DER SCHÖNSTE RADWEG DER WELT

Bericht von Andreas Schumann und Ilca Geske, Mönchengladbach

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Kein schönster Radweg ohne viel Schinderei und Flucherei. Und wie oft wird man die Idee zu einem Fahrradurlaub vielleicht verwünschen, aber dieser Radweg ist nun wirklich etwas Besonderes.

Der Horror beginnt mit Hupen, Gestank und Chaos am Flughafen Medan und endet ungefähr 30 Kilometer später, kurz hinter Binjai, wo man auch übernachten kann, falls man spät ankommt.

Von da an lassen das Hupen, der Abgasgestank und das Verkehrschaos nach und es geht noch etwa 55 Kilometer bis Bukit Lawang. Zum Ausspannen oder Aufregen. Alles Geschmackssache.

Keine Geschmackssache ist, daß man hier in einer Sackgasse steckt und wieder bis Binjai zurück muß. Die Straße von Bohorok nach Kabanjahe, die in der Nelles Map eingezeichnet ist, scheint leider nicht zu existieren.

Und da auf dem Weg nach Brastagi die Plackerei beginnt, und man mit einem bepackten Fahrrad instinktiv vor irgendwelchen Bergen von 0 auf 1300 m zurückschreckt, haben wir eine Abkürzung gewählt, die man ohne Fahrrad zurücklegt.

In vier Tagen von Bukit Lawang nach Kutacane zu trecken, war für unsere weitere Tour eine hervorragende Idee. Unsere Räder konnten fast ohne Probleme zum Zielort transportiert werden. Der Dschungeltreck war zwar nicht ganz so toll, wie wir uns das vorgestellt hatten, aber man kann nicht alles haben.

Verdreckt, aber mit ungebrochener Lust weiterzufahren, fehlten uns in Kutacane eigentlich nur die Velos zu unserem Glück. Den Plan am nächsten Tag früh aufzubrechen, konnten wir also vergessen. Das Wisma Rindu Alam war auch nicht dazu angetan, unsere Stimmung zu heben.

Am nächsten Nachmittag ging es dann aber doch weiter ins 30 Kilometer entfernte Ketambe. Zum „Tiere gucken“ eignet es sich besser als Bukit Lawang. Von den zurückgestrampelten 30 Kilometer haben wir hier uns dann auch erstmal 2 Tage ausgeruht.

Und jetzt beginnt der „schönste Radweg der Welt“.

Um 5.30 sollte der Wecker klingeln. Drei Stunden vorher wurden wir jedoch durch eine Ratte geweckt, die sich über unsere Obstvorräte hermachte. Was einen zu Hause erheblich aus der Fassung bringen würde, nimmt man hier mit erstaunlicher Gelassenheit hin. Drei Stunden später tat dann auch noch der Wecker seinen Dienst. Gut gestärkt durch Bananenpfannkuchen zum Frühstück ging es nach Blankejeren.

Die erste Zeit folgt man gemächlich dem Alas flußaufwärts. Es ist einfach nur phantastisch, wenn man durch eine tolle Natur mit wenig Verkehr fährt. Einfach nur Landschaft pur. Irgendwann verläßt man den Fluß und es geht in die Berge. Die Strecke ist fahrbar, allerdings ist unser Schnitt ist nach 70 Kilometer auf 12 Kilometern in der Stunde gesunken. Zur Stärkung gibt es ziemlich genau auf halber Strecke etwas Anständiges zu essen.

Im übrigen findet man auf der ganzen beschriebenen Tour immer etwas Eßbares am Straßenrand.

Blankejeren ist dann wieder Geschmackssache, aber man hat ein Bett und auch hier gibt es was zu essen. Was braucht man mehr?

Mit dem Fahrrad sollte es am nächsten Tag nach Ise Ise gehen. Aber vorgefaßte Pläne sind nun mal dazu da, über den Haufen geworfen zu werden. Vor allem, wenn irgendwelche bis zu 1850 m hohe Pässe bei über 30° im Schatten vor einem liegen, wobei man den Schatten vergeblich sucht.

Um 5.30 Uhr klingelte also wieder unser Wecker und mit dem ersten Licht radeln wir los. Die ersten 20 bis 30 Kilometer ging die Fahrt recht gut. Ein zweites Frühstück war angesagt. Kaum sind wir wieder gestartet, steigt die Straße merklich an. Für 8 Uhr ist es schon unangenehm warm und während wir noch stehen und uns mißmutig fragen, ob der Paß hier anfängt, geschieht ein Wunder.

Zwei Minuten später stehen wir auf der Ladefläche eines LKW und lassen uns den Fahrtwind um die Nase wehen. Es war der vermutete Paß.

Die Straße windet sich endlos und steil in die Berge. Wenn wir uns eine Schieberei über etwa 20 Kilometer vorstellen, kennt unsere Dankbarkeit gegenüber dem Fahrer kaum noch Grenzen.

Auf einer Brücke stoppt unser Chauffeur. Fotostopp. Gruppenbild mit LKW war angesagt. Da er dabei die Straße versperrte, war auch ein entgegenkommender LKW zum Halten gezwungen und zeigte sich von der Idee mit den Fotos so begeistert, daß er auch welche mit uns machen wollte.

Da wir nur sedikit sedikit (ganz ganz wenig) indonesisch reden und unser Fahrer nur a little english versteht, ist das Mißverständnis aufgekommen, daß er bis nach Takengon fährt. Wir sehen von der Ladefläche eines langsamen Lkws eine ganze Menge mehr als wir gedacht haben und außerdem gefällt uns der Gedanke, anstatt drei auf diese Art und Weise nur einen Tag von Blankejeren nach Takengon unterwegs zu sein.

Doch wir halten abermals. Diesmal etwas unterhalb des Passes. Hier ist Endstation für unser Taxi und wir müssen unseren gerade gefaßten Plan auch genauso schnell wieder begraben.

Die nächsten Kilometer gehen auf einer im Bau befindlichen Schotterstraße steil bergab. Nicht gerade die angenehmste Fahrerei. Eine Stunde später war unser ursprüngliches Ziel Ise Ise erreicht. Zum Hierbleiben ist es nun doch viel zu früh. Offiziell ist es verboten, Orang-Utans als Haustiere zu halten. Trotzdem läuft vor dem Restaurant, in dem wir gegessen haben, ein junges Tier herum. Tage später im Camp Europa sehen wir einen weiteren Orang-Utan unter noch sehr viel erbärmlicheren Umständen.

Wir beschließen weiterzufahren und nach einem Nachtquartier zu schauen. Schade, denn der Gedanke noch am selben Tag nach Takengon zu kommen, hat uns eigentlich gefallen.

Die Straße geht nun bergauf und bergab und im Gegensatz zum vorherigen Tag war es furchtbar heiß. Vor uns liegt ein Paß von über 1700 m und das mit dem Lkw hatte wirklich Laune gemacht. Was schließen wir daraus? Genau. Wir haben uns in den Schatten gepflanzt, uns eine Ananas einverleibt und auf den nächsten Lkw gewartet. Eine viertel Stunde später steht der Fahrer vor uns, der als zweiter zu unserer Fotosession dazukam. Und er fährt nach Takengon. Das Leben ist einfach herrlich, genau wie alles an diesem Tag. So überwinden wir auch den zweiten Paß, der aber wohl zu radeln gewesen wäre. Aber wir sind im Urlaub und machen das, wozu wir gerade Lust haben.

Und so sind wir nach einem einfach nur supertollen Tag am Spätnachmittag in Takengon; und während unser erster Fahrer nichts gegen ein kleines Beförderungsentgeld einzuwenden hatte, hat sich der zweite geweigert, etwas anzunehmen.

Takengon hat dann nicht so ganz das gehalten, was wir uns versprochen haben. Seine Lage am Laut Tawar ist zwar schön, aber zum Schwimmen ungeeignet. Außerdem sehnen wir uns wieder nach mehr Komfort und Unterhaltung mit anderen Rucksacktouristen.

Die nächste landschaftlich lohnende Etappe geht über 100 Kilometer von Takengon (1200 m ü.N.N.) nach Bireuen (sprich Birön) (10 m ü.N.N.), wobei die erste Hälfte hügelig, die zweite ziemlich abschüssig ist. Über Bireuen kann man nur sagen, daß man hier wohl nur so lange bleibt wie nötig.

Da uns immer mehr nach Touri-Ort und Nichtstun ist, haben wir uns vorgenommen nach Pulau Weh zu schippern.

Dafür muß man aber ersteinmal 220 Kilometer Richtung Norden nach Banda Aceh fahren. Es herrscht schon mehr Verkehr und die Landschaft ist ziemlich eintönig. Ungefähr auf halber Strecke kann man in Sigli übernachten. Hier wäre der Bus sicher eine Alternative.

Banda Aceh ist vor allem am Abend eine sehr angenehme Stadt. Man kann entspannt draußen sitzen, trinken und essen.

Am nächsten Morgen ist es soweit. Uns trennen noch lächerliche, aber sehr angenehm zu fahrende 35 Kilometer von Krueng Raya. Es schließt sich eine zweistündige Fahrt mit der Fähre an und zum Schluß kommen noch superschöne 11 Kilometer nach Sabang. Wir sind nicht der Ausschilderung Sabang gefolgt, sondern in Richtung Aneuk Laot gefahren.

In Sabang haben wir es uns ein paar Tage nur gut gehen lassen. Wir sind über die sehr schöne Insel geradelt, haben an einsamen Stränden gebadet und uns abends den Bauch vollgeschlagen. Und wir waren einen Tag in Iboih. An dem Punkt sind wir wieder bei der Geschmackssache angelangt - für unsere Verhältnisse waren hier zu viele Touristen konzentriert. Die Insel hat sich aber in jedem Fall gelohnt.

Wir haben nun die Westküste vor uns und nach der Faulenzerei haben wir uns auf die nächsten Etappen schon sehr gefreut.

Die nächsten 75 Kilometer nach Lamno stufen wir als die landschaftlich schönsten dieser Tour ein. Die Straße verläuft kurvig und hügelig an der Küste entlang. Die Ausblicke sind phantastisch. Wir halten an jeder Kurve, um Sicht und Landschaft zu genießen. Der Verkehr ist angenehm gering.

Zum Camp Europa, unserem nächsten Ziel, sind es weitere 70 Kilometer und die Landschaft wird gleichförmiger. Das Wetter ist auch nicht mehr so schön wie vorher. Und so werden aus unseren geplanten zwei Tagen wegen Dauerregens vier. Die Anlage ist ganz nett und die einzelnen Bungalows liegen z.T. wirklich traumhaft über den Klippen, aber das Essen ist nicht jedermanns Geschmack.

Langsam wird es uns unbegreiflich, wie man sich alle 2 oder drei Tage für 6 - 1ß Stunden auf das Fahrrad setzen kann. Da wir zudem unserem Zeitplan hinterherhinken und die 100 Kilometer nach Meulaboh mit einigen langen kerzengeraden Straßenabschnitten unspektakulär waren, nehmen wir von dort den Bus über Tapaktuan nach Teluk Jamin.

Nach einer nicht allzu komfortablen Nacht auf dem Fußboden eines uns zur Verfügung gestellten Dachbodens, können wir seit längerer Zeit mal wieder unsere Räder besteigen.

Die Straße nach Subulussalam ist die merkwürdigste Straße, die wir je mit dem Fahrrad gefahren sind. Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß bei der Planung wohl einige Flaschen Tuak im Spiel gewesen sein müssen. Etwa 30 der insgesamt 80 Kilometer beschreiben in etwa den Verlauf einer Achterbahn, es fehlt nur der Looping. Das ständige sehr steile Auf und Ab, Rechts und Links ist jedenfalls ermüdend.

Der folgende Tag nach Sidikalang gehört dann wieder zu den Highlights. Die ersten 57 Kilometer gehen ständig bergauf, aber die Steigung ist jederzeit gut fahrbar und landschaftlich beeindruckend. Es geht sehr schön am Hang entlang durch den Wald. Viele Affen und Nashornvögel lassen sich vom Fahrrad aus bewundern. Vom Paß aus geht es noch angenehme 8 Kilometer bergab nach Sidikalang, wo abends ein Bier wartete, da wir mittlerweile die alkoholfreie Provinz Aceh verlassen hatten.

An unserem letzter Fahrradtag kämpfen wir mit widersprüchlichen Kilometerangaben und unklaren Straßenkarten. Anders als z.B. in der Nelles Map muß man, um zum Toba See zu gelangen, von Sidikalang aus 8 Kilometer der Straße nach Medan folgen und dann rechts Richtung Pangururan abfahren.

Diese 8 Kilometer und die nächsten 40 nach Tele sind anstrengend, weil es fast an einem Stück leicht bergauf geht. Wir überlegen uns an dieser Stelle, ob wir uns den Bus als Alternative empfehlen, aber den Ausblick in Tele auf die Straße, die zum Toba See hinunterführt, muß man sich einfach selbst erarbeitet haben. Wir sind aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen.

Die Straße windet sich in langen Kehren 14 Kilometer den Berg hinunter und wird dann für die restlichen 8 Kilometer nach Pangururan flach und zur Schlaglochsuchstrecke. Von Pangururan aus sind es dann noch 40 Kilometer ohne Berge, aber mit Schlaglöchern bis Tuk Tuk.

Hier erholen wir uns noch ein paar Tage gut, bis es mit den nächsten Reiseplänen im Kopf und den Fahrrädern im Taxi (soviel Luxus muß sein) zum Flughafen geht.

Für uns war es der schönste Radweg der Welt, aber beim nächsten Mal würden wir uns Ohropax mitnehmen.

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