Pulau Banyak
Paradies mit Hindernissen

Bericht von Andreas Schumann und Ilca Geske, Mönchengladbach

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Von den Banyak Inseln haben wir zwar schon im Reiseführer gelesen, allerdings waren die Informationen recht dürftig. In Sabang hat uns dann die viele Werbung für die Inseln so neugierig gemacht, daß wir sie unbedingt besuchen wollen.

Wir planen mittwochs die Überfahrt von Tapaktuan aus, was eigentlich kein Problem sein sollte. Die erste Schwierigkeit sieht dann jedoch so aus, daß es keine regelmäßige Fähre gibt und die zweite Schwierigkeit ist, daß wir scheinbar die einzigen Touristen in dem Städtchen sind, die auf die Banyak-Inseln wollen. Der Charterpreis von 80 bis 100 DM für das Boot ist bei zwei Leuten aber doch ein wenig teuer.

Nach den aktuellen Informationen fährt Montags, Mittwochs und Freitags ein Boot von Singkil (ungefähr acht Busstunden von Tapaktuan entfernt) und Dienstags bzw. Donnerstags ein Boot von Teluk Jamin (nur etwa eine Busstunde südlich von Tapaktuan). Da uns aber niemand mit Sicherheit sagen kann, ob das Boot von Teluk Jamin tatsächlich fährt und wie früh es fährt. Uns ist es zu ungewiß ist, ob wir dieses Boot noch erreichen können. So entschließen wir uns, mit der Fähre übermorgen, also am Freitag, von Singkil aus zu fahren. Wir holen uns am Busbahnhof unsere Tickets für den nächsten Morgen früh.

Spätabends - wir liegen schon im Bett - klopft Manager Kusnaidi vom HPI Tourism Information Center an unsere Tür. Er sollte sich um ein Charterboot kümmern und hat tatsächlich noch vier Engländer aufgegabelt, die auch nach Banyak wollen. Einen Preis für das Boot kann er uns noch nicht sagen, aber daß es kein Problem sei, unsere Bustickets zurückzugeben, da ist er sich sicher.

Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn alles so läuft, wie man es sich wünscht.

Am nächsten Morgen begrüßt uns unser Touristmanager Kusnaidi, mit der schlechten Nachricht, daß den Engländern das Boot doch zu teuer ist.

In einer Stunde würde unser Bus gehen. Wir düsen in den Ort, um unsere Überredungskünste zu testen und hören erstaunt, daß den Engländern das Boot nicht zu teuer ist, sondern sie erst am nächsten Tag fahren wollen. Ein Tag Verzögerung ist für uns immer noch viel besser als die stundenlange Busfahrt.

Kusnaidi beteuert wiederum, daß die Rückgabe der Bustickets kein Problem sein wird. Wir versuchen also am Busterminal, die Fahrkarten umzutauschen. Nachdem eine ganze Weile gar nichts passiert, steht plötzlich die Polizei vor uns. Man macht uns klar, daß wir die Karten gekauft haben und nun auch fahren müssen. Da wir nicht vorhaben, uns hier größeren Streß anzutun, schreiben wir die Rückerstattung der Fahrkarten ab und denken, daß damit alles geklärt ist. Pustekuchen. Anstatt sich über zwei leere aber bezahlte Plätze in ihrem Bus zu freuen, bestehen alle darauf, daß wir endlich einsteigen.

Unterdessen erscheint auch ein unbeteiligt wirkender Mr. Kusnaidi und tut so, als ob er mit dem ganzen Gefeilsche um Bustickets nichts zu tun hätte. Als Krönung erzählt er uns, daß jetzt sowieso kein Boot mehr fahren würde.

Wir haben zwei Möglichkeiten. Stur sein, Zeit verlieren und die Inseln vergessen, oder gute Miene zum merkwürdigen Spiel machen. Wir entscheiden uns für letzteres und steigen in den Bus.

Nach acht Stunden Horrorbusfahrt kommen wir in Singkil an. Ja, ja, morgen fährt eine Fähre nach Pulau Balai, der Hauptinsel, so wird uns versichert. Na immerhin. Da wir am nächsten Morgen nicht unnötig herumirren wollen, marschieren wir noch mal los, um den Hafen zu suchen. Wir sind noch keine 500 m gegangen, als wir schon angesprochen werden. Vor uns steht der Bootsführer, der morgen nach Pulau Banyak fährt und auch noch zwei andere Touristen hat, die mitwollen.

Er gibt uns keine ganz genaue Auskunft, aber wir sind uns einigermaßen sicher, daß er nicht die offizielle Fähre darstellt. Da sein Preis in Ordnung ist, haben wir nichts dagegen, daß er sich was dazuverdient.

Um sieben soll es losgehen. Von unserem Bootsführer keine Spur. Nach einer Weile erscheint er mit der Entschuldigung, daß er gestern abend zuviel getrunken hat. Auf die Frage nach den anderen beiden Touristen, wir sind nämlich noch alleine, bekommen wir keine klare Antwort. Immerhin legen wir dann doch recht zügig ab.

Wir fahren durch einen sehr schönen Flußarm und es geht uns einfach nur gut. Nach der Einfahrt in den Ort, an einer Brücke wo es sowieso nicht weitergeht, legt unser Boot an. Gut, denken wir, hier werden wohl die anderen zusteigen. Wahrscheinlich ist das doch die offizielle Fähre. Doch von anderen Mitfahrern keine Spur. Unser Bootsführer, nennen wir ihn S., frühstückt erst einmal. Als er aber überhaupt keine Anzeichen macht, irgendwann einmal loszufahren, fragen wir ganz vorsichtig nach. Ja, das kann schon eine Weile dauern, er warte auf die Polizei. Ob es doch noch eine andere Fähre gibt? Wenn ja, dann ist sie schon weg, aber dann hätten wir sie eigentlich sehen müssen. Für uns gibt es jetzt jedenfalls keine mehr.

Irgendwann erhebt sich S. dann doch, und wir legen ab. Wir sind uns eigentlich sicher, daß er wieder zu seiner Anlegestelle fährt, doch oh Wunder, eine halbe Stunde später sehen wir das offene Meer. Jetzt klappt ja doch alles. Kurz vor der Flußmündung biegt er in einen kleinen Seitenarm ein und wirft Anker. Die Brandung die vom Meer kommt ist zu hoch, wir müssen hier ein bis zwei Stunden warten. Uns soll’s recht sein, wenn wir nur heute noch auf die Inseln kommen, zumal die bisherige Fahrt sehr schön war. Doch nach zwei Stunden hat sich an der Brandung nichts geändert und da wird sich auch nichts dran ändern. Also wieder zurück zur Anlegestelle. Wir waren zu spät dran. Morgen früh ist alles kein Problem.

Wir fangen an zu überlegen, ob das alles vielleicht ein Wink mit dem Zaunpfahl ist und wir die Banyak Inseln vielleicht aus unseren Plänen streichen sollten. Aber eine Chance wollen wir uns noch geben. Wenn wir morgen früh nicht wegkommen, fahren wir weiter.

Als wir den Abend in unserer Pension sitzen und alle möglichen Alternativen überlegen, bekommen wir Besuch. Jemand aus dem Dorf möchte von uns wissen, wann und von wo wir genau losfahren wollen. Uns macht diese Fragerei mißtrauisch und wir antworten ausweichen. Als er das dritte Mal bei uns auftaucht, droht er mit unserer Verhaftung, wenn wir morgen auf die Inseln fahren würden. Es sei der Nationalfeiertag und niemand dürfe mit dem Boot auslaufen. Unser Bedenken wachsen beachtlich, als S. eine Stunde später kommt und einen sehr geknickten Eindruck macht. Die Ursache für sein Verhalten stellt sich aber als harmlos heraus. Er erzählt, daß er völlig pleite sei und einen Vorschuß für Öl und Benzin von uns brauche. Wir haben uns dann darauf geeinigt, daß er den halben Fahrpreis im voraus bekommt. Entgegen allem, was wir sonst tun würden, haben wir schriftlich festgehalten, daß wir das Geld zurückbekommen, wenn er uns nicht am nächsten Tag auf die Inseln bringt. Obwohl uns klar war, daß wir im Falle eines Falles das Geld nie wiedersehen würden, wollten wir ihn zumindest ein wenig motivieren.

Im Laufe des Abends kamen fünf weitere Touristen, denen von allen Seiten gesagt wurde, daß morgen ein Boot fahre. Und zwar das offizielle. Wir haben gar nicht mehr nachgefragt. Ganz langsam machte sich eine Antipathie gegen die Banyak Inseln in uns breit

Nach einer ziemlich unruhigen Nacht (ich hatte schon Alpträume von unerreichbaren Inseln und Booten, die nie fahren), stehen am nächsten Morgen auch die anderen Touristen bei uns auf der Matte. Unser Boot ist nun scheinbar doch das einzige. Und da das so ist, bezahlen die Neuzugänge das doppelte wie wir. Das behalten wir allerdings für uns. Bloß keinen unnötigen Ärger.

Und das Boot legt ab. Wieder steuern wir auf die Flußmündung Richtung Meer zu. Die Brandung sieht zumindest für uns genauso stark aus wie gestern. Das viele Geld wird er sich wohl kaum entgehen lassen, wobei wir jetzt in der Brandung verstehen, was das Problem ist. So ganz wohl ist uns nicht in unserer Haut und irgendwie bin ich erleichtert als er abdreht, zurückfährt und ein Stück flußaufwärts wieder vor Anker geht.

Das war es jetzt endgültig. Da nimmt ein Fischkutter, der ungefähr doppelt so groß ist wie unser Boot, Kurs aufs offene Meer und dreht nach einigem Hin und Her ebenfalls wieder ab. Dann fahren auch wir wieder los, aber nicht zurück, sondern auf ein Neues. Der Fischkutter hängt sich an uns dran. Irgendwie ist es ein gutes Gefühl ein zweites Boot in der Nähe zu haben und irgendwie ist es ein beschissenes Gefühl, wenn das größere Boot abermals abdreht und man bei dem eigenen glaubt, daß es bei der nächsten Welle einfach in zwei Teile bricht. Man ist zwar nur ein paar Meter von der Küste entfernt, aber da sind ja auch noch die Krokodile.

In unserem Hinterkopf spuken die Horrorgeschichten über Fähren, die auf Sumatra kursieren. Mißtrauisch und ängstlich beäugen wir die Brandung. Aber dann geht die weitere Fahrt recht geruhsam vonstatten, auch wenn wir anstatt drei ganze sechs Stunden unterwegs sind und das Boot zwischenzeitlich noch auf einer Sandbank aufsetzt.

Gegen drei Uhr nachmittags sind wir dann da! Auf Pulau Palambak Besar!

Das alles läßt sich wirklich nicht in Worte fassen. Man kann nur sagen, daß es einfach traumhaft ist und wir so etwas phantastisches noch nicht gesehen haben. Einfach ein Paradies. Was Unterkünfte und Essen anbelangt, ist es noch wirklich touristisches Neuland (August ´96). Es ist alles sehr einfach. Und darin liegt auch der Unterschied bei den einzelnen Anlagen. Es kommt einfach nur darauf an, wieviel Mühe sich die jeweiligen Leute machen.

Wir haben es dann auch ohne viele Probleme wieder zurück aufs Festland geschafft.

Das hört sich jetzt alles vielleicht ein bißchen entmutigend an, aber unterem Strich überwiegt das einmalig Schöne 100 : 1. Es läßt sich halt nur nicht so gut beschreiben, wer liest schon gerne Kitsch?

Ein weiteres Urteil:
Die Natur ist sehr schön, die Strände zum Baden aber zu flach, die Korallen sind meist zerstört oder mit einer grauen Sandschicht bedeckt, da mit Dynamit gefischt wurde. Es können schöne Schnorchelgänge unternommen werden, aber die Einheimischen versuchen überhöhte Bootspreise durchzusetzen.

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