunkt für erfrischende Wanderungen.

Von Sungaipenuh aus geht's dann weiter zur Hafenstadt Bengkulu, wo noch ein gut erhaltenes englisches Fort von der Besatzungszeit zeugt. In der Umgebung gibt es kilometerlange weiße Sandstrände und einige Reservate, in denen man nach der Rafflesia Arnoldi suchen kann. Außerdem lohnt ein Besuch bei Miss Hilda im Wisma Balai Buntar, um ihren fesselnden und amüsanten Geschichten zu lauschen.

Hier wendet sich die Route schließlich ins Landesinnere vorbei am See Dendam Tak Sudah nach Curup, der wahrscheinlich saubersten Stadt Sumatras. Wer keine Zeit für die schön angelegten heißen Quellen oder den beeindruckenden Wasserfall hat, fährt gleich weiter Richtung Norden nach Muara Aman, Ausgangspunkt für herrliche Wanderungen zu alten Goldminen oder den See Danau Tes entlang.

Auf dem Rückweg nach Bengkulu kann man auf halbem Wege in Kepahiang den Bus wechseln, um nach Pagar Alam zu gelangen. Attraktionen sind dort die in der Landschaft verstreuten, Jahrtausende alten Megalithsteine, die man in der weiten Hochebene erwandern kann.

Für die Weiterreise hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man will schnell nach Jakarta und wählt deshalb die Variante über Lahat, um von dort den Zug (über Perabumulih) oder den Direktbus zu nehmen, oder man fährt zurück zur Küste nach Manna. Über den Zustand der direkten Verbindungsstraße über Tanjungsakti und Lubuktapi gibt es widersprüchliche Aussagen, so daß einem im Falle des Falles nur eine lange Wanderung oder die Variante bleibt, sich noch mal den grandiosen Nationalpark vom Bus nach Bengkulu aus zu betrachten (vielleicht ist Pagar Alam gerade wegen dieser abgeschiedenen Lage vom Tourismus weitestgehend unberührt geblieben).

Entlang der eindrucksvollen Küste, teilweise durch unglaublich grünen Dschungel, geht's dann weiter nach Manna und Bintuhan. Diese beiden Kleinststädtchen sind umgeben von unberührten weißen Sandstränden, wo man nur leider wegen der meist extremen Strömung und ebensolchen Wellen selten ins Wasser kann - außer man surft; und das tun kleine Gruppen von unentwegten Australiern schon seit Jahren mit Begeisterung.

Gleiches gilt für Krui, dem nächsten, jedoch etwas größeren Ort auf dem Weg nach Süden. Von hier aus geht's dann wieder ins Landesinnere über Liwa und Simpangsender nach Banding Agung am See Danau Ranau mit seiner kleinen Insel Pulau Mariza. Wer vom See genug hat, kann entweder den Gunung Seminung besteigen oder über Pillar ins Dörfchen Gunung Raya am Fuße des gleichnamigen Berges fahren. Der Boß des Forstamtes Pak Akromi freut sich über Besucher und organisiert gerne Ein-Tages-Touren in den Dschungel, zum Angeln oder Elefantensuchen.

Via Liwa und Kotabumi geht's dann nach Bandar Lampung, das wahrscheinlich für die meisten nur Transitort sein wird auf dem Weg nach Bakauheni, dem Abfahrtsort der Fähre nach Java. Allerdings kann man von Bandar Lampung aus auch einen Abstecher machen nach Way Kambas zum Elefanten-Trainings-Center.

2 Verkehrsmittel

2.1 Fernverkehr

2.1.1 Schiff

Wirklich gut und zuverlässig sind die modernen Passagierschiffe der staatlichen Gesellschaft Pelni. Diese in Deutschland gebauten Schiffe genügen den internationalen Sicherheitsstandards und sind, sofern man ein wenig Zeit hat, eine gute und preisgünstige Alternative zu den Flügen, um von Insel zu Insel zu gelangen. Darüber hinaus sind sie offensichtlich auch das einzige pünktliche indonesische Verkehrsmittel. Da zu den bisher 15 Schiffen noch weitere hinzukommen sollen und die Routenplanung bisher noch nicht endgültig abgeschlossen ist, kann hier über genaue Abfahrtszeiten keine verläßliche Auskunft gegeben werden. Am besten man besorgt sich bei einem guten Reisebüro oder in den Hafenstädten (Medan/Belawan, Padang, Dumai) selbst einen aktuellen, immer für ein Jahr gültigen Plan ("Ada Kantor Pelni disini?" - „Gibt es Büro Pelni hier?“, oder: "Ada daftar keberangkatan Pelni disini?" - „Gibt es Plan Abfahrt Pelni hier?“).

Fast alle anderen Schiffsverbindungen sind kleine Abenteuer. Wenn man jedoch die eigenen Ansprüche an Pünktlichkeit, Sicherheit und Komfort vollkommen reduziert, wird man auch hier entspannte Momente erleben, in denen man, beruhigt durch das mehr oder minder gleichförmige Getucker der Dieselmotoren, diese gemächliche Weise des Reisens genießen kann.

2.1.2 Flugzeug

Die Fluggesellschaften Garuda (GA), Merpati (MZ), Mandala (MDL), Bouraq (BO), SMAC und Sempati (SG) sind jeweils für verschiedene Bezirke in Indonesien zuständig. Es ist jedoch unnötig, sich davon weiter verwirren zu lassen, da die entsprechenden Travell-Agencies über den jeweiligen Anbieter in der gewünschten Region Auskunft geben können.

Manchmal wird die Freigepäcksgrenze von nur 10 kg in den kleinen Maschinen auf Kurzstrecken zum Problem - vorher informieren!

Besonders bei der Heimreise ist es wichtig, daß man noch genügend Rupiah für die Flughafensteuer übrig hat (internationale Flüge bis 28.000 Rp, nationale Flüge bis 12.000 Rp).

2.1.3 Zug

Es ein Eisenbahnnetz zu nennen, wäre wohl etwas übertrieben. Aber die wenigen bestehenden Verbindungen stellen eine angenehme Abwechslung zum schaukelnden und rasenden Überlandbus dar; eine Erfahrung, die man sich jedoch nicht entgehen lassen sollte. Passagierzüge verkehren auf den Strecken Palembang - Bandar Lampung (Panjang), Palembang - Lubuklinggau, Medan - Tanjung Balai, Pematang Siantar - Rantauprapat. Jeder Zug hat ein anderes Preisgefüge bzgl. der verschiedenen Klassen. Empfehlenswert, jedoch nur in den teuren Zügen möglich, ist eine Platzreservierung, da das stundenlange Fahren mit Tuchfühlung wahrscheinlich nicht jedermanns Sache ist.

2.1.4 Fernbusse

Die meisten Traveller greifen gewöhnlich auf diese Fortbewegungsmöglichkeit zurück, da sie mit Abstand die günstigste und einfachste ist. Die verschiedenen Firmen bieten in unterschiedlichen Busklassen alle möglichen Servicevarianten an (AC, Liegesitze, Verpflegung), so daß sich bei langen Reisen das vorherige Begutachten der Busse und ein Preisvergleich lohnen. Dabei kann man auch gleich die Sitzplätze mit der größten Beinfreiheit auskundschaften, was für so manchen Europäer ein entscheidender Komfortfaktor in den für kleine Menschen konzipierten Bussen darstellt. Sollte es tatsächlich erforderlich sein, das Gepäck auf dem Dach zu deponieren, sollte es mit kleinen Vorhängeschlössern verschlossen und am Gestänge befestigt sein. Besser ist es jedoch, einen weiteren Sitzplatz nur fürs Gepäck zu buchen, da auf dem Dach oft zwielichtige Gestalten mitfahren.

Sollte der Bus nicht über einen Dachgepäckträger verfügen, kann es geschehen, daß man für sein eigenes Gepäck (falls es einen ganzen Sitzplatz beansprucht) den Fahrpreis für eine Person entrichten muß.

Wenn man dann endlich sitzt, das Gepäck neben sich hat, die Beine in die Mitte streckt, den Liegesitz in die Horizontale bringt und die Augen in Erwartung einer 15-stündigen Nachtfahrt genüßlich schließt ... dann kommt die allgegenwärtige, aus übersteuerten Lautsprechern dröhnende "Musik"! Ohrenstöpsel sollten zur Standardausrüstung eines jedweden Indonesienreisenden gehören!!!

2.2 Nahverkehr

2.2.1 Bemo, Colt, Hijang

Nahverkehr heißt hier einerseits die Verbindung zwischen kleinen Dörfern, andererseits aber auch die zwischen Stadtteilen innerhalb größerer Städte. Die Fahrzeuge, die unterschiedlichste Qualität und Ausstattung haben können, pendeln zwar gewöhnlich zwischen festgelegten Punkten, sind dazwischen jedoch überall mit der berühmten, nach unten zeigenden und winkenden Handfläche anzuhalten. An Terminals geht die Fahrt meistens erst dann los, wenn das Fahrzeug voll ist (die Anzahl der Fahrgäste, die dieses Urteil zuläßt, hängt von Ort, Verbindungshäufigkeit und vor allem der alles entscheidenden Laune des Fahrers ab). Fahrpreise sind nach ähnlichen Kriterien variabel und werden gerade auch bei Ausländern gerne nach oben hin korrigiert. Wenn man als grundsätzlich zu den Reichen zählender Ausländer zu pingelig darauf reagiert, verliert man gewaltig an Ansehen. Um sich eine grobe Preisorientierung zu verschaffen, kann man im voraus andere wartende Fahrgäste oder die oft an Terminals stehenden Polizisten befragen. Wichtig ist auch, darauf zu achten, daß das Fahrzeug nach dem Austeigen aller anderen Fahrgäste und der Frage, wo man denn nun hin wolle, sich nicht plötzlich und ungefragt in ein Chartermobil verwandelt ("Masih mobil umum? Saya tidak mau mencarter!" - Noch Auto öffentlich? Ich nicht möchten chartern!“).

Strecken, die nicht allzu häufig von Fahrgästen in Anspruch genommen werden, werden öfter nur von Ojeks (Motorradtaxis) versorgt.

2.3 Stadtverkehr

2.3.1 Busse

In größeren Städten gibt es Stadtbusse auf festgelegten Routen. Wenn man nicht länger in einer Stadt bleibt, hat man meist keine Chance, das System zu durchschauen, weshalb man wohl auf die individuelleren Möglichkeiten zurückgreifen sollte:

2.3.2 Becak (Fahrradkutsche), Becak Mesin (Mofakutsche), Dokar (Pferdekutsche)

All diese Beförderungsmittel haben keinen festgelegten Fahrpreis. Dieser hängt ab von Straßenzustand, evtl. Steigungen, einzukalkulierenden Leerrückfahrten, Tierbeteiligung (Futter), Uhrzeit und Verhalten des Reisenden. Am besten liegt man im Preis, wenn man ohne großes Fragen und Handeln einfach in das am Straßenrand wartende Gefährt einsteigt und sein Ziel nennt. Wer dann am Ziel mit größtmöglicher Selbstverständlichkeit dem Fahrer pro Kilometer 1.500 Rp in die Hand drückt, hat einen für Touristen angemessenen, leicht erhöhten Fahrpreis bezahlt - man wird selten Probleme bekommen. Die Alternative besteht im Handeln vor der Abfahrt - das immer gleiche Spiel von Frage - Antwort - Weggehen - Wiederkommen ...

2.3.3 Taxi

Diese gibt es nur in größeren Städten. Die Fahrer versuchen meist, mit Touristen einen überhöhten Pauschalpreis zu vereinbaren. Sofern ein Taxameter (Argo) vorhanden ist, sollte man auf dessen Benutzung bestehen ("Pakai Argo!" - „Unter Verwendung von Taxameter!“ ). Die Einschaltgebühr beträgt 800-1.300 Rp, je nach Stadt inklusive des ersten Kilometers. Jeder weitere kostet 400-600 Rp. Zwischen Flughäfen und City existieren meist sogenannte Coupon-Taxen, deren festgelegten Preis man an einem Stand bezahlt und dann mit dem ausgehändigten Coupon die Taxe besteigt.

3 Foto und Video

Die Zeit, in der Menschen Angst hatten, fotografiert zu werden, da sie die Apparate nicht kannten, sind wohl endgültig vorbei (zumindest in Sumatra, wo es keine unentdeckten Gebiete mehr gibt). Der Wille jedoch, nicht fotografiert zu werden, existiert in Sumatra genau wie in Europa bei genügend Menschen. Wer Menschen aus der Nähe aufnehmen möchte, sollte immer um deren Erlaubnis fragen ("Boleh Foto?" - „Erlaubt Foto?“). Besonders schwierig ist es, wenn man zu diesen Menschen vorher keinerlei Beziehung aufgebaut hat, also nur deren Äußeres und den gewünschten Schnappschuß im Auge hat. Hier gilt: Lieber zuviel Zurückhaltung als zu wenig; lieber ein Foto weniger als eins mehr! Wenn man die Menschen jedoch freundlich, womöglich sogar auf Indonesisch anspricht, wird einem selten ein Foto verwehrt werden. Oft sogar sind gerade Kinder ganz wild darauf, fotografiert zu werden. Versprechungen, später Abzüge an die betreffende Person zu schicken, sollte man selbstverständlich peinlichst einhalten.

In Tempeln oder Museen besteht oft entweder komplettes Foto- und Filmverbot, oder es wird eine Gebühr verlangt. Nicht aufregen - immerhin wird das Geld normalerweise zum Erhalt dessen benutzt, was auch noch andere in einem fotografierenswerten Zustand antreffen wollen.

Videocassetten gibt's in allen großen Städten, Filme fast überall zu kaufen. Man weiß jedoch nie genau, wie lange und auf welche Art diese gelagert wurden. Da Markenfabrikate zudem noch geringfügig teurer sind als bei uns, empfiehlt es sich, genügend Vorrat von Zuhause mitzunehmen. Man sollte sie vor direkter Sonneneinstrahlung schützen (in der Mitte des Gepäcks verstauen), nicht über den Motorblock in den Bussen abstellen und evtl. zum Schutz vor der hohen Luftfeuchtigkeit (95%) ein Päckchen Feuchtigkeit resorbierendes Gel (Fachhandel!) beilegen. Wer den Röntgengeräten an den Flughäfen nicht traut, kann sein Gepäck (zumindest die Fototasche) von Hand prüfen lassen.

Die für den Betrieb automatischer Kamera nötigen starken Lithium-Batterien sind in ganz Indonesien nur schwer zu bekommen.

4 Einkaufen/Souvenirs

Eine banale Feststellung vorweg: Alles, was man unterwegs kauft, muß man auch transportieren!!!

Es gibt verschiedene Auswege aus dem aus der Nichtbeachtung der voranstehenden Feststellung resultierenden Dilemma: Man kauft in den Zentren, wo man gewöhnlich zu etwas höheren Preisen alle möglichen Souvenirs aus den umliegenden Gegenden erstehen kann und schickt die Dinge dann per Post heim (siehe Kapitel „Post“); man unterdrückt die typisch europäische Kauflust und wendet sich den anderen Faszinationen des Landes zu.

Definitiv unterdrücken sollte man den Wunsch nach aus Tropenholz oder Elfenbein gefertigten Gegenständen, Korallen, Fischen oder geschützten Tieren, Religions- und Altertumsschätzen!!!

Ansonsten gilt beim Kaufen immer (außer in modernen Großkaufhäusern): Handeln, Handeln, Handeln! Nicht des Preises wegen. Des Spieles wegen! - Es ist ein gesellschaftlich etablierter Vorgang. Wer versucht, sich dem zu entziehen, schließt sich aus und wird forthin nicht mehr ernst genommen. Gerade als Neuling jedoch wird man anfänglich Schwierigkeiten haben, ein angemessenes Einstiegsangebot zu machen, das der Händler ernst nimmt, bzw. das erste Angebot des Händlers einschätzen zu können (je entlegener die Gegend, desto realistischer wird das Händlerangebot normalerweise sein). Am besten bekommt man eine Ahnung von einem realistischen Preis, indem man in einem anderen Laden nebenan für ein ähnliches Produkt mal "probehandelt". Wenn der Händler sich dort brüskiert abwendet, weiß man, daß man zu hoch bzw. zu niedrig gepokert hat. Im eigentlichen Laden kann man dann zumindest realistischer einsteigen.

Gerade bei Touristen versuchen es die Händler oft mit Phantasiepreisen. Während Indonesier unter sich um etwa 10% feilschen, werden bei Touris in ländlichen Gebieten etwa 100%, in Städten bis zu 400% auf den üblichen Preis aufgeschlagen. Eines gilt aber immer: FREUNDLICH BLEIBEN!

5 Sprache

Nachdem 1945 die Unabhängigkeit der Freien Indonesischen Republik proklamiert worden war, wurde eine, den mehr als 250 in Indonesien existierenden eigenständigen Sprachen übergeordnete, einheitliche Schul- und Amtssprache notwendig - Bahasa Indonesia. Als Grundlage zur Bildung des Bahasa Indonesia diente zum einen das als Handelssprache gebräuchliche Bazar-Malaiisch und zum anderen das, wegen seiner gewählten Ausdrucksformen, als Schriftsprache verwendete Riau-Malaiisch. Bis zum heutigen Tage haben jedoch Dialektismen, Regionalismen sowie englische und holländische Lehnworte weiter großen Einfluß auf die Sprache. Die hierin begründete große Wandlungsfähigkeit der Sprache erstreckt sich auch auf die syntaktischen Regeln, aus denen nicht immer eindeutige Formen abgeleitet werden können. Dies jedoch ist für Ausländer, die diese Sprache erlernen wollen und erste stotternde Sprachversuche in Indonesien wagen, eher ein glücklicher Umstand, da Indonesier einem nicht das Gefühl geben, etwas falsch ausgedrückt zu haben. Sie verfallen wegen der eh nicht ganz festgelegten Sprachformen eher auf den Gedanken: "Aha, so könnte man es auch sagen!" - vorausgesetzt, sie haben einen verstanden.

Auffallend ungewohnt für uns ist das Fehlen der Hilfsverben "sein" und "haben", die ersatzlos wegfallen (ich hungrig - saya lapar). Genauso entfällt die Beugung der Verben (ich esse - saya makan; du ißt - kamu makan) und der Substantive. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schlagen sich nicht in einer Verbform nieder, sondern werden lediglich durch vor- oder nachstellen eines Signalwortes gebildet. Dies aber nur dann, wenn sich die beschriebene Zeit nicht sowieso schon aus dem Zusammenhang erkennen läßt (Vergangenheit: tadi, sudah; Zukunft: akan).

Insgesamt gesehen entsteht dadurch, daß man also ein Wort nicht in verschiedenen Variationen auswendig lernen muß, sondern einfach mit anderen kombiniert, der Eindruck, daß man es mit einer einfachen Sprache zu tun hat.

Was die alltägliche Verständigung auf der Straße anbelangt, stimmt dies auch. Man kann mit kleinstem Lernaufwand und mit ungefähr 100-200 Worten große Erfolgserlebnisse erzielen und wird bedeutend freundlicher aufgenommen. Offizielle Texte jedoch (Zeitung, Nachrichten, Hinweisschilder o.ä.) sind mit allerlei sprachlichen Finessen versehen.

Englisch wird auf Sumatra nur in den Touristenzentren Bukittinggi und Bukit Lawang gesprochen und verstanden. Außerhalb dieser Städte muß man schon großes Glück haben, um selbst auf einfachste Fragen ("Where is ..." und "How much ...") Antworten zu bekommen, die mehr Information besitzen als ein fragend blickendes Gesicht.

Allen Indonesienreisenden sei daher wärmstens geraten, sich zumindest mit den Grundlagen von Bahasa Indonesia vertraut zu machen. Das Reisen wird dadurch um einiges einfacher und spaßiger!

Das Buch "Kauderwelsch" von Gunda Urban aus den Know-How-Verlag hilft hervorragend bei den ersten Lernschritten, und auch Fortgeschrittene können in ihm noch so einiges entdecken.

6 Gesundheit

6.1 Allgemeines

Es ist bestimmt wichtig, sich über mögliche Gefahren und die deren Prävention Gedanken zu machen. Aber genauso gilt, daß, wer ständig Angst hat, seinen Urlaubsspaß erheblich schmälert und womöglich aufgrund des selbstgemachten Psychostreß' anfälliger für Infektionen wird. Keine Frage - es gibt teilweise uns unbekannte Krankheiten in Indonesien. Aber man sollte vor einer Reise mit sich selbst ins Reine kommen, ob man das Risiko grundsätzlich eingehen oder doch lieber zu Hause bleiben will. Die ständige Frage an jeden, einem begegnenden Traveller "Was nimmst du gegen Malaria?" und die regelmäßig darauf folgenden Horrorstories "Ich kannte mal einen ..." helfen niemandem weiter.

6.2 Krankenversicherung

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen nicht die Kosten für medizinische Behandlung in Ländern, mit denen kein entsprechendes Abkommen besteht (wozu auch Indonesien gehört). Einige private Krankenversicherungen übernehmen die entstandenen Kosten in voller, einige in anteiliger Höhe.

Man kann eine extra Reisekrankenversicherung für jährlich ca. 16,- DM bei verschiedenen Sparkassen und Banken (z.B. R+V bei Volksbanken ...) abschließen. Diese Versicherung gilt für Reisen, die nicht länger als 50 Tage dauern. Für längere Reisen zahlt man pro Verlängerungstag ca. 2,- Aufschlag.

Wer dann im Ausland Kosten für medizinische Behandlung hatte, bekommt diese bei Vorlage der entsprechenden Quittungen von der Versicherung ersetzt. Diese Quittung muß in Englisch abgefaßt oder von einem Übersetzungsbüro übersetzt sein und muß folgende Angaben enthalten: Name, Vorname, Geburtsdatum, Behandlungsort, Behandlundsdatum, Diagnose, erbrachte Leistungen, Unterschrift des Arztes, Stempel.

Wenn in komplizierten Fällen der zu leistende Betrag in schwindelnde Höhen steigt, kann man bei der deutschen Botschaft eine Vorschußzahlung erhalten.

7 Verhaltenstips

Wichtigster Punkt: Zurückhaltung!!!

Zurückhaltung immer und gerade dann, wenn einem etwas nicht paßt. Der Bus ist zu spät, das Zimmer zu dreckig, der angebotene Preis zu hoch, die Leute zu aufdringlich - alles kein Grund auszurasten! Dies nämlich hätte nur eines zur Folge: Man verliert sein Gesicht. Man macht sich in den Augen der Indonesier lächerlich und wird nicht mehr ernst genommen - folglich funktioniert dann erst recht nichts mehr.

In Indonesien haben die Leute eine unendliche Ruhe (außer den Busfahrern) und begegnen jeder Unpäßlichkeit mit einem Lächeln. Für alles, was mit unpräzisen Zeitangaben zu tun hat, gibt es den schönen Begriff "Jam karet - Gummizeit" = der Bus kommt gleich, der Bus war schon da, der Bus kommt in drei Stunden, es gibt keinen Bus; all das kann im Lächeln oder in einer unklaren Antwort stecken, wenn man nach der Abfahrtszeit fragt. Nur die Ruhe bewahren, die Indonesier tun's auch!

Das Verhalten der Indonesier sollte dir Vorbild für dein eigenes sein - du bist Gast!

Warte beim gemeinsamen Essen, bis alle anfangen; bade nicht "oben ohne", wo es Indonesier nicht tun.

Zum Essen oder Überreichen von Geschenken solltest du nicht die linke Hand benutzen - sie gilt als unrein, da sie anstelle von Klopapier benutzt wird.

Nutze für dein evtl. mitgebrachtes Klopapier die manchmal bereitstehenden Eimer, um das nicht auf Papier ausgelegte Abwasserrohrsystem nicht zu verstopfen. Als noch unreiner gilt die Fußsohle, die man niemals jemandem entgegenstrecken sollte. Dagegen gilt der Kopf als heilig, weswegen man die uns so vertraute Geste des Tätschelns von Kinderköpfen tunlichst unterlassen sollte!

Wichtig ist für Indonesier auch das Äußere, speziell die Kleidung. Als Traveller mit kleinem Rucksack kann man natürlich nicht Unmengen von Klamotten zum Wechseln mitnehmen, trotzdem sollte man stets auf saubere Kleidung achten, besonders wenn man eingeladen ist. Beinkleider, die das Knie entblößen, werden immer Anlaß zum Kichern, und Frauen mit freien Schultern und "tiefen Einblicken" immer Ziel voyeuristischer Sprüche und Getatsche sein - also haltet euch zurück und nehmt euch einmal mehr ein Beispiel an den Einheimischen.

Zum Thema Photographieren stelle man sich folgende Szene vor: Ein indonesischer Arbeiter im traditionellen Sarong und Reisfeldsonnenhut steht plötzlich in deinem Vorgarten, photographiert dich beim Lesen eines Buches, rennt in deine Wohnung, um die ungewöhnlichen Möbel zu photographieren, holt noch, weil er so fasziniert ist, zwei Freunde zum Staunen hinzu und verschwindet dann genauso schnell im nächsten Gebäude ...

Also auch hier - Zurückhaltung!

Die meisten Indonesier lassen sich jedoch gerne photographieren - aber eben nur die meisten, und auch die nicht in allen Situationen. Eine einfache Frage hilft aus dem Dilemma: "Darf ich dies/Sie photographieren" - "Boleh memotret itu/kamu?"

Zu den genannten gibt es noch viele andere Regeln, deren Einhaltung nicht immer möglich ist. Aber das verlangt auch keiner. Indonesier freuen sich über jeden noch so kleinen Versuch, ihre Sitten und Gebräuche zu verstehen und zu befolgen. Ihre Gastfreundschaft kann dann umwerfend sein.

Des Gegenteils kann man sich jedoch sicher sein, wenn man mit europäischer Arroganz und Hektik auftritt.

8 Sicherheit

Man stelle sich vor, in der heimischen Fußgängerzone kämen einem ständig Leute entgegen, die auffallend leicht als Besucher erkennen wären und in einem deutlich sichtbaren Hüftgurt ein komplettes Jahreseinkommen mit sich trügen. Zusätzlich hätten diese Besucher immer noch ein hypermodernes Gerät in einer Agfa-Tasche im Wert eines weiteren Jahreseinkommens um die Schulter hängen, das sie hier und da während des Badens notdürftig unter dem Handtuch versteckt am Strand liegen ließen ...

Genau diese Szenerie spielt sich vor den Augen der Indonesier tausendmal ab. Im Hinblick darauf ist ihre Ehrlichkeit bewundernswert.

Ansonsten ist es ähnlich wie bei uns. In Städten ist die Gefahr eines Diebstahls höher als in abgelegenen Dörfern, in Touristenzentren größer als im Dschungel.

Gewalt wird einem bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht begegnen. Einige schwarze Schafe gibt es aber auch hier; deshalb doch einige Tips:

die meisten Zimmer-/Bungalowtüren sind nur per Vorhängeschloß zu verschließen, so daß man möglichst ein starkes und ein kleineres selbst mitbringen sollte;

Bargeld und Schecks trägt man am besten unter dem Hosenbund im Baumwollhüftgurt und schützt sie mit einem zusätzlichen Plastiktütchen vor Schweiß. Um jedoch nicht für jeden Zahlungsvorgang das große Geld hervorkramen zu müssen, sollte man immer etwas Kleingeld (ca. 20.000 Rp) in den Hosentaschen haben;

von wichtigen Papieren (Paß, Ticket, TC-Kaufbestätigung) macht man am besten Kopien und tauscht sie mit den Reisepartnern aus, oder schickt sie an sich selbst an die Deutsche Botschaft in Jakarta, so daß man im Notfall Zugriff darauf hat. Auch wenn der Deutschen Botschaft der Empfänger nicht bekannt ist, wird die Post mehrere Monate aufbewahrt;

da auf Busdächern oft zwielichtige Gestalten mitfahren, kann es sinnvoll sein, zu zweit oder zu dritt einen zusätzlichen Sitzplatz fürs Gepäck zu buchen;

von Drogen jeglicher Art sollte man die Finger lassen. Für Besitz gibt's bis zu 10 Jahre, fürs Dealen geht's bis hin zur Todesstrafe. Aber selbst fürs Konsumieren kleinster Mengen bleibt man bis zu 3 Jahre länger "im Urlaub"!!!

9 Kunst

9.1 Architektur

Auf alle einzelnen traditionellen architektonischen Stile Sumatras einzugehen, würde wohl den Rahmen des Buches sprengen. Eine gute Übersicht von Modellbauten findet man im Museum in Bengkulu. Beispielhaft genannt seien hier nur der ähnliche Baustil der Batak am Toba-See und der Minangkabau rund um Padang/Bukittinggi, wo vermutlich die meisten Sumatrareisenden irgendwann vorbeikommen werden.

Gemeinsam ist beiden Stilen die Pfahlbauweise, d.h. die Holzhäuser stehen auf mannshohen Pfählen, damit einerseits in der heftigen Regenzeit die Häuser nicht weggeschwemmt werden, andererseits der Platz unter dem Haus als Stall für Haus- und Nutztiere zur Verfügung steht. Bei den Batak unterliegt die Auswahl der als Bauholz zu verwendenden Baumstämme strengen Kriterien. So darf kein Baum verwendet werden, der "seine eigene Rinde verzehrt" (also mit eingewachsener Rinde), da sonst auch die Hausbewohner sich selbst verzehren, also ausbeuten würden. Auch lianenumschlungene Bäume sind ungeeignet, da in diesen Lianen die bösen Geister zu schaukeln pflegen. Die potentiellen Eckpfähle werden klopfend untersucht, da hell klingendes Holz am meisten positive Lebenskraft mit sich bringt.

Besonders reichhaltig mit Schnitzereien und Bemalung verziert sind das Häuptlingshaus und der Reisspeicher. Diese Verzierungen haben außer dem Schmücken auch die Abwehr böser Kräfte zum Ziel, besonders der stilisierte Kopf eines mythischen Wesens am Frontgiebel.

Die im Baustil recht ähnlichen Häuser der Minangkabau unterscheiden sich ganz wesentlich in der Dekoration und im Ausmaß. Für jeden weiblichen Nachwuchs der das Haus bewohnenden Familie wird wieder ein Stück an das Haus angebaut. Der schwarz-weiß-roten Bemalung der Batak-Häuser stehen hier goldgelbe ornamenthafte Blumenmotive in auf rotem Grund entgegen. Die durchgebogenen Satteldächer mit ihren spitzen, geschwungenen Enden sind noch feiner geschnitzt und symbolisieren die Hörner eines Wasserbüffels. Der Sage nach wurde einmal ein Krieg vermieden, indem man anstelle der Soldaten zwei Wasserbüffel gegeneinander antreten ließ. Die Eingeborenen stellten dem mächtigen Tier des Eindringlings ein mit spitzen Metallhörnern ausgestattetes, noch Muttermilch gewohntes Büffelkälbchen entgegen, das bei seiner instinktiven Suche nach dem Euter den Bauch des Gegners zerfetzte. Seitdem nannten sich die Eingeborenen Minangkabau (Minang/Menang - siegen, kabau/kerbau - Büffel) und versymbolisierten diesen Sieg in den Hausdächern.

9.2 Textilien

Sarongs gibt es in der billigen Variante, die nur einseitig im Stempelbatikverfahren bedruckt werden. Sie werden im täglichen Leben zu verschiedensten Zwecken genutzt: Als Tragetuch für Babys, als Wickelrock auf dem Weg zum Mandi, als Tasche für Einkäufe, als Sitzunterlage, als Sichtschutz am Fenster oder einfach als Decke.

Die weitaus wertvolleren Sarongs werden in wochen-, manchmal auch monatelanger Arbeit von Hand mit Naturfarben bemalt. Diese bei besonders festlichen Anlässen getragene Kostbarkeit wird von Generation zu Generation weitervererbt.

Die gewobenen Ikat-Stoffe sind nach ihrer Herstellungsweise benannt (ikat - binden). Die zu verwebenden Fäden werden vor dem Färben im Farbbad mit Pflanzenfasern abgebunden, so daß der Faden an dieser Stelle keine Farbe aufnehmen kann. Beim Weben entstehen dann die kunstvollsten Muster. Eine regionale Variante sind die Songket-Stoffe in Bandar Lampung, wo früher echte Goldfäden mit eingewoben wurden.

9.3 Tänze

Tänze gab es schon immer für die verschiedensten Anlässe: zum Dank für die gute Ernte, zur Hochzeit, zur Geburt, als Bitte um Fruchtbarkeit der Erde, zu Begräbnissen, zur Meditation, zur Begrüßung - oder, inzwischen immer häufiger, auch "nur" zur Unterhaltung. Wenn man nicht das Glück hatte, einem rituellen dörflichen Tanz beizuwohnen, kann man in Bukittinggi eine der zahlreichen Vorstellungen besuchen.

9.4 Musik

Diese Form der Kunst scheint aus schleierhaften Gründen in Sumatra ziemlich verkümmert zu sein. Während man andernorts in Indonesien (speziell Java und Bali) ständig traditioneller und selbstgemachter Musik begegnet, ist es in Sumatra äußerst selten, daß man etwas anderes hören kann als den allgegenwärtigen, süßlich-nervtötenden Indo-Pop aus Billigst-Keyboards. Eine moderne, sich weiter entwickelnde Musik scheint es nicht zu geben.

Selten aber doch gibt es hie und da einen Lichtblick: die von christlichen Missionsliedern beeinflußten Lieder der Batak; die anscheinend aus dem javanischen Gamelan hervorgegangene Musik der Minangkabau, die auf bronzenen Klangschalen als Grundlage der dortigen Tänze gespielt wird; die Gongs der Dayak im Südosten.

9.5 Holzschnitzereien

Die kunstvolle Holzbearbeitung mit Schnitzwerkzeugen ist eine langgepflegte und weitentwickelte Tradition in Sumatra, die einem im täglichen Leben überall begegnet: geschnitzte Werkzeug- und Waffengriffe, ausdrucksstarke Gesichter in den Holzbalken der Häuser, feingearbeitete Skulpturen und Masken für religiöse Zeremonien, reich verzierte, aus nur einem Stamm geschnitzte Einbäume, detaillierte Muster und Ornamente in Moscheen --- und natürlich jede Menge, nur für den Souvnirhandel gefertigte Figuren, Schalen etc.

9.6 Schmuck

Der Hauptort der Silberkunst ist Kota Gadang nahe Bukittinggi, wo das in Palembang abgebaute Silber zu edlem Schmuck verarbeitet wird. Auch fein ornamentiertes Besteck, Schalen oder Wandschmuck entsteht hier und wird direkt ab Werkstatt verkauft. In jüngster Zeit wird ersatzweise auch mit Messing gearbeitet, da das Silber knapper und damit teurer wird, so daß viele Kunstschmiede mit der Umstellung auf Messing den Absatzschwierigkeiten begegnen mußten.

10 SPECIALS

10.1 Die tägliche Angst auf dem Beifahrersitz

Unterwegs in öffentlichen Bussen - eine Erfahrung, die ja die meisten Traveller unmittelbar nach der Ankunft auf dem Flughafen machen werden. Schon im Stadtverkehr werden die meisten sich des Eindrucks nicht verwehren können, daß in Sumatra "irgendwas" anders läuft, als man es vom - zugegebenermaßen schon wieder übertrieben reglementierten deutschen Straßenverkehr her kennt. Es gibt auch hier gesetzliche Regelungen, Einbahnstraßen, Ampeln etc. - nur, es interessiert niemanden. Wenn es nach Meinung des Fahrers dem Fortkommen dienlich ist, ist erst einmal alles erlaubt! Größter helfender Faktor ist hierbei die Hupe (bei Nacht auch die Lichthupe). Sie hat nicht wie bei uns die Funktion, auf Gefahr aufmerksam zu machen (außer man betrachtet Autofahren in Indonesien grundsätzlich als Gefahr), sondern weist situationsunabhängig ständig darauf hin: "Hier komme ich!" Falls man entspannt an die Sache herangeht, ist es fast schon zum Schmunzeln, wenn das Getöse selbst im innerstädtischen Vollstau nicht aufhört. Richtig wichtig wird die Hupe dann aber erst außerhalb der Stadt - nämlich bei genau den Überholmanövern, die uns Europäern permanent das Blut in den Adern gefrieren lassen. Überholen in einer scharfen Kurve an einer Kuppe ist an der Tagesordnung, da man stets darauf vertraut, daß ein entgegenkommendes Fahrzeug auf der anderen Seite der Bergkuppe die ausgestoßenen Hupsignale hört bzw. selbst natürlich derartige abgeben würde (daß man diese Signale wegen der ständig dröhnenden Musik im Fahrzeug eventuell überhören könnte, verunsichert die Fahrer keineswegs). Richtig spannend wird's aber erst, wenn mal doch einer auf der "Überholspur" entgegenkommt (was recht häufig geschieht). Durch für uns nur schwer entschlüsselbare Hup- und Lichthupkombinationen wird zwischen den beiden Fahrzeugen "ausdiskutiert", ob und wer nun wohin ausweicht. Daß all dies ungebremst geschieht, erklärt auch die Tatsache, daß Unfälle, wenn sie denn doch geschehen, immer gleich Katastrophenausmaß annehmen. Ohne Übertreibung - oft geht es nur um Zentimeter. Als nächstes hat man dann noch die zehn Zentimeter des Außenspiegels - aber dann ... Auch wenn's der Aussicht und der Beinfreiheit abträglich ist, gilt der Tip: HINTEN SITZEN UND BETEN!

10.2 Danau Dendam Tak Sudah - See der endlosen Rache

Auf der Suche nach der Entstehung diese Namens kamen zwei verschiedene Geschichten zutage. Die erste, irdischere, erzählte die Besitzerin eines Rumah Makan am Rande des Sees:

„In der Zeit der Besatzung durch die Holländer wurde der See gesperrt und ein Damm gebaut, um eine Papierfabrik zu errichten. Noch bevor jedoch der Damm fertiggestellt war, wurden die Holländer im Krieg von den Engländern besiegt, so daß von da an der Bezirk Bengkulu von den Engländern besetzt war und die Holländer getötet wurden. Vor die damalige Bezeichnung `Dam tak sudah - Damm nicht fertig` setzten die Dorfeinwohner dann in Erinnerung an all die während des Krieges im See ertränkten Bauern noch die Silbe `Den-` .Aus `Dam` wurde so `Den-dam` , was übersetzt dann `Rache` heißt.“

Die zweite Geschichte ist die Übersetzung eines Artikels aus einer indonesischen Tageszeitung:
„Bezüglich des Namens ´See der endlosen Rache` gibt es bloß Gerüchte - auch Unheimliches und Spukiges. Obwohl der See mehr einem kleinen Wasserloch ähnelt, so ist er doch ein Platz, wo die Anlieger auf die heiligen Wassergeister treffen.

`Eigentlich ist das Wasser dieses Sees nicht besonders tief oder schwierig. Aber jedes Jahr steigt die Zahl der Todesopfer` , offenbart Wardi, einer der Anwohner. Die Ertrunkenen sind nicht nur Kinder und Jugendliche. Genauso oft sind es Erwachsene, die gut schwimmen konnten und in ihrem Leben genügend Erfahrungen bezüglich der Gefahren von Seen sammeln konnten. `Normalerweise`, setzt Wardi fort, `kommen die Opfer ohne Beschwörungsrituale nie wieder an die Wasseroberfläche. Das Problem ist, glaubt man, daß die Opfer von den heiligen Wassergeistern am Grund festgehalten werden. Ohne die Hilfe von Magiern können die Ertrunkenen nur schwer nach oben geholt werden.` Der Grund für die Notwendigkeit von Magiern ist, daß die heiligen Wassergeister bestimmte Opferbedingungen stellen, die von der Familie des Opfers oder den Suchenden erfüllt werden müssen. Die gestellten Bedingungen sind sehr variabel. Beginnend vom Blut eines tiefschwarzen Hahns bis hin zu dem einer weißen oder pechschwarzen Ziege. Nicht selten erbitten die Geister bloß, daß ein einfaches Mahl bereitgestellt wird. So etwas wie eine Gartenblume, oder die siebenfarbige Blume, Ei und Weihrauch. Aber, wie muß man sich das Äußere dieser in diesem `rächenden` See thronenden Geister nun vorstellen? Spukig und wild? Oder schön, gleich wie im märchenhaften Himmel? `Tja, ich selbst hab` sie bisher noch nicht direkt gesehen. Nach den Erzählungen der älteren Leute aber erscheinen diese heiligen Wassergeister in Form von Wassertieren. Wie ein großer Fisch, eine große Schlange oder ein weißes Krokodil zum Beispiel!`, sagt Wardi. `Das Problem sei`, so Wardi weiter, `daß jedesmal beim Auftauchen eines solchen mystischen Wesens an der Seeoberfläche sofort die Seele eines der Opfer geraubt wird. Dies ist der Grund, warum das Erscheinen dieser seltsamen Wesen immer als schlechtes Zeichen von den Anliegern gewertet wird. Wenn wir solch ein Tier sehen, erstatten wir danach sofort Bericht bei den Magiern im Dorf. Um unerwünschte Konsequenzen zu vermeiden, erscheinen einige von ihnen dann sofort am See, um die geistervertreibenden Rituale auszuführen. Wenn kein schwarzer Hahn freigelassen oder geschlachtet wird, werden statt dessen Blumen, begleitet von Weihrauch, auf`s Wasser gestreut.` - so seine Worte. Man glaubt, eines der Tiere erscheine als Inkarnation einer charmanten Jungfrau, die nach ihrem Selbstmördertod auf den Grund des Sees sank. Von wem diese Jungfrau abstammt und woher sie kommt, darüber wird viel spekuliert. Genauso über die damalige mutige Tat des ehrenhaften Mädchens, die ihrem einsamen Leben selbst ein Ende setzte. Natürlich gibt es Vermutungen, sie habe es aus Liebeskummer über den sie verlassenden Geliebten getan. Als Konsequenz ihrer Rache muß sie nun ewig im See existieren. Aber ob dies nun wahr oder erfunden ist, bleibt unbeweisbar. Bisher wurde es noch nie mit der nötigen Sorgfalt untersucht. Klar ist aber, daß diese Geschichte noch wachsen und im Lauf der Zeit um einiges erweitert werden wird.“

11 Autorenvorstellung

Simon Höneß

Der 1970 in Stuttgart geborene Wahl-Mainzer ist nach Abschluß seines Jazz-Piano-Studiums im normalen Leben als freiberuflicher Pianist tätig. Seit 1993 war er fünf Mal für jeweils acht Wochen in Indonesien, jedes mal auf einer anderen Insel. Da er sich von Anfang an bemühte, Bahasa Indonesia zu lernen, war er prädestiniert für den am wenigsten erschlossenen und daher ohne Sprachkenntnisse kaum zu recherchierenden Teil Sumatras - den Süden.


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